Die tiergestützte Kompensationstherapie ist eines der wichtigen Angebote in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in den Helios Fachkliniken Hildburghausen. Jana Albertus, Leitende Therapeutin der Klinik, ist Initiatorin der Tiergestützten Kompensationstherapie und führt die Behandlung gemeinsam mit ihren Kolleginnen Elke Dinkler, Julia Voigt und Judith Gundelwein durch. An jedem Freitag kommen Patient:innen zwischen 5 und 18 Jahren zu einer zweistündigen Therapieeinheit auf den Hof von Jana Albertus nach Bischofrod.
Am 21.06.2022 öffnete Jana Albertus für die Mitarbeiter:innen der Helios Fachkliniken Hildburghausen ihre Türen. Bei einem sonnigen Picknick im Grünen erzählte die Psychologin begeistert, weshalb Pferde besonders gut für diese Art der Therapie geeignet sind: „Pferde erfassen sofort, wie es uns Menschen geht. Sie nehmen unsere Emotionen auf und reinszenieren unsere Emotionen in ihrem Verhalten.“ Gerade deshalb, so sagt sie, kann die tiergestützte Kompensationstherapie bei Patient:innen mit unterschiedlichsten Krankheitsbilder, wie beispielsweise Magersucht, Aufmerksamkeitsdefizitstörungen, Zwangsstörungen, Angststörungen und Depressionen angewendet werden. Durch die tiergestützte Kompensationstherapie können wenig hilfreiche Verhaltensmuster erkennbar gemacht und gelöst werden. Nach einem Kaffee und einer Portion frischen Erdbeeren durften die Mitarbeiter:innen die drei Therapiepferde Frieda, Bella und Herbstfunken kennenlernen. Frau Gundelwein erzählte den Kolleg:innen, dass Pferde aufgrund ihres Flucht- und Herdeninstinktes eine sehr feine Kommunikation ausüben, was für die Therapie von großer Bedeutung ist. Durch die feinfühlige Reaktion der Pferde auf das Verhalten und die Stimmung der Kinder und Jugendlichen können die Therapeutin und ihre Mitarbeiterinnen die Patient:innen gezielt beobachten und verunsicherten Menschen ein klares Feedback geben. Durch die Analyse der gemeinsamen Beobachtungen können Rückschlüsse auf die Probleme der Patient:innen gezogen und aktiv Veränderungen bewirkt werden. Dadurch können eine Reihe positiver Effekte erzielt werden, die den Kindern und Jugendlichen ihren Alltag erleichtern. Die Mädchen und Jungen lernen u.a. die eigene Körpersprache zu beobachten, das „Bauchgefühl“ wertzuschätzen und auf ihre inneren Antennen zu hören. Sie lernen sich selbst besser kennen und gehen eine Beziehung mit den Pferden ein. Die Kinder und Jugendlichen erwerben somit die Fähigkeit, für sich und die Pferde Verantwortung zu übernehmen. Dadurch machen die Kinder positive Beziehungserfahrungen, erleben sich kompetent, selbstbewusster, werden entscheidungsfreudiger.
Im Verlaufe des Nachmittags erklärt Jana Albertus anhand verschiedener Beispiele, was konkret die tiergestützte Kompensationstherapie bei den Patient:innen bewirken kann. Ein Fallbeispiel einer Patientin berührte die Besucher:innen besonders. Eine Jugendliche, die den Erwartungen der Eltern sowie der Schule nicht mehr entsprechen konnte und den Lebensmut verloren hatte, damit auch das Interesse an anderen, erschien scheinbar ohne Emotionen zur ersten Therapiestunde auf dem Hof. Als Partnerin suchte sie sich die 11-jährige die Stute Bella, die lange Erfahrungen mit Leistungsdruck kannte, aus. Die Stute erfasste die Belastung und Selbstaufgabe der Patientin sofort. Bella schien die Patientin regelrecht zu umarmen, durch Ruhe und Zuneigung zu trösten, ihr sagen zu wollen: …doch, Du bist wichtig, lass wieder Nähe zu!
Solche Momente zeigen Jana und ihrem Team, wie wertvoll ihre Arbeit mit den Pferden ist, und dass sich Anstrengungen und Mühen jeden Tag lohnen.
Genau wie die Patient:innen verließen auch die Teilnehmer:innen der Veranstaltung am Ende zufrieden, lächelnd und dankbar um diese Erfahrung den Hof. Der Nachmittag bei Jana Albertus und ihrem Team hat ihnen eindrücklich gezeigt, dass Pferde die Geschichte einzelner Individuen nicht nur bravourös tragen, sondern sogar verändern können.