Hildesheim, 17. August 2023 – Akute Mandelentzündungen (Tonsillitis) gehören jedes Jahr zu den häufigsten Gründen für einen Besuch beim Hausarzt. In der Regel klingt die Entzündung bei richtiger Therapie aber innerhalb von ein bis zwei Wochen ohne Komplikationen ab. Für Leonie Kappmeyer (24) sind zwei Wochen Genesungszeit ohne Gesang jedoch nervenzehrend: Sie ist Sängerin, ihre Stimme ist ihr Kapital. Sie hatte oft Probleme mit Entzündungen und ihre rechte Mandel war meist stark vergrößert. Jetzt hat sie sich am Helios Klinikum Hildesheim von HNO-Arzt Dr. Morad Ilbagian die Mandeln mit der sogenannten „Coblation Tonsillektomie“ entfernen lassen. Einer besonders schonenden Methode, die in Deutschland bisher nur in wenigen Kliniken zum Einsatz kommt. Aufmerksam wurde sie durch ein YouTube-Video aus Hildesheim.
„Ich bin glücklich, dass die OP gut verlaufen ist und meine Mandeln mir in Zukunft keine Probleme mehr machen werden. Mein Rachen ist noch etwas gereizt, aber ansonsten fühlt sich alles gut an“, sagt Leonie Kappmeyer zwei Tage nach dem Eingriff erleichtert. Über Jahre hat sie die wiederkehrenden Mandelentzündungen ertragen aus Angst davor, dass eine Entfernung ihre Stimme verändern könnte. Ein Horrorszenario für die professionelle Sängerin, die gebürtig aus Haltern am See in Nordrhein-Westfalen stammt und aktuell am Volkstheater Rostock die weibliche Hauptrolle in „Cabaret“ spielt. Dann stieß sie bei YouTube auf ein Interview mit Opernsängerin Marion Decorvet. Sie ist vor zwei Jahren extra aus Frankreich nach Hildesheim gekommen, um sich am Helios Klinikum die Mandeln mit der Methode von Dr. Morad Ilbagian entfernen zu lassen. Aufgrund negativer Erfahrungsberichte von Schmerzen, starken Nachblutungen und Stimmveränderungen nach Eingriffen mit der herkömmlichen „Cold Steel-Methode“, hatte sie ebenfalls lange gezögert. „Nachdem ich das Video gesehen hatte wusste ich, der Coblation und dem Arzt kann ich vertrauen“, erzählt Kappmeyer. Dr. Ilbagian ist Leitender Arzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Hildesheimer Klinikum und mit mehr als 3.500 Eingriffen der Coblation Tonsillektomie in den letzten 13 Jahren führend in Nordeuropa. „Bei Frau Kappmeyer haben sich aufgrund großer Mandeltaschen sogenannte Mandelsteine gebildet, die Mitverursacher dafür waren, dass sich die Organe immer wieder entzündet haben. Die Entzündung kann auch auf die Stimmbänder übergehen, was natürlich gerade bei Sängern gefürchtet ist“, erklärt er. Bei der Coblation wird an der Spitze einer Einmalsonde mit Hilfe von Kochsalz und Radiofrequenzenergie ein fokussiertes Plasmafeld erzeugt, durch das die Mandeln schonend aus ihrem Bett herausgelöst werden. Dabei entstehen Temperaturen von nur 40-70 Grad Celsius. Bei der herkömmlichen Cold Steel-Methode sind es zur Blutstillung per Elektrokoagulation rund 400 Grad. Das umliegende Gewebe wird durch die geringere Temperatur geschont, sodass nach der OP in der Regel kaum Nachblutungen und Schmerzen auftreten.
In den USA und England Goldstandard
Die Methode bringt große Vorteile für die Patient:innen mit sich. Liegt das Risiko für Nachblutungen durch Cold Steel bei bis zu zehn Prozent, verzeichnet Dr. Ilbagian eine Quote von weniger als einem Prozent: „Wir führen die Operation unter Vollnarkose mit stark vergrößernden Lupen durch. So können wir die Mandeln fast blutungsfrei entfernen und erzielen einen optimalen Operationserfolg. Die Patient:innen können in der Regel bereits nach drei Tagen wieder nach Hause, die Operationswunde ist nach circa zwei Wochen nahezu vollständig verheilt.“ Dennoch ist die Methode keineswegs Standard. Auch nicht in Deutschland. Ilbagian, der zu dem Thema regelmäßig Fachvorträge im In- und Ausland hält, berichtet: „Jeder, dem ich die Methode zeige, ist begeistert. Durchführen wollen sie die meisten Krankenhäuser dennoch nicht, da die Krankenkassen die Kosten für die Einmalsonde nicht übernehmen. Die Patienten müssten die 150 Euro für die Sonde selbst zahlen.“ Während die Methode in den USA und England der Goldstandard ist, wird sie in Deutschland daher nur von einer Handvoll Medizinern durchgeführt. Das sie wirkt, bestätigt auch Krankenschwester Cleo Merten. Sie betreut die Musicaldarstellerin während ihrer Schicht und kennt das Verfahren aus eigener Erfahrung: „Ich habe mir auch die Mandeln von Dr. Ilbagian entfernen lassen. Es lief absolut problemlos. Wassereis nach der OP ist auf jeden Fall ein guter Tipp.“
Leonie Kappmeyer hat Verwandtschaft in Sarstedt und nutzt den kurzen Aufenthalt für einen Besuch. In den letzten Jahren war das kaum möglich. Nach ihrem Musical-Studium in Tilburg in den Niederlanden und ihrem Master an der Royal Academy of Music in London folgten Engagements an verschiedenen Spielorten in England, Irland und Deutschland. Nächstes Jahr geht sie für eine große Produktion nach Wien. „Ich bin froh, dass ich die spielfreie Zeit für den Eingriff und einen Besuch bei meiner Familie nutzen konnte“, sagt sie. In etwa vier Wochen darf sie wieder singen. Kostproben kann man sich bereits jetzt auf YouTube anschauen.
Helios ist Europas führender privater Gesundheitsdienstleister mit insgesamt rund 126.000 Mitarbeitenden. Zum Unternehmen gehören unter dem Dach der Holding Helios Health die Helios Gruppe in Deutschland sowie Quirónsalud in Spanien und Lateinamerika und die Eugin-Gruppe mit einem globalen Netzwerk von Reproduktionskliniken. Mehr als 24 Millionen Menschen entscheiden sich jährlich für eine medizinische Behandlung bei Helios. 2022 erzielte das Unternehmen einen Gesamtumsatz von rund 11,7 Milliarden Euro.
In Deutschland verfügt Helios über 87 Kliniken, rund 240 Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit etwa 600 kassenärztlichen Sitzen, sechs Präventionszentren und 21 arbeitsmedizinische Zentren. Jährlich werden in Deutschland rund 5,5 Millionen Menschen behandelt, davon 4,4 Millionen ambulant. Helios beschäftigt in Deutschland mehr als 76.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von rund 7,0 Milliarden Euro. Sitz der Unternehmenszentrale ist Berlin.
Quirónsalud betreibt 58 Kliniken, davon acht in Lateinamerika, über 100 ambulante Gesundheitszentren sowie rund 300 Einrichtungen für betriebliches Gesundheitsmanagement. Jährlich werden hier rund 18,9 Millionen Patient:innen behandelt, davon 17,8 Millionen ambulant. Quirónsalud beschäftigt mehr als 47.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro.
Das Netzwerk der Eugin-Gruppe umfasst 44 Kliniken und 37 weitere Standorte in zehn Ländern auf drei Kontinenten. Mit rund 1.800 Beschäftigten bietet das Unternehmen ein breites Spektrum modernster Dienstleistungen auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin an und erwirtschaftete 2022 einen Umsatz von 250 Millionen Euro.
Helios gehört zum Gesundheitskonzern Fresenius.