Suchen
Menü
Schließen

Helfende Hände für eine hoffnungsvolle Zukunft

Der kleine Jamal aus Afghanistan hat in seiner Heimat alle Finger verloren. Plastische Chirurgen am Helios Klinikum Hildesheim haben ihm in mehreren Operationen neue Greifhände geschaffen. Jetzt darf er nach Hause.

07. Januar 2024

Hildesheim, 8. Januar 2024 – Feuer hat das Leben des 8-jährigen Jamal aus Afghanistan schon früh für immer verändert. Als Kleinkind zog er sich schwerste Verbrennungen an den Händen zu, verlor alle Finger. Zurück blieb nur noch die Mittelhand. Durch die verkohlte Haut und verkürzte Sehnen konnte er die Hand nicht mehr durchstrecken, sodass sein Handgelenk jahrelang gebeugt war. Ohne eine operative Korrektur hätte er nie eigenständig leben können. Da er in seiner Heimat nicht adäquat versorgt werden konnte, wandten sich seine Eltern an das Friedensdorf in Oberhausen. Von dort brachte man ihn in die Plastische Chirurgie des Helios Klinikum Hildesheim. Hier konnte ihm Chefarzt Nikolaus Unbehaun in vier aufwendigen Operationen helfen, seine Hände zukünftig wieder nutzen zu können. Nach über einem Jahr in Deutschland reist Jamal nun bald zurück zu seinen Eltern nach Afghanistan. Und kann seinen Namen selbst schreiben.

Im August 2022 wurde Jamal erstmals im Helios Klinikum Hildesheim stationär aufgenommen, es folgte der erste Eingriff an der rechten Hand. „Im ersten Schritt haben wir die Hand wieder aufgerichtet und mit Drähten gestützt, um eine erneute Beugung zu vermeiden. Die fehlende Haut haben wir als Volltransplantat aus der Leistengegend des Jungen entnommen“, berichtet Nikolaus Unbehaun, Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie. Nach der OP waren sechs Wochen Pause notwendig, die Jamal wieder im Friedensdorf verbrachte. Dann konnten Unbehaun und sein Team die Furche in der Mittelhand bilden, um die Greiffunktion herzustellen. „Dafür haben wir den Spalt zwischen den Mittelhandknochen freipräpariert und aufgedehnt. Die innenliegende Muskulatur wird dann genutzt, um Dinge greifen, drücken und festhalten zu können. Wichtig ist, dass die Hand umgehend trainiert wird. Das hat Jamal super gemacht und konnte schnell Fortschritte erzielen“, erläutert Unbehaun. Das gleiche Verfahren folgte ein halbes Jahr später an der linken Hand. Für die Methode der Handfurchenbildung zur Gewinnung der Greiffunktion benötigt der Operateur viel Erfahrung, um ein einwandfreies Ergebnis zu erzielen. Die hat Unbehaun, der seit 2010 in Hildesheim tätig ist. Vorher war er im Klinikum rechts der Isar in München, wo er unter anderem 2008 an der weltweit ersten beidseitigen Oberarmtransplantation beteiligt war. 

Eingriff für die Menschenwürde

Der Unfallhergang, bei dem der kleine Junge seine schweren Verbrennungen erlitten hat, ist nicht bekannt. Es muss aber bereits im Kleinkindalter geschehen sein. „Wir gehen davon aus, dass Jamal 3 bis 4 Jahre alt war, als es passiert ist. Hätten wir ihn nicht operiert, hätte er sich ohne Hände nie allein anziehen oder zur Toilette gehen können. Es hat etwas mit Menschenwürde zu tun, ob ich Dinge allein kann oder immer Hilfe benötige“, betont der Chirurg. Die Kosten für die Behandlung übernimmt das Helios Klinikum Hildesheim.

Neben den Ärzt:innen und Pfleger:innen wurde Jamal während seiner Aufenthalte im Hildesheimer Klinikum durchgehend von Annette Oldeweme vom Arbeitskreis „Kind im Krankenhaus“ (KiK) betreut: „Wir haben die Kooperation mit dem Friedensdorf ja schon viele Jahre und ich kümmere mich vom ersten Tag an um die Kinder hier in Hildesheim. Wir können und wollen sie ja nicht nur in ihren Zimmern sich selbst überlassen. Deswegen spiele ich mit ihnen und begleite sie im Alltag. Das ist mir eine Herzensangelegenheit“, erzählt sie. Frau Oldeweme und das Team vom KiK kümmern sich sonst ehrenamtlich um kleine Patient:innen auf der Kinderstation, Besucherkinder oder auch Geschwisterkinder während Kursen der Elternschule. Jamals Behandlung in Hildesheim ist jetzt abgeschlossen. Zurzeit befindet er sich noch im Friedensdorf. Dort bleibt er, bis die letzten Wunden nach der Operation komplett verheilt sind. Da die Haut verbrannt war, heilt sie deutlich langsamer. Bald darf er aber nach fast anderthalb Jahren zurück zu seiner Familie nach Afghanistan. Mit seinen neuen Händen und der Aussicht auf ein menschenwürdiges Leben. 

HEL-hildesheim-jamal-schreibt