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„Ohne zupackende Ersthelfer wäre ich heute wohl nicht mehr am Leben“

Als der 69–jährige Hermann Köhler nach dem Sport vor seinem Auto zusammenbricht, rettet das beherzte Handeln der Ersthelfer sein Leben.
18. September 2020

Ein Montag wie viele zuvor für Hermann Köhler. „Jede Woche gehe ich zur Herzsportgruppe. An diesem Tag fehlte mir allerdings die Kondition, der Sport tat mir nicht gut. Als langjähriger Typ I Diabetiker kenne ich solche Schwankungen. Das Training habe ich daraufhin abgebrochen“, erinnert sich der berentete Diplom Kaufmann. Doch an diesem 31. August ist auf dem Weg zu seinem Auto nicht der Zuckerspiegel Grund für sein Unwohlsein. „Ich wollte mich auf den Fahrersitz setzen, aber soweit bin ich gar nicht mehr gekommen und noch vor dem Auto umgefallen. Das war gegen halb eins am Mittag, die nächsten drei, vier Stunden fehlen in meiner Erinnerung.“ Teilnehmer aus der Sportgruppe sehen den Zusammenbruch und eilen sofort zur Hilfe. Darunter die betreuende Ärztin der Sportgruppe und ein Freund, selbst Herzpatient, die wussten, dass jetzt jede Minute zählt. Kein Puls, keine Atmung. Sie beginnen sofort mit einer Herzdruckmassage. Der Defibrillator aus der Sporthalle am Löschenhofweg (Uerdingen) kommt zum Einsatz, der Rettungsdienst ist parallel alarmiert.    

Plötzlich zum Ersthelfer werden

„Es ist vor allem das Gehirn, für das Sauerstoff lebensnotwendig ist. Unterbleibt, wie bei einem Herzstillstand, diese Versorgung, führt das innerhalb von kurzer Zeit zum Zelluntergang mit bleibenden Hirnschäden. Nach zirka zehn Minuten tritt der irreversible Hirntod ein. Je schneller also eine Herzdruckmassage beginnt, desto geringer sind die Folgeschäden“, erklärt Prof. Heinrich Klues, Chefarzt der Kardiologie am Helios Klinikum Krefeld. „Im Falle von Herrn Köhler blieben diese gänzlich aus. Das Agieren seiner Ersthelfer in dieser kritischen Phase war wie aus dem Lehrbuch.“ Auch für Hermann Köhler, der bereits einen Herzinfarkt und einen Schlaganfall überstanden hat, weiß um sein großes Glück an diesem Montagmittag. „Ich habe mein Leben mutigen Mitmenschen zu verdanken, die sofort gehandelt haben. Dafür bin ich allen Beteiligten, die mir leider nicht alle namentlich bekannt sind, unendlich dankbar.“   

Es gibt nur einen Fehler: nichts tun!

Ein hoher Anteil von akuten Herz-Kreislauf-Stillständen ereignet sich unter Anwesenheit Dritter. Tritt dieser Fall ein, trauen sich viele Menschen aus Angst nicht zu, die notwendigen Wiederbelebungsmaßnahmen - prüfen, rufen, drücken - durchzuführen. Anlässlich der Woche der Wiederbelebung soll eine kurze Anleitung helfen, Ruhe zu bewahren und die richtigen Maßnahmen zu ergreifen: „Eine Grundregel lautet, abwarten ist immer falsch. Nicht zögern, hinsehen und prüfen, ob man helfen kann“, appelliert Prof. Heinrich Klues. „Als Ersthelfer kann ich nicht unterscheiden, ob es sich um einen Herzinfarkt oder einen Herzstillstand handelt. Das spielt auch keine Rolle. Die Wiederbelebung mittels Herzdruckmassage ist immer richtig. Ist der Betroffene noch bei Bewusstsein, würde es eine Abwehrreaktion geben. Ich kann mich also gar nicht irren. Wehrt sich die Person nicht, ist der Kreislauf soweit eingebrochen, auch bei ganz schwachem Puls, dass eine Reanimation in jedem Fall hilft.“

Genauso wie bei Herrn Köhler. „Bei einer Herzdruckmassage darf man nicht zimperlich sein“, betont der Kardiologe. „Das ist wichtig. Ziel ist es dabei, durch kräftige äußere Kompression des Brustkorbs künstlich einen Blutfluss zu erzeugen, der das Gehirn weiter mit sauerstoffreichem Blut versorgt. Nur so lassen sich bleibende Schäden vermeiden. Gebrochene Rippe verheilen.“ Mindestens 100 Mal pro Minute ist richtig, etwa im Rhythmus des Bee Gees‘ Hit ‚Stayin Alive‘.“ Das ist so anstrengend, dass sich Helfer nach drei Minuten abwechseln sollten. Angst vor der Mund-zu-Mund-Beatmung muss keiner mehr haben, die nehmen Ersthelfer nicht vor. Um die Atmung kümmert sich der Notarzt, der in Krefeld in unter acht Minuten vor Ort ist – bundesweit ein Spitzenwert.

Hermann Köhler hatte Kammerflimmern und in der Folge einen Herzstillstand, einen sogenannten plötzlichen Herztod. Nach der vorbildlichen Hilfe vor Ort, implantierten ihm Prof. Klues und seine Kollegen im Herzzentrum einen Defibrillator, der eine Wiederholung sicher ausschließt. „Mir geht es wieder gut, ich würde mich nur gerne bei allen meinen Helfern bedanken, die sich für mein Leben eingesetzt haben. Auch für meine Frau war all das nicht leicht.“
 

Pressekontakt:
Julia Dubois/Marina Dorsch
Unternehmenskommunikation
Helios Klinikum Krefeld
Telefon: (02151) 32 1433
E-Mail: marina.dorsch@helios-gesundheit.de

 „Ohne zupackende Ersthelfer wäre ich heute wohl nicht mehr am Leben“