Seit einem Jahr steht den Operateuren aus Viszeralchirurgie und Urologie des Helios Klinikums Krefeld bei minimalinvasiven Eingriffen der „Telemanipulator“ Da Vinci Xi zur Seite, aktuell kommen auch Gynäkologie und Thoraxchirurgie hinzu: Das derzeit modernste verfügbare System erlaubt die zentrale, gleichzeitige Steuerung von bis zu drei Instrumenten sowie einer Kamera, die den Chirurgen förmlich in den Körper des Patienten eintauchen lässt. Das Gerät, da sind sich die Spezialisten des Helios nach seinem fächerübergreifenden Einsatz sicher, ist die Zukunft und hebt die Qualität der minimalinvasiven Chirurgie auf ein neues, noch höheres Niveau. Das Helios Klinikum baut damit auch als Onkologisches Zentrum seine überregionale Bedeutung weiter aus.
Die Begeisterung im Team ist greifbar. „Der medizinische Vorteil liegt in der großen Präzision: Die Arme des Da Vinci erlauben zum Beispiel 360-Grad-Drehbewegungen auf kleinstem Raum, die mit dem menschlichen Handgelenk gar nicht möglich wären“, erklärt Priv. Doz. Dr. Christoph Wullstein, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie. Er arbeitete bereits vor 20 Jahren mit einer frühen Version des Systems und führte auch die erste Da-Vinci-gestützte Darmresektion in Deutschland durch. „Der Da Vinci ist prädestiniert für Eingriffe, bei denen es auf hohe Genauigkeit ankommt“, resümiert er. „Gerade Krebspatienten, deren Organismus ohnehin schon sehr geschwächt ist, profitieren von den millimetergenauen Schnitten. Größere Präzision bedeutet kleinere Wunden, ein geringeres Entzündungsrisiko, geringere Belastung und schnellere Erholung.“ Die Schnelligkeit des Eingriffs selbst, verbunden mit einer höheren Auslastung der Operationssäle, ist hingegen kein Faktor: „Selbst wenn der eigentliche Eingriff mit dem System vielleicht etwas schneller geht, bedarf sein Einsatz auch einer deutlich längeren Vorbereitung und Rüstzeit“, gibt Prof. Dr. Michael Friedrich, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, zu bedenken. Wer also vermutet, dass wirtschaftliche Erwägungen hinter der Anschaffung stehen, irrt: „Operationen mit dem Da Vinci werden genauso vergütet wie alle anderen Eingriffe, sind aber deutlich teurer. Wir haben den Da Vinci angeschafft, weil wir überzeugt davon sind, dass er uns noch besser macht und unseren Patienten zugutekommt. Er ist eine Investition in die Zukunft“, weiß Friedrich.
Seit vergangenem Dezember operiert auch die Gynäkologie mit dem Da Vinci, seitdem ist er beinahe täglich im Einsatz. Im Frühsommer kommt die Thoraxchirurgie unter Chefarzt Dr. Martin Hohls und der Leitenden Oberärztin Dr. Melanie Toffel hinzukommt – ein echtes Alleinstellungsmerkmal am linken Niederrhein: Dann werden mit dem Da Vinci unter anderem komplizierte Mittelfellraum-Tumor-Resektionen vorgenommen. Der Aufbau eines solchen Robotic-Programms und Verwendung im klinischen Alltag hat ganz neue Energien freigesetzt: „Die Abläufe bei auf herkömmliche Weise durchgeführten Eingriffen sind auf einem sehr hohen Niveau eingeschliffen. Mit dem Einsatz des Da Vinci sind wir in den Operationsteams mit einer neuen Technik wieder enger zusammengerückt, weil wir uns neu organisieren und neue Standards erarbeiten mussten. Die andere Position vom Operateur zum Patienten, aber auch zu seinem Team, verändert etwa die Kommunikation im OP total“, erklärt Wullstein. „Hier müssen wir auch ein großes Lob an das gesamte Team, die Assistenten und OP-Schwestern aussprechen, die von Anfang an mit Spirit, Enthusiasmus und Neugier dabei waren. Wir alle empfinden es als immensen Gewinn, unserer Tätigkeit eine neue Facette hinzufügen zu können.“
Auch die Patienten nehmen die Technik gut an. „Immer mehr fragen direkt, ob bei ihnen der Da Vinci eingesetzt werden kann“ bestätigt Wullstein. Zwar müssen gelegentlich Vorbehalte abgebaut werden, die nicht zuletzt der irreführende Begriff „Roboter“ auslöst, aber genauso gibt es Patienten, die sich ausdrücklich wünschen, mit dem Da Vinci operiert zu werden“, berichtet Prof. Dr. Martin Friedrich, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie. Hier ist die roboter-assistierte Chirurgie bei der radikalen Prostatektomie und bei Eingriffen an der Niere zum Standard geworden. „Es gibt tatsächlich nur noch wenige Eingriffe, bei denen ich lieber direkt mit den eigenen Händen im Operationsfeld arbeite, anstatt die Roboterarme zu steuern. Wann immer wir die Anwendung für sinnvoll halten, besprechen wir den möglichen Einsatz individuell mit jedem Patienten, klären im Vorfeld der Operation umfassend auf und holen das Einverständnis ein. Wünscht sich ein Patient eine andere Operationstechnik, respektieren wir das. Der Wunsch unserer Patienten steht dabei immer im an erster Stelle.“
Am Ende – daran hat sich nichts geändert – ist es keine Maschine, die über Erfolg oder Misserfolg eines Eingriffs entscheidet, sondern die Qualität und Erfahrung der Operateure. Hier ist das Helios Klinikum Krefeld über alle Fachbereiche hinweg exzellent aufgestellt. Mit dem Da Vinci hat es seinen Spezialisten nun ein weiteres, leistungsfähiges Werkzeug an die Hand gegeben, das ihre Fähigkeiten noch erweitert.
Mehr Informationen: www.roboter-assistierte-chirurgie.de