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Ein Zuhause auf der Kinder-Intensivstation

Eins von 100 Neugeborenen kommt in Deutschland als sogenanntes Extremfrühchen mit unter 1.500 Gramm auf die Welt und benötigt eine hochqualifizierte medizinische Versorgung. Am Helios Klinikum Krefeld arbeiten dafür Spezialist:innen aus Geburts- und Kinderklinik im Perinatalzentrum zusammen. Das Team betreut nicht nur die Babys umfassend und engmaschig, sondern begleitet auch deren Eltern. So wie Lara Leigraf und ihren Mann Tim, die im letzten Jahr in der 25. Schwangerschaftswoche Eltern von Zwillingen wurden.
13. Juli 2023

Die Schwangerschaft von Lara verläuft anfangs komplikationslos, sie wird engmaschig – wie bei Mehrlingsgeburten üblich – von ihrer Gynäkologin betreut, alles scheint in Ordnung. Ausgezählt sind die Zwillinge für den 12. Januar, doch nach einem vorzeitigen Blasensprung kommen Linus und Henri bereits am 29. September per Not-Kaiserschnitt mit 730 und 870 Gramm auf die Welt und vom Kreißsaal direkt auf die Kinder-Intensivstation. „Natürlich war das eine sehr angespannte Situation“, erinnert sich die Zwillingsmutter an die ersten Stunden nach der Geburt „aber mein Mann und ich waren froh, dass unsere Zwillinge lebten. Für uns stand fest: Wir sind jetzt Eltern und dieser Aufgabe stellen wir uns, egal was nun auf uns zukommt.“

Was die frischgebackenen Eltern dann erwartet ist eine Zeit voller Höhen und Tiefen: Vier Monate liegen Linus und Henri auf der Kinder-Intensivstation. Eine schlimme Diagnose folgt der nächsten. Nur drei Tage nach der Geburt muss bei Henri eine komplizierte Darm-OP durchgeführt werden, bei Linus sorgen unter anderem eine Hirnblutung und eine Lungenentzündung für bange Stunden und Tage. „Extremfrühchen wie Linus und Henri können nicht selbstständig außerhalb des Mutterleibs überleben“, erklärt Oberärztin Beatrice Eberlein die Komplikationen. „Vor allem das Immunsystem, die Lunge, das Gehirn und der Magen-Darm-Trakt müssen noch reifen, um für das Leben bereit zu sein. Doch gleichzeitig muss der kleine Körper bereits funktionieren. Das bringt nicht selten Komplikationen wie Entzündungen oder Blutungen mit sich.“ Mit modernster Medizin und entwicklungsfördernder Pflege erhalten die Kleinsten der Kleinen auf der Kinder-Intensivstation maximale Unterstützung auf dem Weg ins Leben.

Linus und Henri sind kleine Kämpfer, geben nicht auf und auch die Eltern verlieren nie die Hoffnung. „In dieser schwierigen Zeit waren wir uns immer sicher, dass unsere Kinder hier bestmöglich aufgehoben sind. Jeder einzelne Mitarbeitende hatte unser vollstes Vertrauen. Es war ein tolles Miteinander“, erinnert sich die 31-jährige Mutter. Mehrmals am Tag fahren Lara und ihr Mann Tim in die Klinik, um bei ihren Söhnen zu sein. Trotz Frühgeburt erhalten die Zwillinge von Beginn an Muttermilch, dazu pumpt Lara regelmäßig ab, eng begleitet von Stillberaterin Barbara Beudgen. „All meine Kraft und Zeit brauchten meine Söhne. Unsere Familien und Freunde haben wir wochenlang nicht gesehen. In dieser Zeit ist die Intensivstation zu unserem zu Hause geworden, in dem wir uns auch wirklich wohl gefühlt haben, so komisch sich das vielleicht anhören mag. Ich glaube, dass das unheimlich wichtig für uns als Familie war und uns als Eltern Kraft gegeben hat,“ erinnert sich die Mutter, die gemeinsam mit ihrem Mann während dieser Zeit vom psychosozialen Dienst der Klinik unterstützt wurde.

Nach den schlechten Tagen, folgen gute: Das erste Kuscheln auf der Brust, die Zwillinge dürfen nebeneinander im Inkubator liegen, nehmen mit der Zeit an Gewicht zu. Für besondere Momente sorgt auch das Team der Kinder-Intensivstation: Als Überraschung für die Eltern werden Hand- und Fußabdrücke von Linus und Henri angefertigt, ein Tagebuch geführt, im Namen der Zwillinge kleine Liebesbriefe an die Eltern geschrieben und Fotos gemacht, wenn die Eltern mal nicht da sind. Auch Lara überrascht die Mitarbeitenden regelmäßig: Jeden Montag gibt es für das ganze Team Süßigkeiten, mal sind es Weckmänner, dann Schokolade oder süße Teilchen – das ist schnell zur liebgewonnenen Tradition auf der Station geworden. Aber nicht nur wegen der süßen Leckereien ist die Familie in Erinnerung geblieben: „Die Eltern von Linus und Henri waren immer mit so viel Liebe, Positivität und Stärke dabei, das war auch für uns im Team schön zu sehen,“ so Kinderkrankenschwester Fabiane Birmes. Und ihre Kollegin Fachkinderkrankenschwester Heide Stappmann, die die vier Leigrafs von der ersten Minute an betreute, ergänzt: „Unsere Aufgabe ist es, die Eltern bei ihrer wohl größten Herausforderung zu begleiten, ihnen Mut und Zuversicht zu vermitteln und sie beim Versorgen der Kinder zu unterstützen – immer mit der Überzeugung, dass eine gute Eltern-Kind Bindung ausschlaggebend für die weitere Entwicklung ist.“
Auch Weihnachten und Silvester verbringen Lara und ihr Mann auf der Kinder-Intensivstation, kuscheln mit ihren Söhnen ins neue Jahr.

Im Februar dieses Jahres ist es dann soweit: Henri darf mit inzwischen 3.350 Gramm die Kinderklinik verlassen und mit seinen Eltern nach Hause fahren - wenige Tage später folgt Linus. Endlich ist die ganze Familie daheim angekommen. Stationsleitung Heike Heintges erinnert sich an den emotionalen Abschied von Familie Leigraf: „Wir haben uns mit einem lächelnden und einem weinenden Auge verabschiedet. Die Familie hat dem Team einen Stern geschenkt, der auf der Station einen besonderen Platz bekommen hat und uns immer an die Leigrafs, ihre Herzlichkeit und große Dankbarkeit erinnern wird.“

Inzwischen –  fast ein halbes Jahr später -  haben sich die Zwillinge gut entwickelt, sind beide etwa acht Kilo schwer. Henri ist der Temperamentvolle, Linus eher der Ruhige. „Dass wir heute eine Familie sind, hat das Team der Intensivstation möglich gemacht. Wir werden immer für die tolle Unterstützung und Begleitung dankbar sein,“ so Lara Leigraf mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht.

Ein Zuhause auf der Kinder-Intensivstation

In Perinatalzentren der höchsten Versorgungsstufe (Level1) werden die Kleinsten der Frühgeborenen entbunden und behandelt. Im Perinatalzentrum Level 1 am Helios Klinikum Krefeld stehen Spezialisten aus den Fachbereichen Pränatalmedizin, Geburtsmedizin, Neu- und Frühgeborenenmedizin (Neonatologie) und Kinderchirurgie den Eltern und Babys rund um die Uhr zur Seite. Bei weiterführenden Fragestellungen arbeiten die Expert:innen Hand in Hand mit den Spezialist:innen der Kinderradiologie, Kinderkardiologie, Neuropädiatrie, Kinder-Orthopädie, Kinder-Neurochirurgie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Pädaudiologie und der Augenklinik.
Auf der Neugeborenen-Intensivstation werden Babys mit Fehlbildungen, Mehrlinge und Frühchen behandelt. Die Station ist direkt mit der Geburtshilfe verbunden und verfügt über einen eigenen, direkt angeschlossenen OP. Für die Versorgung von Frühgeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht sowie Kindern mit angeborenen Fehlbildungen stehen 15 Intensivbehandlungsplätze bereit.

Pressekontakt:
Anna Prenner
Referentin Unternehmenskommunikation
Helios Klinikum Krefeld
Telefon: (02151) 32 1681
E-Mail: anna.prenner@helios-gesundheit.de