Auch im letzten Abschnitt des Darms, dem Mast- bzw. Enddarm, kann sich Krebs entwickeln. Es handelt sich dabei um bösartige Neubildungen der Darmschleimhaut, die sich aus gutartigen Veränderungen (Polypen) entwickeln können. Kommen diese Veränderungen im Grimmdarm, Querdarm oder Sigma vor, spricht man von Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom), sind sie im Enddarm lokalisiert, von Enddarmkrebs (Rektumkarzinom).
Hier stellt die Operation weiterhin die bewährteste und sicherste Methode dar, diesen Tumor zu heilen. Dabei ist die komplette Entfernung des Gewebes um den Mastdarm (Mesorektum) von großer Bedeutung. Dieses Gewebe enthält Lymphbahnen und Lymphknoten. „Um die Operationsbedingungen zu optimieren, kann es sinnvoll sein, den Tumor bereits vor der Operation vorzubehandeln, meistens mit einer Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie. Auf diese Weise erhöht sich sowohl die Chance, eine bessere Heilungsrate zu erzielen als auch die Möglichkeit den Schließmuskel zu erhalten“, erläutert Privatdozent Dr. Christoph Wullstein, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie am Helios Klinikum Krefeld.
Operationen des Rektums sind aufgrund der besonderen Anatomie sehr anspruchsvoll. Die chirurgische Therapie verfolgt dabei mehrere Ziele: Führend ist die Tumorradikalität, das heißt die vollständige Entfernung des Tumors einschließlich der angrenzenden Lymphknoten, mit dem bestmöglichen Ergebnis für den Patienten. Ebenso bedeutend ist es, funktionserhaltend zu operieren und die Schließmuskel-, Blasenentleerungs- und Sexualfunktion zu erhalten. Das setzt neben einem Höchstmaß an Präzision, eine große Erfahrung und chirurgische Expertise voraus. „Deswegen ist bei Mastdarmkrebs auch innerhalb eines zertifizierten Darmkrebszentrums eine darauf ausgerichtete medizinische Schwerpunktbildung ganz wesentlich“, bringt es Dr. Wullstein auf den Punkt. Es gibt aber auch Tumore, die in den Schließmuskel hineinwachsen, sodass dieser aus medizinischen Gründen in diesen Situationen nicht erhalten werden kann.
Höchste Präzision, umfassende Erfahrung und Expertise
Insgesamt hat sich die Behandlung des Rektumkarzinoms in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt: Die Standardisierung der Operation und der Einzug minimalinvasiver Techniken haben Überlebensvorteile für die Betroffenen gebracht. Mit der Zentrenbildung kamen weitere Vorteile zum Tragen. So ist die Heilungswahrscheinlichkeit heute nachgewiesenermaßen höher, wenn diese Tumoren in einem zertifizierten Darmkrebszentrum behandelt und operiert werden. Auch auf die Rate künstlicher Darmausgänge hat diese Entwicklung einen positiven Einfluss.
„Die individuelle Begleitung, Präzision und schonende Techniken, aber auch die fortwährende unabhängige Fremdreflexion und Weiterentwicklung der Behandlungsqualität sind dabei entscheidend“, fasst Dr. Wullstein die Entwicklung zusammen. Die minimalinvasive Operationstechnik und heute zunehmend die roboterassistierten Eingriffe haben die Krebschirurgie weiter verbessert und sind gleichzeitig ungleich schonender als offene OP-Verfahren von früher. „Als großes und spezialisiertes Zentrum blicken wir bereits auf mehr als 1500 minimalinvasive Darmoperationen zurück. Aktuell führen wir mehr 90 Prozent aller geplanten Eingriffe am Darm in dieser schonenden Technik durch.“ Das ist keine Selbstverständlichkeit. In Deutschland profitieren aktuell weniger als 50 Prozent der Betroffenen davon, obwohl wissenschaftlich belegt ist, dass diese Methode eine bessere Heilungsquote gewährleistet.
Mit ERAS gut durch die Therapie
Auch die operationsbegleitende Behandlung hat sich positiv verändert. Mit speziellen Konzepten, wie dem ERAS Programm (Enhanced Recovery After Surgery = verbesserte Erholung nach der Operation), wird es frisch operierten Patientinnen und Patienten mit einer speziell geschulten Pflegekraft, Physiotherapie und zahlreichen speziellen Therapiebausteinen ermöglicht, die Schwächung, die eine Operation auslöst, viel einfacher und rascher zu überwinden. Das Helios Klinikum Krefeld zählt zu den fünf ersten, zertifizierten ERAS-Zentren in Deutschland. Neben den erfreulichen Entwicklungen bei den Operationen entstehen zur Zeit weitere Therapiekonzepte, die bei sehr genau ausgewählten Krebspatienten sogar einen Verzicht auf eine Operation ermöglichen können.
Darmkrebs vermeiden - der erste Schritt ist wie so oft entscheidend
Darmkrebs ist in vielen Fällen vermeidbar, wenn Früherkennung und präventive Maßnahmen eine zentrale Rolle spielen. Sie können dabei helfen, dieser tückischen Krankheit einen Schritt voraus zu sein. Ab dem Alter von 50 Jahren besteht die Möglichkeit, Früherkennungsuntersuchungen für Darmkrebs in Anspruch zu nehmen. Die Chancen für eine Heilung sind umso größer, je früher der Krebs und die Vorstufen erkannt werden.
Wenn von Darmkrebs gesprochen wird, sind damit meist bösartige Tumoren – umgangssprachlich auch Tumore – im Dickdarm oder im Enddarm gemeint. Krebs im Dünndarm ist sehr selten. Der Verlauf einer Darmkrebserkrankung ist schleichend.
„Am Anfang hat der Hausarzt eine Schlüsselrolle“, erläutert Privatdozent Dr. Christoph Wullstein, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Minimalinvasive Chirurgie am Helios Klinikum Krefeld. „Er muss die Warnzeichen, etwa eine Stuhlveränderung, richtig deuten und schnellstmöglich eine Darmspiegelung anordnen. Sollte sich der Verdacht bestätigen und der Patient zu uns kommen, geht es darum, Betroffene menschlich aufzufangen, zu begleiten und durch die Therapie zu führen. Die realistische und oft auch recht gute Perspektive hilft dabei. Gleichzeitig gilt es, rasch zu handeln, denn das richtige Behandlungskonzept kann in diesem Stadium bereits über Leben und Überleben entscheiden. Der erste Schritt ist wie so oft entscheidend.“