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Wiederbelebung bei Wind und Wetter

Kraftvoll und ausdauernd hebt und senkt sich der Brustkorb der Übungspuppe, immer im Rhythmus der Musik. Im Hintergrund läuft "Staying Alive" auf einem Handy und gibt den Takt vor. "Genau richtig so!", ermutigt Fachkrankenpfleger Jens Fischer und zeigt seinem Schüler die Kurven, die er mit der simulierten Herzdruckmassage auf dem Tablet-Bildschirm produziert.
30. Oktober 2021

"30 Mal drücken, dann zweimal beatmen und dann wieder von vorn. Das machen Sie jetzt acht Minuten und Sie haben ein Leben gerettet!", ergänzt Herr Fischer lächelnd. Sein Gesprächspartner ist mit Feuereifer dabei, wie auch mehrere Dutzend andere am vergangenen Freitag beim öffentlichen Reanimationstraining der Helios Frankenwaldklinik Kronach auf dem Kronacher Marienplatz. Trotz Kälte und Windböen wollen sie ihr Wissen zu Wiederbelebungsmaßnahmen auffrischen.

Acht Minuten dauert es im Schnitt in Deutschland, bis der Rettungsdienst vor Ort ist. In dieser Zeit sind Wiederbelebungsmaßnahmen durch Laien entscheidend. Der interessierte Teilnehmer, der unermüdlich mit ausgestreckten Armen an der Übungspuppe trainiert, weiß dies aus eigener Erfahrung, denn vor einigen Jahren musste er selbst wiederbelebt werden. Auf seiner üblichen Joggingrunde war er von einem Moment auf den anderen zusammengebrochen. Herzinfarkt! Dass er heute hier steht und übt, als sei nie etwas gewesen, verdankt er der schnellen Hilfe von Passanten. Da er auf Ansprache nicht reagierte, riefen diese den Notruf und reanimierten ihn mit Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung. Es gelang, war aber ein einschneidendes Erlebnis und hat ihm eine neue Sicht auf die Welt gegeben. Seither feiert er zweimal im Jahr Geburtstag.

So wie ihm könnte es noch viel mehr Mitmenschen gehen, wenn Reanimation selbstverständlich wäre. Doch trauen viele ihrem Wissen nicht oder haben Angst, einen Fehler zu machen. Hier setzt der alljährliche Tag der Wiederbelebung an, an dem ebenfalls die Kronacher Frankenwaldklinik regelmäßig teilnimmt. Um auch in der Corona-Zeit möglichst viele Menschen zu erreichen, fiel bereits im Frühjahr die Entscheidung, 2021 nach "draußen" zu gehen. Einige unkomplizierte Absprachen mit den Partnern der Stadt Kronach, des Bayerischen Roten Kreuz und der Feuerwehr später stand fest: Das Reanimationsteam der Klinik wird am Aktionstag Teil des "Grünen Markts" auf dem Marienplatz.

Trotz mancher Wetterkapriolen ging die Idee auf. In vielen persönlichen Gesprächen konnten grundlegende Kenntnisse der Herz-Lungen-Wiederbelebung vermittelt und vertieft werden, Ängste und Unsicherheiten abgebaut und Irrtümer beseitigt werden. Bis zum Nachmittag nahmen über 80 Personen jeden Alters das Angebot wahr und ließen sich von den Expertinnen und Experten zu Wiederbelebungsmaßnahmen nach dem Prinzip "Prüfen-Rufen-Drücken" beraten. Viele von ihnen trauten sich auch an praktische Übungen an der Reanimationspuppe. Mit der Unterstützung des Deutschen Rats für Wiederbelebung konnte außerdem an interessierte Besucher Informationsmaterial verteilt werden.

„Im Notfall ist es wichtig, sofort zu handeln. Laienreanimation rettet Leben. Wir freuen uns, dass wir heute so vielen Menschen die Scheu vor einer Wiederbelebung nehmen konnten“, so das positive Fazit von Fachkrankenpfleger Fischer. Und was sagen die Teilnehmer? "Ich finde es toll, dass es dieses Angebot gibt. Jeder sollte es nutzen, denn es hilft!", grüßt sein eifriger Schüler im Gehen und legt die Hand auf sein Herz: "Ich bin der lebende Beweis!"

Wiederbelebung bei Wind und Wetter