Das Herzzentrum Leipzig setzt mit einem neuen Hybridverfahren zur Behandlung von Vorhofflimmern neue Maßstäbe in der medizinischen Versorgung. Die neue Therapieform vereint die Expertise aus Rhythmologie und Herzchirurgie und richtet sich an Patient:innen, bei denen vorangegangene Behandlungsansätze wie medikamentöse Therapien und kathetergestützte Ablationen nicht die gewünschte Wirkung gezeigt haben.
Deutschlandpremiere Neurokardioablation: Herzzentrum behandelt Herzstillstände eines Jugendlichen
Kinderkardiologen und -rhythmologen aus dem Herzzentrum Leipzig ist es erstmalig in Deutschland gelungen, wieder auftretende, kurze Herzstillstände bei einem 16-jährigen Patienten erfolgreich mittels einer Kardioablation zu behandeln. Bisher wurde die Methode nur bei Erwachsenen angewandt.
Unkontrollierte Ohnmachtsanfälle können die Folge einer bislang wenig erforschten Rhythmusstörung des Herzens sein. „Bei dieser Erkrankung bleibt das Herz der Patienten für längere Zeit, in der Regel 10 bis 30 Sekunden, stehen. Sie verlieren das Bewusstsein. Diesen Kollaps nennen wir Synkope“, so Oberarzt und Kinderrhythmologe MUDr. Roman Gebauer, verantwortlich für die neuartige Behandlungsmethode bei Kindern und Jugendlichen. Bei der Neurokardioablation werden in einem operativen Eingriff die Nervennetze, die sich hinter dem rechten und linken Vorhof des Herzens befinden, mittels Radiofrequenzenergie und unter Zuhilfenahme von drei Millimeter starken Kathetern bei etwa 50 Grad Celsius gezielt verödet. „Unser Premierenpatient konnte im guten klinischen Zustand schon am Folgetag entlassen werden“, freut sich Gebauer.
Bislang konnten diese Patienten allein mit einem Herzschrittmacher behandelt werden. Ein gewisser Anteil an Patienten blieb jedoch weiterhin symptomatisch, erlitt also weitere Ohnmachtsanfälle, ergänzt der Mediziner. Zudem muss ein Herzschrittmacher regelmäßig kontrolliert und gewartet werden, was weitere Krankenhausaufenthalte zur Folge hat. „Die Neurokardioablation ist eine innovative Methode, die ganz neue Möglichkeiten für die Behandlung häufiger und schwerer Bewusstlosigkeit bietet – und das ohne Herzschrittmacher“, so Prof. Dr. Gerhard Hindricks, Ärztlicher Direktor und Leitender Arzt der Abteilung für Rhythmologie am Herzzentrum Leipzig. „Das wir jetzt Rhythmusstörungen bei Kindern und Jugendlichen mit dieser Methode behandeln können, ist ein wichtiger medizinischer Durchbruch und gibt den Betroffenen wahre Lebensqualität zurück.“
Weitere Eingriffe dieser Art bei Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen sind für die nächsten Monate geplant.