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Grüne Freunde besiegen Einsamkeit und Angst

Wenn sich die Türen der Kinderstation des Herzzentrums Leipzig öffnen, so wird man von farbenfroh gestalteten Wänden und freundlichen Gesichtern empfangen. So hell und warm diese Atmosphäre auch ist, für die kleinen Mädchen und Jungen bringt wohl jeder Klinikaufenthalt Aufregung und oftmals auch Angst mit sich. Um diese ein Stückchen zu lindern, nehmen Heli und Coralf die Kinder von nun an mit in ihre magische Welt.
18. August 2021

Der Start ins Leben wurde Lenny nicht leichtgemacht. Statt einer sorgenfreien, unbeschwerten Kindheit, plagt den Vierjährigen von Geburt an ein Defekt der rechten Herzklappe. In deren Folge er bereits zwei schwere Operationen überstehen musste. Die Lust am Leben lässt sich Lenny davon aber nicht nehmen. Unermüdlich versteht er es, sein Umfeld in Freude zu versetzen. Auch ein neuerlicher Klinikaufenthalt kann den aufgeweckten Quirl nicht stoppen.

Schwungvoll rutscht er im Spielzimmer die Rutsche herunter und puzzelt die bunten Pflastersteine aneinander. Doch diese können ebenso wenig wie die netten Schwestern darüber hinwegtäuschen, dass ein Klinikaufenthalt für Kinder alles andere als angenehm ist. Nicht jedes Mädchen oder jeder Junge hat zudem das Glück, dass ein Elternteil ihn während dieser Zeit begleiten und unterstützen kann. Zumindest diese Freude wurde Lenny geschenkt. Dennoch vor der morgendlichen Spritze zur Blutabnahme konnte den Jungen auch dessen Mutter Susanne Böhme nicht bewahren. Es half alles nichts. Wenn Lenny seine Krankheit meistern will, kommt er um diese Unannehmlichkeit nicht herum.

Grüne Freunde besiegen Einsamkeit und Angst

Seinen letzten Klinikaufenthalt wird Lenny aber in guter Erinnerung behalten, denn dort hat er zwei neue Freunde gefunden. Sehen kann er Heli und Coralf zwar nicht, aber beide haben ihm schriftlich zugesichert, stets an seiner Seite zu sein. Ohnehin kümmern sich die beiden Elfen um jede jüngere Patientin und jeden jüngeren Patienten, die bzw. der mehr als zwei Tage auf der Kinderstation des Herzzentrum Leipzig verbringen muss. Spätestens am zweiten Morgen im Klinikum finden die kleinen Patient:innen dann einen Brief am Bett, den die Elfen geschrieben haben. Darin berichten sie, dass sie über 111 Jahre alt sind und in einem alten Baum am Silbersee, unweit des Klinikums leben. Jeden Tag, so steht es in dem Brief, „fliegen wir zur Klinik und passen auf, dass die Kinder schnell wieder gesund werden“. Niemand habe die Hauselfen je gesehen, heißt es weiter im Text. Und dennoch gehören sie fest zum Team derer, die sich der kleinen Patienten annehmen.

Die Idee dazu, sagt Patentenkoordinatorin Juliane Wolf, sei während der Coronapandemie entstanden. In einer Zeit, als die Besuchsmöglichkeiten äußert eingeschränkt waren. Das betraf auch das Angebot der „Grünen Damen und Herren“. Als ehrenamtliche Mitarbeiter:innen nehmen sie sich besonders der älteren Patient:innen während des Klinikaufenthaltes an, besuchen sie, begleiten beim Spaziergang oder lesen ihnen vor. Das Projekt der Elfen wird ebenfalls durch diese Gruppe unterstützt und richtet sich gezielt an die jüngeren Patient:innen. „Es kam bei uns im Haus sofort gut an. Schnell waren wir uns darüber einig, es auch über Corona hinaus fortzuführen“, erläutert Juliane Wolf. Der Gedanke, mit den zwei Figuren auch etwas Magie ins Klinikum zu holen, beflügelte zugleich die Fantasie der Mitwirkenden. Den Auftakt bildete dabei im Mai 2021 neben dem benannten Brief eine bunt bemalte Wand samt Briefkasten und kleiner Tür, durch die Heli und Coralf den Weg auf die Station finden.

Die Kontaktaufnahme, besagen erste Erfahrungen, funktioniert recht schnell. Unmittelbar nach dem ersten Brief greifen die Kinder oder deren Eltern selbst zum Stift und antworten, in freudiger Erwartung auf neue Post der Elfen. „Voraussetzung für den Briefverkehr ist allerdings die Einverständniserklärung der Eltern. Erst wenn die uns vorliegt, dürfen wir aktiv werden“, verdeutlicht Juliane Wolf und nennt dafür vor allem datenschutzrechtliche Gründe.

Während der erste Brief noch allgemeine Sätze und saisonale Hintergründe beinhaltet, wird die Kommunikation spätestens im zweiten Brief persönlicher. Darin beziehen sich die Elfen auf geschriebene Zeilen der jungen Patient:innen oder ein von ihnen gemaltes Bild. Da Lenny noch nicht selbst schreiben kann, hat er seinen neuen Freunden ein Bild gemalt. „Er war von den beiden Figuren sofort begeistert. Neben den Klinikclowns, über deren Späße er herzhaft lachte, war das ein weiteres Highlight seines zweiwöchigen Aufenthaltes hier“, gibt Susanne Böhme die Empfindungen ihres Sohnes wieder. Sie versprach ihm, die Elfenpost zu rahmen und in seinem Kinderzimmer aufzuhängen.

Dass ihre Idee so gut angenommen wird, erfreut auch die Macher des Projektes. Neben Juliane Wolf sind das Claudia Heinicke, Sandra Kuhnhardt und Silvia Roßberg. Eifrig überlegen sie bereits, wie sich das Vorhaben verbessern und ausweiten ließe. „Schön wäre, wenn wir hierin auch die Kinder-Intensivstation mit einbinden könnten. Vorstellen können wir uns auch ein Buch über Geschichten, welche die Elfen im Klinikum erleben“, blickt Juliane Wolf voraus.

Für Lenny jedenfalls wird dieser Klinikaufenthalt, der wohl nicht sein letzter war, in besserer Erinnerung bleiben als andere zuvor. Zudem haben ihm seine neuen Freunde etwas die Angst genommen, so dass er künftige Spritzen tapferer meistert will. Auch dass er den beiden beim nächsten Mal wieder ein Bild malt, hat er sich fest vorgenommen.