Jeder operative Eingriff birgt gesundheitliche Risiken und Stress in sich. Selbst kleine Operationen oder Behandlungen müssen daher wohl durchdacht und sorgsam durchgeführt werden. Besonders dann, wenn die Patienten noch im Säuglings- bzw. Kindesalter sind und unter einem angeborenen Herzfehler leiden. Um den Herzfehler korrigieren zu können bedarf es einer Herz-Lungen-Maschine, denn das kleine Herz wird während der Operation zum Stillstand gebracht. Im Herzzentrum Leipzig sucht man daher unablässig nach Wegen und Lösungen, um das Leiden junger und natürlich auch älterer Patienten zu lindern und den Erholungsprozess nach einem Eingriff zu beschleunigen.
„Enhanced recovery after cardiac surgery" (ERACS) ist ein weiterer Schritt in diese Richtung. Frei übersetzt bedeutet es „beschleunigte Erholung nach einem herzchirurgischen Eingriff“. Jede Herzoperation bei Kindern und Erwachsenen, mit oder ohne Einsatz der Herz-Lungen-Maschine, ist mit einer künstlichen Beatmung verbunden. Dabei bedeuten alle Maßnahmen, wie der chirurgische Eingriff selbst, die Narkose mit künstlicher Beatmung, der Einsatz der Herz-Lungen-Maschine und die Gabe von Blutprodukten, die den Organismus der Patientin bzw. des Patienten nicht unerheblich belasten.
ERACS ist ein multimodales und disziplinübergreifendes Konzept, um die Genesung nach einem herzchirurgischen Eingriff zu beschleunigen. Ursprünglich für große bauchchirurgische Operationen entwickelt, wird es heute weltweit in vielen chirurgischen Bereichen, so auch in der Herzchirurgie, angewendet. Es beginnt bereits vor der Operation und dauert bis zur Entlassung des Patienten aus dem Krankenhaus. Ziel ist es, die Stressreaktion des Körpers auf die Operation, die Herz-Lungen-Maschine und die Narkose zu minimieren. Dabei kommen modernste Überwachungs- und Behandlungsmethoden zum Einsatz. So wird der Erfolg der chirurgischen Korrektur mittels eines Schluckechos überprüft. Um den Blutfluss zu den lebenswichtigen Organen zu gewährleisten, wird der Blutdruck ständig kontrolliert und bei Bedarf korrigiert.
Mögliche Gerinnungsstörungen aufgrund des Einsatzes der Herz-Lungen-Maschine werden frühzeitig behandelt, um auch postoperative Blutungen zu vermeiden. Ebenso wird eine frühzeitige Entwöhnung vom Beatmungsgerät und die Wiederaufnahme der Spontanatmung angestrebt, um die negativen Auswirkungen der künstlichen Beatmung zu reduzieren. Ein frühzeitiger Beginn der oralen Ernährung und ein frühzeitiger Kontakt mit den Eltern, ein multidisziplinäres Schmerzmanagement sowie eine frühzeitige Verlegung von der Intensivstation auf die Intermediate-Care-Station und nachfolgend auf die Bettenstation gehören ebenfalls dazu. „Das Ziel ist eine rasche Wiederherstellung des normalen physiologischen Zustands, ohne die Patientensicherheit und die Qualität des Operationsergebnisses zu gefährden“, so Dr. Aniruddha Janai, Leitender Oberarzt für Kinderkardioanästhesiologie am Herzzentrum Leipzig.
Die frühe und erfolgreiche Entwöhnung vom Beatmungsgerät mit Erreichen der Spontanatmung nimmt dabei eine zentrale Stellung ein. Unter dem Begriff „Fast Track“ versteht man das Entwöhnen von der Beatmung innerhalb von sechs Stunden nach der Operation. Der Begriff „Ultra Fast Track” bedeutet, dass die Kinder unmittelbar nach Ende der Operation, also noch im Operationssaal, vom Beatmungsgerät entwöhnt und selbstständig atmend auf die Intensivstation transportiert werden.
Dr. Janai und Dr. Jörg Hambsch, Leitender Oberarzt der Kinderintensivstation, haben das Ultra Fast Track-Konzept für das Herzzentrum entwickelt und seit 2020 umgesetzt. Bei nahezu allen Patienten kristallisierte sich dabei ein deutlich schnellerer Heilungsprozess mit spürbar kürzerer Verweildauer im Krankenhaus heraus. Die kleinen Patienten erleben nachweislich weniger Stress, können schon nach kurzer Zeit selbst wieder Nahrung zu sich nehmen und weisen deutlich weniger Infekte nach dem Eingriff auf. Auch der Schmerzmittelbedarf nach der Operation sank deutlich, fasst Herr Dr. Hambsch die bisherigen Erfahrungen zusammen.
Im Herzzentrum Leipzig behandeln wir Kinder mit angeborenen und erworbenen Herzfehlern bis zum Erwachsenenalter. Dafür tragen wir auch das Sigel "Ausgezeichnet für Kinder".