Die Implantation eines vollständigen Kunstherzens (TAH) kommt in Frage, wenn ein biventrikuläres Kammerversagen festgestellt wird, also der Ausfall der Pumpfunktionen sowohl der linken als auch der rechten Herzkammer vorliegt.
Die Familie des Patienten entschied sich für die Implantation des neuen Kunstherzens – die 55. Operation dieser Art weltweit.
Im Gegensatz zu bereits länger existierenden Kunstherzsystemen ist das ‚total artificial heart‘ (TAH) in der Lage, die natürlichen Funktionen des Herzens komplett zu ersetzen: Das Kunstherz enthält insgesamt 14 Sensoren, die unter anderem Druck und Temperatur messen. Dadurch registriert es Belastungen des Körpers, zum Beispiel schnelleres Gehen oder Treppensteigen, und passt die Schlagfrequenz an die Bedürfnisse des Körpers eigenständig an. Gleichzeitig ist das TAH biokompatibel. Das bedeutet, dass die mit Blut in Kontakt kommenden Oberflächen mit einer biologischen Membran aus dem Herzbeutel eines Rindes ausgekleidet sind. Dadurch wird das Herz nicht als Fremdkörper erkannt und nicht abgestoßen.
Im Vorfeld der Operation reiste ein Ärzt:innenteam des Herzzentrums nach Paris, um die Anwendung des TAH im Rahmen einer Probe-Implantation am Tier zu üben. Die anschließende Operation am Patienten verlief dann sehr erfolgreich:
Das ‚total artificial heart‘ ist europaweit zugelassen und wird in Frankreich weiterhin in breit angelegten Studien untersucht. Aktuell wird es nicht als dauerhafte Therapie eingesetzt, sondern als eine so genannte ‚bridge to transplant‘, eine Brückenlösung bis zur Transplantation eines Spenderherzens. Durch die Implantation wird die Durchblutung von Lunge, Leber und Nieren verbessert und damit die Gesamtkondition des Patienten stabilisiert. Ob und wann ein Austausch gegen ein menschliches Spenderherz nötig ist, entscheidet sich am Gesundheitszustand der jeweiligen Patient:innen.