Für Andreas Pachan standen Mitte 2023 die Zeichen nicht sehr gut: Eine seltene Lungenerkrankung, die pulmonale Langerhans-Zell-Histiozytose, hatte seit der Diagnose 1992 unaufhaltsam das Gewebe seiner Lunge zerstört. Eine Transplantation war die letzte Chance für den 52-Jährigen, der seit Jahren am Universitätsklinikum Leipzig in Behandlung war. Seine Lungenfunktion hatte sich in dieser Zeit immer weiter verschlechtert. Dem einst sportlichen Mann fehlte für alles die Luft, selbst das Schuhebinden. An Joggen, Radfahren oder eine Arbeitstätigkeit war gar nicht zu denken. Eine Transplantation in einem weit entfernten Zentrum erschien dem Erfurter nicht machbar. So war es seine Chance, dass die behandelnden Ärzte um Prof. Hubert Wirtz und Dr. Alexandra Wald in der Pneumologie am UKL im September 2023 zusammen mit den Thoraxchirurgen am Uniklinikum und dem Herzzentrum das ruhende Lungentransplantationsprogramm in Leipzig reaktivierten.
Pachan wurde der 1. Patient, der hier seit fünf Jahren eine neue Lunge erhielt. Sieben Wochen musste er warten, dann kam am 14. November der Anruf, dass ein Organ gefunden wurde. Am selben Abend wurde er im Herzzentrum operiert. Am OP-Tisch stand ein gemischtes Team aus Ärzten beider Kliniken.
12 Stunden operieren für die neue Lunge
„Der Patient war mehrfach voroperiert, dadurch wurde es eine eher komplizierte und damit überdurchschnittlich lange Operation“, berichtet Prof. Matthias Steinert, Leiter des Bereichs Thoraxchirurgie am UKL. Der Thoraxchirurg stand mit den Kollegen zwölf Stunden im Operationssaal, um das neue Organ optimal zu übertragen. „Aber die OP verlief planmäßig, nach fünf Stunden hatten wir den entscheidenden ersten Teil geschafft und wussten, die Lunge funktioniert“, so Steinert, der vor seinem Wechsel 2020 nach Leipzig bereits Lungen transplantiert hatte. Jetzt arbeitete er dabei erstmals Hand in Hand mit Dr. Alexey Dashkevich aus dem Herzzentrum. Der Herzchirurg kam 2023 nach Leipzig und brachte ebenfalls große Erfahrungen auf diesem Gebiet mit.
Auch für den Patienten war der Eingriff anstrengend: Vier Wochen wurde Andreas Pachan intensivmedizinisch behandelt, erholte sich aufgrund seines vorherigen schlechten Zustands nur langsam und mit kleineren Rückschlägen. Unter anderem muss er jetzt verlorene Muskelmasse wieder aufbauen, das Laufen wieder üben – daher geht es nach dem Klinikaufenthalt auch nicht nach Hause, sondern wie immer nach einer Lungentransplantation in eine Rehabilitationsklinik.
„Ich hoffe, dass sich meine Beine schnell erholen und ich mein neues Leben nach der Transplantation dann auch richtig genießen kann“, blickt Andreas Pachan nach vorn. Dafür hat er viele Pläne: Ein Fahrrad kaufen und mit seinem Bruder ausfahren. „Und ich möchte mit meinen Töchtern an die Ostsee und am Strand spazieren gehen.“
Die Chancen dafür stehen gut, Patienten mit einer neuen Lunge können viele weitere Lebensjahre ganz ohne oder nur mit wenigen Einschränkungen gewinnen. Viele der 240 bisher in Leipzig transplantierten Patienten sieht Prof. Hubert Wirtz, Leiter der Pneumologie am UKL, noch heute regelmäßig bei der Nachsorge. „Einer kommt seit 20 Jahren“, so der Lungenexperte, der 1999 mit Chriurgen aus dem Herzzentrum das Leipziger Lungentransplantationsprogramm begonnen hat. „Das ist zwar nicht die Norm, aber auch eine Option, wie das Leben mit dem neuen Organ gerade bei jüngeren Transplantierten verlaufen kann.“ Auf jeden Fall werden die Leipziger Ärzte Andreas Pachan auf seinem weiteren Weg begleiten – alle drei Monate wird er künftig zur Nachbetreuung ins Uniklinikum kommen.
„Wir haben durch die sehr gute Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Herzzentrum Leipzig hier ein fachlich hervorragendes und optimal eingespieltes Team bilden können, das eine solche Kooperation über Einrichtungsgrenzen hinweg möglich macht“, ergänzt Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL. „Damit ist das Spektrum der Transplantationen in Sachsen wieder vollständig. Ich bin sicher, dass sich an diesen guten Start viele weitere Organübertragungen anschließen werden, mit denen wir den Menschen hier vor Ort, aber auch überregional helfen können. Die aktuelle Entwicklung stimmt da optimistisch - inzwischen haben wir bereits die dritte Transplantation durchführen können,“ so Josten.