Irgendwann wurden die Schmerzen einfach unerträglich. Sie waren so stark, dass Hildegard Lyskas Lebenswille spürbar nachließ. „So“, sagt sie heute, „hätte ich nicht mehr weiterleben wollen.” Die mittlerweile 82-Jährige fühlte sich kraftlos und wurde von starken Bauchschmerzen geplagt. Viele Jahre ihres Lebens habe sie in einer Spinnerei gearbeitet. Harte, körperlich schwere Arbeit sei das gewesen, berichtet sie. Ob diese Qualen nun der Preis dafür waren?
Der Hausarzt, dem Hildegard Lyska seit vielen Jahren ihr Vertrauen schenkt, fasste den richtigen Entschluss und wies die ältere Dame in das Helios Park-Klinikum Leipzig ein. Hier wurde sie an die Expert:innen der geriatrischen Abteilung übergeben. „Die Probleme, unter denen die Patientin litt, konnten wir bereits nach einer ersten Bildgebung ausmachen”, erinnert sich Dr. Stephanie Schibur, Leitende Oberärztin des Alterstraumatologischen Zentrums am Klinikum. Die Aufnahmen brachten eine Fraktur an der Lendenwirbelsäule als Ursache der starken Schmerzen zutage, stellten aber auch einen schweren Fehler der zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer liegenden Trikuspidalklappe heraus.
Aufgrund der für sie immer unerträglicher werdenden Schmerzen, wollte Hildegard Lyska schnell operiert werden. Diesem verständlichen Wunsch konnten das Behandlungsteam aber nicht entsprechen. „Der Herzfehler hätte die Erfolgsaussichten des operativen Eingriffs deutlich verringert. Gerade im hohen Alter sind Sekundärerkrankungen gefährlich und werden vom Körper nur schwer gemeistert“, erläutert Anna-Maria Keilitz, Leitende Oberärztin der Klinik für Geriatrie.
Diesen Argumenten konnte sich auch die Patientin nicht entziehen. Vor der OP an der Wirbelsäule nahmen die Medizinerinnen Kontakt zu Kollegen im Herzzentrum Leipzig auf und überstellten Hildegard Lyska dorthin. „Die Komplexität des Standortes Helios Leipzig bringt die Vorzüge der Geriatrie vollends zum Tragen.”, betont Dr. Schibur.
Alterstraumazentren wie das des Park-Klinikums, welches das einzige zertifizierte Zentrum in Leipzig ist, sind auf Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates älterer Menschen spezialisiert. Angesichts der Tatsache, dass die meisten Unfälle dieses Personenkreises nach Stürzen passieren, ein markanter Vorteil in der anschließenden Behandlung. Zudem ist die Station, auf der Patienten untergebracht sind, die zumeist mehrere Krankheitsbilder aufzeigen, speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen ausgelegt. Auch das Pflegepersonal trägt dem durch entsprechende Qualifizierungen Rechnung.
Nach einem minimal-invasiven Eingriff zur Korrektur der fehlerhaften Herzklappe konnte Hildegard Lyska wenig später wie geplant an der Wirbelsäule operiert werden. Beides hat sie gut überstanden. Mit gezielten Therapien wird sie nun im Klinikum wieder fit für die alleinige Bewältigung des Alltags gemacht.
„Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland jedes Jahr etwa 3.000 Todesfälle älterer Patienten, die man mit interdisziplinärem Denken hätte vermeiden können. Wer glaubt, dass das Leben mit achtzig dem Ende zugeht, irrt. Die Geriatrie ist durchaus in der Lage, den betroffenen Frauen und Männern bei richtiger Behandlung noch einige gute Lebensjahre zu schenken”, verdeutlicht Dr. Stephanie Schibur. Weitsichtiges, kluges Denken und Handeln, von dem in Leipzig nicht nur Hildegard Lyska profitiert.
Das Altertraumazentrum verbindet die Professionen Geriatrie und Orthopädie zu einem, auf den älteren Menschen ausgerichteten, Behandlungsort. Für seine Kompetenz wurden das Zentrum im Herbst 2021 von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie als Alterstraumazentrum zertifiziert. Hier arbeiten Geriater und Orthopäden Hand in Hand, um die Selbstständigkeit älterer Patient:innen wieder herzustellen.