Es gibt Dinge im Leben, die versteht nur, wer sie selbst tut. Ein Marathonlauf gehört zweifelsohne dazu. Sich über eine Distanz von 42 Kilometer laufend zu bewegen, ist wahrlich nicht jedermanns Sache. Doch das sportliche bedingte Freisetzen von Endorphinen, jener körpereigenen Hormone, die Stress reduzieren, schmerzhemmend wirken und glücklich machen, verleiht dem Sportler Flügel.
Nicht minder schöne Momente erlebt, wer herzhaft lacht. „Die emotionale Botschaft ist mit der des Sports fast vergleichbar. Sowohl das Lachen als auch die sportliche Betätigung bedienen im Körper die gleichen Hebel und erzeugen somit ein Glücksgefühl“, erläutert Dr. Andries Korebrits, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Helios Park-Klinikum Leipzig.
Ob Lachen aber gezielt Stress abbaut, Verdauung und Stoffwechsel anregt, das Immunsystem stärkt und einem Herzinfarkt vorbeugt, wie es mitunter propagiert wird, sei laut Dr. Korebrits wissenschaftlich bislang nicht belegt. „Fest steht aber“, fügt er an, „dass Lachen einen Menschen sympathischer wirken lässt, wodurch er natürlich von anderen als attraktiver wahrgenommen wird als jemand mit ernster Miene.“ Lachen baut demnach Spannungen und Hemmnisse ab, schafft Nähe und bricht das zwischenmenschliche Eis. Wenn das kein guter Grund für Freundlichkeit und Lachen ist?
Allerdings gilt es hier klare Grenzen zu ziehen. „Ein künstliches, aufgesetztes Lachen, ist keine Alternative. Denn hier werden die beschriebenen Glückshormone wegen fehlender Emotionen nicht freigesetzt”, stellt Dr. Korebrits klar. Lach-Yoga oder Lachkurse mögen demnach der 17 Gesichtsmuskeln und knapp 300 weiteren Muskeln, die beim Lachen im Körper aktiviert werden, gute Dienste leisten, aber Endorphine und andere Glückshormone bringen sie nicht oder nur bedingt in Umlauf.
Erstaunlich ist, dass gemäß zahlreicher Studien Kinder bis zu 400 Mal am Tag, Erwachsene aber nur 15 bis 20 Mal lachen. Für Andries Korebrits liegen die Gründe deutlich auf der Hand. „Im Gegensatz zu uns Erwachsenen sind Kinder, was diesen Punkt betrifft, wesentlich ungehemmter, lassen ihren Gemütsbewegungen freieren Lauf. Wir hingegen regulieren vieles, setzen unsere Filter immer höher, was zur Folge hat, dass der Reiz für ein herzhaftes Lachen permanent hochgradiger wird”, so seine Erkenntnis. Komiker, über die wir noch vor Jahren lachen konnten, Witze, die uns amüsierten oder der Clown, der uns als Kind belustigte, lassen im Laufe der Jahre die Mundwinkel kaum noch zucken. Also gilt es, sich neue Ziele zu suchen, denn die Belohnung, die dem Gipfelstürmer am Berg des Lachens winkt, ist es allemal wert. Warum soll es uns anders gehen als vermeintlich dauerhaft lustigen Menschen wie Heinz Erhardt, Otto Waalkes oder Loriot? Alle drei wussten oder wissen nur zu gut, das ansprechende Komik harte Arbeit ist, einem flapsig erzählten Witz oft stundenlange, konzentrierte Arbeit vorausging.
Dessen ungeachtet gilt: Lachen ist eine Charakterfrage, eine Frage der Ausstrahlung, des Charismas. Es hat gute Gründe, warum Frauen sagen, dass Männer mit Humor bei weiblichen Geschlecht angesagter sind als Muffel. Eine Ausnahme gibt es dennoch. „Menschen, die eine Depression erleiden, können nicht lachen. Ihnen gilt es daher zu helfen, damit sie dieses Gefühl wieder erleben. Wenn jemand nach erfolgreicher Behandlung wieder lachen kann, ist das für ihn und uns Therapeuten ein großer Erfolg”, gewährt Dr. Korebrits einen Einblick in seinen beruflichen Alltag.
Menschen die fröhlich sind, die Lachen können, sind also meistens auch gesund. Umso mehr gilt es den Rat des deutsch-österreichischen Philosophen Emanuel Wertheimer zu beachten, der feststellte: „Lachen lernt man nicht, lachen verlernt man nur.“ Schließlich, so ergänzt es der Theologe Thomas Holtbemd, „verbindet Lachen selbst Menschen, die eigentlich nichts zu lachen haben.“
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