Angefangen hat alles mit Scharlach. Als Klaus Rasch als Kind daran schwerer erkrankt und sich einem Krankenhausaufenthalt unterziehen muss, schenken ihm seine Eltern ein Kohlezeichenbuch. Er malt einen Esel und einen Koch. Damit er die Seiten mit nach Hause nehmen konnte und alle Viren abgetötet waren, bügelt ihm die Krankenschwester das Papier aus. „Zuhause bekam ich dann ein eigenes Malzimmer, was natürlich gegenüber meinen Geschwistern ein ganz schöner Luxus war“, erinnert sich der 75-Jährige.
Rasch macht einen Fern-Malkurs an der International Artist School und vertieft seine Malkenntnisse. Doch dann beginnt er seine Ausbildung in einem Malereibetrieb. „Da war erstmal Schluss mit der Kunst. Mit 23 Jahren habe ich mich selbständig gemacht und meinen eigenen Betrieb gegründet“, so Rasch. Mit 25 bis 30 Angestellten ist Rasch erfolgreich tätig. Mit 60 Jahren jedoch legt er seinen Betrieb vertrauensvoll in die Hände seines Sohnes und geht in Rente. Einer der Gründe war seine schon damals diagnostizierte Parkinson-Erkrankung.
„Von da an habe ich wieder neu angefangen, künstlerisch zu malen“, so Rasch. Um erfolgreich zu sein, überlegt er sich einen ausdrucksstarken Künstlernamen. „Bei der Namensfindung war schon ein gewisser Größenwahn dabei. Man sollte ihn schließlich auf der ganzen Welt aussprechen können“, so der Unternehmer augenzwinkernd. Der Name Mel Paro rührt letztlich vom „M“ von Mama sowie vom „P“ für Papa – also die ersten Buchstaben, die ein Kind sprechen kann. „Mel heißt auf Portugiesisch Honig. Das gefiel mir auch sehr gut. Das „O“ als letztem Buchstaben kam von Miró und Picasso.“ Ob der Name den Einfluss gebracht hat, bleibt ungewiss, doch Rasch alias Mel Paro malt fortan ohne Unterlass. Seine Bilder verkauft er erfolgreich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Amerika. „Meine Tochter ist in die USA ausgewandert und hat mir geholfen, mich dort mit meiner Kunst zu etablieren“, so Rasch. Doch auch sein eigenes Lager, sein Haus sowie die Häuser von seinen Kindern, von Verwandten und auch Freunden sind gut gefüllt mit seinen Kunstwerken.
Parallel zum Malen ist jedoch auch seine Parkinson-Erkrankung ein Thema, mit dem er sich auseinandersetzen muss. Aufgehoben fühlt er sich hierbei besonders gut in der neurologischen Abteilung der Helios Kliniken Mittelweser. „Ich werde hier behandelt wie ein Familienmitglied. Das Team macht einen so tollen Job und alle halten zusammen und unterstützen mich in allen erdenklichen Bereichen“, erläutert der Künstler.
Im Rahmen seiner Erkrankung wurde er mehrmals stationär aufgenommen, um die Behandlung seine fortgeschrittene Erkrankung anzupassen. „Ich merke selbst, dass es danach wieder besser ist. Dann sehe ich, dass sich der Aufenthalt auch gelohnt hat.“
Gerade in der Corona-Zeit bewundert er die Leistung des Teams, welches neben den Ärzten auch aus Pflegepersonal, einer Parkinson-Nurse, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden besteht. „Es war für die Menschen sicher nicht leicht, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Doch sie haben sich nichts anmerken lassen und weiter an einem Strang gezogen.“
Aus Dankbarkeit malt er ein Kunstwerk für die neurologische Abteilung. Das abstrakte, sehr farbenfrohe Werk zeigt das Team, eng mit einander verbunden, mit der immerwährenden Maske, die seit Beginn von Corona aus dem Krankenhausalltag nicht mehr wegzudenken ist. „Ich bin hier keine Nummer. Die Leute kennen mich und tun ihr Bestes, damit mein Leben auch lebenswert bleibt. Da wollte ich mich einfach mal persönlich mit diesem Bild bedanken. Es soll Lebensfreude und Fröhlichkeit ausstrahlen, also genau das, was das Team mir als Patienten auch vermittelt“, erläutert Rasch.
Passenderweise war damals bereits der neue Parkinson-Therapieraum in Arbeit. „Das Kunstwerk ist ein Dank, über den sich das ganze Team unglaublich gefreut hat. Der neue Therapieraum erschien uns als der perfekte Ort für das Bild“, so Dr. Martin Bästlein, Chefarzt der Neurologie.
Parkinson-Nurse Petra Stolte, die Rasch schon lange kennt und behandelt, ist gerührt: „Es ist für uns Teil unserer Arbeit, dass wir alles, was möglich ist, für die Patienten tun. Eine so schöne Wertschätzung in Form dieses Bildes ist dennoch etwas ganz Besonderes.“
Ganz spurlos geht die Erkrankung nicht an ihm vorbei. „Ich muss auf immer mehr Dinge, die ich früher geliebt habe, verzichten – z. B. auf das Motorradfahren. Man muss sein Leben umstellen und lernen, dies zu akzeptieren“, beschreibt Rasch. Dafür hat er nun andere Hobbies. „Ich gehe zweimal die Woche hier in Nienburg schwimmen mit einer Gruppe von Freunden. Wenn wir dann hinterher in großer Runde dort zusammensitzen und einen Kaffee trinken, kommt Frau Stolte oftmals gerade beim Schwimmbad an. Sie hat dann keine Hemmungen und kommt zu uns an den Tisch und unterhält sich mit uns. Das ist einfach schön“, freut sich der Künstler.
Bei seinen Bildern hat der Künstler übrigens seine ganz eigene Philosophie. „Kunstwerke kaufen oft Menschen, die schon alles haben. Und manchmal geht es dann gar nicht um das eine spezielle Bild. Doch wenn das Bild erst einmal eine Zeit hängt und im Raum wirkt, möchte man es nicht mehr hergeben.“ Das geht den Kolleginnen und Kollegen aus dem Team der Neurologie übrigens genauso: Ihr Bild hat seinen perfekten – und dauerhaften - Platz gefunden.
Foto: v. l. Künstler Klaus Rasch alias Mel Paro, Chefarzt Dr. Martin Bästlein und Parkinson Nurse Petra Stolte