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Fünf Operationen in einer: Chirurg macht seinen eigenen Briefträger wieder mobil

Stefan Greulich aus Nienburg ist seit 1992 als Zusteller bei der Deutschen Post tätig und liebt seinen Job. Vor fünf Jahren begannen jedoch die Probleme im Fuß, die sich so verschlechterten, dass er seinen Job nicht mehr ausüben konnte. Nun hat Chirurg Mohamad Hamdan in einer fünffach-OP die komplizierte Fehlstellung begradigt. Lustiger Zufall: Greulich trägt auch seine Post aus. Der Briefträger freut sich darauf, bald wieder arbeiten zu dürfen und mit seinen Kindern wieder aktiv sein zu können.
13. Juli 2022

Er ist Briefträger aus Leidenschaft: Stefan Greulich arbeitet seit dreißig Jahren bei der Deutschen Post und liebt seinen Job. In den letzten fünf Jahren jedoch war die Arbeit aufgrund der immer stärker werdenden Probleme am rechten Fuß für ihn beschwerlich, so dass er sie letztlich gar nicht mehr ausüben konnte. Bereits als Kind hatte er an dem Fuß einen Eingriff vornehmen lassen müssen. „Aufgrund eines Geburtsfehlers ist die rechte Körperseite etwas verkürzt, so dass ich im Alter von vier Jahren schon einmal am Fuß operiert wurde. Seitdem waren die Probleme eigentlich weg“, erläutert Greulich. 

So ist der Familienvater über die folgenden Jahre hinweg auch von Badminton über Radsport in seiner Freizeit aktiv und legt drüber hinaus am Tag bei seiner Arbeit ganze 25.000 bis 30.000 Schritte zurück. Nachdem die Probleme jedoch immer stärker werden, stellt er sich bei einigen Ärzten vor. „Durch die Schmerzen habe ich eine solche Schonhaltung eingenommen, dass ich jeden Schuh schief abgelaufen habe. Außerdem begannen durch diese Körperhaltung auch schon Probleme im Knie auf der linken Körperseite. Da wusste ich, dass es an der Zeit ist, zum Arzt zu gehen“, so Greulich. Er sucht einige Ärzte auf und wird letztlich durch den Chirurgen Parcival Richter im Medizinischen Versorgungszentrum Nienburg an Mohamad Hamdan, Sektionsleiter Orthopädie an den Helios Kliniken Mittelweser, weiterüberwiesen.

„Bei Herrn Greulich kommen mehrere Probleme zusammen. Neben einem Hohlfuß konnten wir auch eine komplizierte Fehlstellung im oberen Sprunggelenk feststellen“, so Hamdan. Dadurch, dass er immer am Außenrand gelaufen ist, hat sich dann noch eine Arthrose gebildet. „Beim Fuß ist es normalerweise so, dass 80 % des Gewichtes der Zehenstrahl der Großzehe trägt. Bei ihm war es jedoch umgekehrt, da hat der sog. Kleinstrahl das Gewicht übernommen. Diese Überlastung hat dann zur Arthrose im oberen Sprunggelenk geführt“, erläutert der Chirurg. 

Damit Herr Greulich wieder laufen konnte, führte an einem operativen Eingriff kein Weg vorbei. „Er soll mir ja auch schließlich weiterhin meine Post bringen“, scherzt Hamdan. Denn wie der Zufall es so will, ist Greulich tatsächlich auch für das Wohngebiet des Chirurgen zuständig und die beiden sind sich auch auf diesem Wege bereits öfter begegnet.

In einem knapp vierstündigen Eingriff operiert Hamdan den 48-Jährigen schließlich gemeinsam mit seinem Kollegen und Assistenzarzt Mohamad Abu-Alruz, der ebenfalls über Spezialerfahrung im Bereich der Fußchirurgie verfügt. „Das Besondere an dem Eingriff war, dass dies fünf Eingriffe in einem waren“, erläutert Hamdan. 

So fand zunächst in drei Etagen mit kleinen Schnitten eine Verlängerung der Achillessehne statt. Erst dann konnte die Stellungskorrektur des oberen Sprunggelenks durchgeführt werden. „Dieses haben wir in die richtige Position gebracht und anschließend mit Platten und Schrauben versteift“, erläutert der Chirurg. Im dritten Schritt wurde die Fußsohlenfaszie verlängert – denn nur so war die sog. Flachlegung des ersten Strahls der Großzehe möglich. 

„Wir mussten den Hohlfuß korrigieren. Daher haben wir aus dem Knochen des ersten Strahls einen Keil herausgenommen, so dass wir ihn begradigen konnten“, erläutert Abu-Alruz. Die Stelle wurde ebenfalls mit einer Platte fixiert. Im fünften und letzten Schritt wurde das Fersenbein durchtrennt und mit einer Stufenplatte nach außen verschoben. „Hierdurch konnten wir die Stellung des Fersenbeins korrigieren. Normalerweise geht ein Fersenbein um ca. 5 Grad nach außen. Bei Herrn Greulich war es um 7 Grad nach innen verschoben.“ 

Nach dreieinhalb Stunden war der Eingriff erfolgreich beendet. „Ich bin sehr froh, dass ich den Eingriff vornehmen lassen habe. In drei Monaten werde ich wieder ohne Krücken laufen können und kann dann auch endlich wieder meiner Arbeit nachgehen“, freut sich Greulich. Vor allem kann der Familienvater dann auch wieder mit seinen Kindern aktiv sein. „Meine vier Kinder und meine Frau haben mir in den letzten Monaten viel auch in Haus und Garten abgenommen, weil ich mich kaum bewegen konnte. Jetzt freue ich mich, dass ich bald wieder alles selbst machen kann. Und dann stehen auch mal wieder schöne Aktivitäten an, wie z. B. ein Freizeitparkbesuch mit der Familie.“ 

Auch Hamdan ist zufrieden. „Der Eingriff ist sehr gut verlaufen. Ich freue mich schon, Herrn Greulich bald wieder öfter bei mir Zuhause zu sehen, wenn er mir meine Post bringt“, lacht der Chirurg. 


Foto: v. l.: Patient Stefan Greulich, Sektionsleiter Mohamad Hamdan sowie Assistenzarzt Mohamad Abu-

Fünf Operationen in einer: Chirurg macht seinen eigenen Briefträger wieder mobil