In Deutschland erkranken jährlich rund 4000 Männer an diesem Tumor. Dr. Ralf Kühnert, Chefarzt für Urologie an den Helios Kliniken Mittelweser, erklärt, wie der Tumor entsteht und behandelt wird: „Hodenkrebs ist ein eher seltener Tumor, der sich in den Keimzellen der Hoden meist bei jüngeren Männer entwickelt. In den meisten Fällen ist nur ein Hoden betroffen. Die Heilungschancen liegen bei nahezu 100 Prozent, wenn der Tumor frühzeitig diagnostiziert und nach modernen, leitliniengerechten Methoden behandelt wird.“
Symptome
Typische Symptome sind ein einseitiges schmerzloses Anschwellen oder eine Verhärtung des Hodens, die sich durch Abtasten erkennen lässt. Zudem kann es zu einem Ziehen im Hoden oder in der Leiste und kleinen Knoten im Hoden kommen. Zur Früherkennung sollten Männer daher regelmäßig ihre Hoden untersuchen. Die genannten Symptome müssen jedoch nicht unbedingt auf Hodenkrebs hindeuten. Schmerzen und Schwellungen treten auch bei gutartigen Erkrankungen wie einer Nebenhodenentzündung auf. Um die Ursache der Symptome zu klären, sollte man unbedingt einen Urologen aufsuchen. Die meisten Hodentumore sind bösartig und verlaufen ohne Behandlung tödlich. Bei fortgeschrittener Erkrankung können eine Vielzahl weiterer Beschwerden hinzukommen, wie Übelkeit, Knochenschmerzen oder Rückenschmerzen infolge einer Vergrößerung der Lymphknoten im hinteren Bauchraum.
Diagnose
„Am Anfang steht die körperliche Diagnose, also das Abtasten des Hodens durch den Urologen. Dann folgt eine Ultraschalluntersuchung. Das Blut wird auf mögliche Tumormarker untersucht und die letzte Gewissheit erhalten wir durch die Entnahme einer Gewebeprobe aus dem Hoden, eine so genannte Biopsie. Erst dann wissen wir, ob ein bösartiger Tumor vorliegt“, erläutert Kühnert.
Therapie mit sehr guter Aussicht auf Heilung
Die Wahl der Therapie ist abhängig von der Art des Tumors und dem Erkrankungsstadium. Für die Behandlung stehen Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie zur Verfügung. Liegt ein gutartiger oder nur sehr kleiner bösartiger Tumor vor, kann eine Teilentfernung des Hodens sinnvoll sein. „Wenn ein größerer bösartiger Tumor vorliegt, dann muss der erkrankte Hoden komplett entfernt werden. Danach erfolgen weitere Untersuchungen, um festzustellen, ob Lymphknoten befallen sind oder sich Metastasen im Körper gebildet haben. In diesem Fall stehen als Therapieoptionen die Chemotherapie, Strahlentherapie oder eine Operation zur Verfügung, gegebenenfalls auch in Kombination. Zeigen sich in den Untersuchungen anfangs keine Metastasen, so besteht dennoch in den ersten Jahren danach ein erhebliches Risiko, dass sich Metastasen bilden. Daher ist eine akribische Nachsorge nach der anfänglichen Therapie unbedingt notwendig“, so Kühnert.
Einfluss auf Sexualität und Zeugungsfähigkeit
Impotenz, Unfruchtbarkeit oder eine Beeinträchtigung des sexuellen Empfindens treten bei der einseitigen Hodenentfernung nicht auf, weil der gesunde Hoden in der Regel alle Funktionen übernimmt. Werden beide Hoden abgenommen, ist ein Ersatz des männlichen Geschlechtshormons mit Medikamenten erforderlich. Müssen zusätzlich Lymphknoten im Bauchraum entfernt werden, dann hat das zwar auf die Potenz keinen Einfluss, die Ejakulationsfähigkeit kann jedoch verloren gehen und damit auch die Zeugungsfähigkeit. Daher wird vor der Operation zu einer Samen-Aufbewahrung geraten. Nach einer operativen Hodenentfernung kann eine Hodenprothese eingesetzt werden.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für die Entstehung von Hodenkrebs sind unklar. Bekannt sind jedoch einige Faktoren, die das Risiko erhöhen. Risikofaktoren sind:
- Hodenhochstand: Bei männlichen Embryos wandern im 7. Schwangerschaftsmonat die Hoden vom hinteren Bauchraum abwärts in den Hodensack. Passiert das nicht, bleiben sie in der Leistengegend – dies erhöht das Risiko für einen Hodentumor erheblich. In diesem Fall sollten die Hoden vor dem zweiten Lebensjahr operativ im Hodensack fixiert werden.
- Erbliche Faktoren: Hodenkrebs tritt in manchen Familien gehäuft auf.
- Erkrankung eines Hodens: Bei Männern, die bereits Hodenkrebs hatten, besteht für den zweiten Hoden ein erhöhtes Erkrankungsrisiko.