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Über Hubschrauber, humanitäres Engagement und jede Menge Narkosegespräche: Rückblick auf ein bewegtes Berufsleben

Dr. Petra Ruhr ist in ihrem beruflichen Leben viel herumgekommen. Ein besonderes Erlebnis in ihrer Karriere war Mitte der 90er der Einsatz als eine der ersten Bundeswehrärztinnen in Somalia. Seit 2016 ist die Anästhesistin an den Helios Kliniken Mittelweser zuständig für die Prämedikationsgespräche im gesamten Krankenhaus sowie für die Narkosen im MVZ. Darüber hinaus springt sie überall ein, wo Not am Mann ist. Denn eines ist klar: Im Stich gelassen wird von Dr. Petra Ruhr niemand. Jetzt geht die aktive 63-Jährige in den passiven Teil der Altersteilzeit. Für den Ruhestand hat sie auch schon jede Menge Pläne.
09. Juni 2022

Die Karriere von Dr. Petra Ruhr beginnt anders als geplant – denn eigentlich wollte sie immer ins Hotelfach gehen. „Das hat aber nicht geklappt“, so Dr. Petra Ruhr. Zuhause im Ort Buir in der Eifel waren sie 13 Kinder. Ihr Vater war damals auch der Meinung, dass Frauen nicht studieren sollten. Daher entscheidet sie sich 1977 nach dem Abitur für eine Ausbildung in der Krankenpflege. „Das hat mir immer Freude gemacht, aber ich habe dann doch schnell gemerkt, dass ich noch Medizin studieren möchte.“ Also beginnt sie nach Abschluss des Krankenpflegeexamens das Medizinstudium in Bonn. Als sie dies 1987 erfolgreich abschließt, entscheidet sie sich für die Facharztausbildung im Gebiet der Anästhesie und Intensivmedizin. „Ich wollte immer gerne die Luftrettung machen, deswegen bin ich grundsätzlich in Krankenhäuser gegangen, wo ein Hubschrauber stand“, so Ruhr. 

Ihre erste Arbeitsstelle ist das evangelische Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen. 1991 wechselt sie dann nach Ulm in das Bundeswehrkrankenhaus – wieder ein Maximalversorger. Im gleichen Jahr beginnt der Krieg zwischen verschiedenen Clans in Somalia, in den die Bundeswehr deutsche Truppen zur humanitären Versorgung schickt. Auch Dr. Petra Ruhr fliegt 1993 für achteinhalb Monate in das Bürgerkriegsland. Mit drei Kolleginnen ist sie eine der ersten Ärztinnen, die überhaupt für einen Bundeswehreinsatz ins Ausland entsendet werden. „Wir hatten jede Menge zu tun. Neben der Versorgung von Kriegsverletzungen gab es auch große gesundheitliche Probleme der Zivilbevölkerung. Unter anderem war Tuberkulose ein großes Thema. Doch grundsätzlich haben wir alle Krankheiten bei Groß und Klein behandelt.“
 
1996 wechselt ihr Mann, Kinderarzt und ebenfalls Anästhesist, beruflich nach Hannover. Sie folgt ihm ein Jahr später in den Norden und beginnt eine neue Stelle in Wolfenbüttel im gleichen Einsatzbereich wie zuvor in Ulm, also als Oberärztin in der Anästhesie und Intensivmedizin. 2013 wechselt sie dann in die Paracelsusklinik nach Langenhagen. „Irgendwann habe ich jedoch für mich beschlossen, dass ich einen geregelteren Tagesablauf wünsche, ohne Nacht- und Rufdienste. Als die Stelle für die Prämedikationssprechstunde an den Helios Kliniken Mittelweser ausgeschrieben war, habe ich mich dort direkt beworben“, erläutert die Anästhesistin. 

Hier ist sie neben der anästhesiologischen Betreuung im angegliederten MVZ in erster Linie für alle Prämedikationsgespräche – also Narkose-Vorgespräche - für geplante Eingriffe von Patientinnen und Patienten im ambulanten und stationären Bereich zuständig. „Ich nehme mir Zeit, mit den Patientinnen und Patienten in Ruhe zu sprechen und auf ihre Bedürfnisse, aber auch Sorgen einzugehen. Nur so kann ich die Angst der Patientinnen und Patienten reduzieren und für jede oder jeden die richtige Form der Narkose auswählen.“ Hinzu kommen die Prämedikationsgespräche bei akuten Notfällen über die Notaufnahme. Ihren Arbeitsplatz hat sie in der Tagesklinik. „Die Zusammenarbeit mit dem Team der Tagesklinik ist einfach toll, wir verstehen uns blind. Ich arbeite hier eigenverantwortlich und entscheide selbst, was für die Patienten am besten ist“, freut sich Ruhr. Dieses Vertrauen kommt jedoch nicht von ungefähr, denn schnell hat sie sich nicht nur in der Klinik, sondern auch bei den Patientinnen und Patienten einen Namen gemacht. So erhielt sie seit 2019 fortlaufend die Fokus-Auszeichnung als Ärztin für besondere Leistungen. Im Mittelpunkt steht hier die Patientenzufriedenheit.

„Frau Dr. Ruhr ist eine Kollegin, auf die ich mich uneingeschränkt verlassen kann. Wenn man sie um etwas bittet, dann kann man sich sicher sein, dass sie alles in ihrer Macht Stehende möglich macht, um diese Aufgaben zu erfüllen“, erläutert Dr. Björn v. Stritzky, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin sowie stellvertretender ärztlicher Direktor der Helios Kliniken Mittelweser. „Sie ist integer und wohlwollend, immer den Patientinnen und Patienten zugewandt.“

Ihre langjährige Erfahrung wird auch von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Disziplinen geschätzt. Dabei sind auch ihre klaren Ansagen willkommen. „Wenn ich meinen chirurgischen Kolleginnen oder Kollegen mitteile, dass eine Patientin oder ein Patient nicht operiert werden darf, dann akzeptieren sie das auch, ohne lange zu diskutieren“, lacht Ruhr. 

In der Klinik ist sie darüber hinaus über alle Abteilungen hinweg bekannt dafür, immer zur Stelle zu sein, wenn sie gebraucht wird. „Es ist für mich selbstverständlich, dass ich überall aushelfe, wo ich kann“, betont Ruhr. 

Ihr Lebensmotto ist übrigens: „Nur wer zu sich selbst gut ist, kann auch gut zu anderen sein“. Zu sich selbst gut sein, das äußert sich bei der aktiven 63-Jährigen unter anderem in ihrem Hobby, dem Sport. „Ich gehe gerne laufen und spiele Tennis.“ Beim Hannover-Marathon läuft sie die 10 km in 56 Minuten und wird Vierte der Damen ihrer Altersklasse. Darüber hinaus liebt sie die Arbeit im eigenen Garten. 

Wenn sie sich jetzt in den passiven Teil der Altersteilzeit begibt, möchte sie gerne einen Hund. „Und wir möchten uns einen VW-Bus kaufen, um noch ein wenig die Welt zu entdecken“, plant Ruhr. 

In den Helios Kliniken Mittelweser wird sie in jedem Fall eine große Lücke hinterlassen. „Nach einem so arbeitsreichen Berufsleben wünsche ich Frau Dr. Ruhr einen schönen und dennoch erlebnisreichen Ruhestand mit allem, was sie sich hierfür wünscht“, so von Stritzky. 
 

Über Hubschrauber, humanitäres Engagement und jede Menge Narkosegespräche: Rückblick auf ein bewegtes Berufsleben