Leberzysten kommen relativ selten vor – gerade einmal ein Prozent der Bevölkerung ist davon betroffen, Frauen häufiger als Männer. Bei Andrea Halves aus Rehburg wurden im Rahmen einer Routineuntersuchung gleich drei solcher Zysten festgestellt. „Gerade weil die Zysten so selten auftreten, sind sie eher Zufallsbefunde“, erläutert PD Dr. Kai Timrott, Chefarzt für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie an den Helios Kliniken Mittelweser.
Grund zur Sorge gibt es in den meisten Fällen nicht. „Prinzipiell sind Leberzysten gutartige, flüssigkeitsgefüllte Räume. Diese entstehen durch eine fehlerhafte Entwicklung von bestimmten Geweben im Mutterleib, haben aber prinzipiell keine krankhafte Bedeutung“, ergänzt Timrott. Sofern die Betroffenen keine Beschwerden haben, müssen diese nicht weiter behandelt werden und einfach im Verlauf kontrolliert werden.
Auch Andrea Halves hat zunächst nichts von ihren Leberzysten bemerkt und konnte auch ihre Arbeit weiterhin ganz normal ausüben. Doch ca. ein halbes Jahr nach dem Untersuchungsergebnis bekommt sie starke Schmerzen im Oberbauch. „Es wurde so schlimm, dass ich kaum atmen oder laufen konnte. Auch konnte ich die Zyste schon von außen fühlen“, beschreibt die 53-Jährige. Kaum verwunderlich, denn die größte Zyste weist zu diesem Zeitpunkt bereits Abmessungen von 13 x 10 Zentimetern auf. Die Untersuchung ergibt: Die Zyste hat eingeblutet – wodurch die starken Schmerzen entstanden. „Meine Hausärztin hat mich direkt ins Krankenhaus eingewiesen. In der Notaufnahme wurde ich sofort per Ultraschall untersucht und stationär aufgenommen. Herr Dr. Timrott wurde auch da schon direkt hinzugezogen. Nach einer Schmerzbehandlung wurde ein MRT erstellt, bei dem er auch dabei war“, so die Rehburgerin. Im Krankenhaus wurde die OP besprochen, in der das Verfahren der sog. laparoskopischen Entdachung der Leberzyste eingesetzt werden sollte.
„Die Zystenwandentdachung ist ein grundsätzlich einfaches Verfahren und wird in minimalinvasiver Operationstechnik durchgeführt. Somit sind lediglich drei bis vier kleine Schnitte an der Bauchwand notwendig, über welche der Zysteninhalt abgesaugt werden kann und anschließend die Zystenwand reseziert wird. Der Zystenwandanteil in der Leber wird belassen, um das Operationsausmaß zu reduzieren und die Leber zu schonen“, erläutert Chefarzt Timrott.
Im Fall von Andrea Halves wurden gleich zwei Zysten entfernt, denn auch eine weitere Zyste war mit Abmessungen von 5 x 13 cm nicht unerheblich gewachsen. „Ich bin sehr dankbar, dass ich durch Herrn Dr. Timrott und sein Team hier so professionell behandelt wurde. Alles wurde mir sehr genau erklärt – und dadurch habe ich mir auch weniger Sorgen gemacht“, so Halves.
Ein besonderer Vorteil des Verfahrens der Zystenwandentdachung ist die geringe Rückfallquote – denn im Vergleich zu einer Punktion der Zyste ist das Risiko, dass die Zyste erneut entsteht, um ein Vielfaches geringer. „Das beruhigt mich sehr. Auch wenn ich mich wirklich rundum gut aufgehoben und betreut gefühlt habe, so hoffe ich natürlich dennoch, dass jetzt in puncto Leberzysten bei mir Ruhe einkehrt und kein weiterer Eingriff notwendig ist“, so Halves augenzwinkernd.
Foto: Patientin Andrea Halves mit Chefarzt PD Dr. Kai Timrott