Angola ist fünfmal so groß wie die Bundesrepublik Deutschland. Viele Jahre lang war das Land vom Bürgerkrieg gezeichnet – und die Folgen wirken sich noch immer aus. So herrschen eine große Armut und ein starkes Gefälle zwischen Arm und Reich. Die Kindersterblichkeit ist extrem hoch und es fehlt eine grundlegende Infrastruktur zur Gesundheitsversorgung. Gründe genug für das Friedensdorf International, sich in diesem Land zu engagieren. „Es gibt im ganzen Land nur eine Kinderklinik, wo einmal die Woche für zwei Stunden ein Kinderorthopäde zur Verfügung steht“, weiß Maria Blum vom Friedensdorf in Oberhausen. „Wir sind seit 27 Jahren in Angola tätig und arbeiten dort mit Partnerorganisationen.“ So wurden sie auch auf den kleinen Luciano aufmerksam, der mit seinen Eltern und seinen fünf Geschwistern in der Hauptstadt Luanda lebt.
„Luciano leidet seit seiner Geburt an einer schweren Beinfehlstellung – vergleichbar mit extremen O-Beinen - die mit steigendem Alter immer gravierender wird. Es war klar, dass er ohne Operation in naher Zukunft überhaupt nicht mehr laufen könnte“, so Blum. Im Oktober 2022 kommt er in das Friedensdorf in Oberhausen und wartet hier auf einen Platz für seine Operation. „Als Hilfsorganisation sind wir auf kostenlose Behandlungen angewiesen – daher schreiben wir für unsere ca. 150-250 Kinder immer ein Netzwerk an Kliniken an. Bei Luciano gaben uns die Helios Kliniken Mittelweser ihre Zusage“, freut sich Blum.
Ende Januar war es dann soweit. „Bei der Operation wurden in einem einzigen Eingriff an beiden Beinen an Ober- und Unterschenkel blockierende Platten an den Wachstumsfugen um das Knie herum angebracht. Dies verhindert das Wachstum des Knochens an der Außenseite. Somit kann die Innenseite der Beine weiterwachsen und sich so die Fehlstellung selber auskorrigieren. Wenn die Beine wieder gerade sind, werden die Wachstumsfugen wieder freigegeben und beide Beine können gerade in die Länge weiterwachsen“, erläutert Dr. Michael Stalp, ärztlicher Direktor und Chefarzt für Unfallchirurgie und Orthopädie an den Helios Kliniken Mittelweser. Er ist zuversichtlich: „Er wird bald wieder aufrecht laufen können.“ Die Behandlung eines Kindes aus dem Friedensdorf mit einer ähnlichen Situation wurde erst vor kurzer Zeit an den Helios Kliniken Mittelweser abgeschlossen. Dieser Junge ist mittlerweile zurück in seinem Heimatland und kann wieder auf geraden Beinen laufen.
Die Nachbehandlungen von Luciano wie Physiotherapie, Medikamentengabe und zwischenzeitliche Röntgenkontrollen erfolgen alle im Friedensdorf. „Das ist eben unsere Spezialisierung - man kann es sich vorstellen wie eine große, angegliederte Arztpraxis“, erläutert Blum. Die ambulante ärztliche Nachkontrolle erfolgt dennoch in Nienburg.
Während des Klinikaufenthaltes wurde der siebenjährige Luciano vor allem von Pflegekraft Jaqueline Piccoli de Korb betreut, die im Sommer 2021 im Rahmen der Brasilienkooperation in die Helios Kliniken Mittelweser gekommen war. „Uns war es wichtig, Luciano die Angst zu nehmen und ihm das Gefühl zu geben, dass er sich wohlfühlt. Da haben wir uns gefreut, dass Jaqueline, die wie er als Muttersprache Portugiesisch spricht, gleich zugesagt hat, ihm Gesellschaft zu leisten“, betont Stalp.
Auch für Maria Blum ist diese soziale Komponente nicht zu unterschätzen. „Wir sind immer auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die Lust haben, mit unseren kleinen Patientinnen und Patienten während des Klinikaufenthaltes Zeit zu verbringen.“ Wer hier Interesse hat, wird gebeten, sich beim Friedensdorf wie folgt zu melden: Per E-Mail an nord@friedensdorf.de oder telefonisch unter 0162-2324680.
Foto: v.l. Dr. Michael Stalp, ärztlicher Direktor, der kleine Patient Luciano, Pflegekraft Jaqueline Piccoli de Korb aus Brasilien