Suchen
Menü
Schließen

Herzinfarkt mit 38 Jahren

Bei einer Autofahrt bekommt Albert Shala plötzlich ein heftiges Piepen im Ohr, begleitet von starkem Schwindel. Wer jetzt an einen Tinnitus denkt, liegt falsch – schnell wurde bei dem gerade mal 38-Jährigen in der Notaufnahme der Nienburger Helios Klinik ein Herzinfarkt festgestellt. Dank eines eingespielten Teams aus Notaufnahme und Herzkatheterlabor wurde ihm in kürzester Zeit ein Stent gesetzt, der einen Verschluss der Vorderwandarterie behob. Shala hat Glück gehabt: Durch das schnelle Handeln sind keine Folgeschäden entstanden.

21. Mai 2024
Herzinfarkt mit 38 Jahren

Mehr als 300.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt, viele von ihnen schaffen es gar nicht mehr erst in die Notaufnahme. Die meisten Betroffenen sind 60 Jahre und älter, doch auch die Anzahl jüngerer Betroffener steigt. „Bei uns wurden in 2023 insgesamt 164 Patientinnen und Patienten an einem Herzinfarkt behandelt –  es kommt also jeden zweiten Tag ein Betroffener zu uns. Vom Alter her können wir diese auch nicht rein der rein älteren Bevölkerung zuordnen, es sind auch bereits einige Mitte 40-Jährige dabei“, so Erdem Aydilek, leitender Oberarzt der Kardiologie der Helios Kliniken Mittelweser.

Albert Shala aus Nienburg ist noch jünger, als es ihn trifft – und das auch noch mit untypischen Anzeichen. Der 38-Jährige ist mit dem Auto unterwegs, als er plötzlich ein extrem lautes Piepen im Ohr bekommt. Ihm wird schwindelig, kippt immer wieder zur Seite und ist plötzlich schweißdurchnässt. „Ich bin sofort rechts rangefahren und habe Hilfe gerufen“, erinnert er sich. Mit dem Krankenwagen wird er in die Nienburger Helios Klinik eingeliefert und wird umgehend von Florian Müller, Fachkraft für Notfallpflege, betreut. „Als Albert Sahla zu uns kam, musste er sich übergeben und klagte über starke Oberbauchschmerzen. Ich habe sofort ein EKG geschrieben, welches keinen Zweifel offenließ“, so Müller. Auf dem EKG werden eindeutige Herzinfarktzeichen, sog. ST-Streckenhebungen, angezeigt. Auch der Herzultraschall bestätigt die Diagnose.

„Bei dem sog. ST-Hebungsinfarkt ist deutlich auf dem EKG erkennbar, dass der Herzmuskel unzureichend mit Blut versorgt wird. Die Ursache ist meist ein akuter Gefäßverschluss der Herzkranzgefäße. Da das Herzmuskelgewebe durch die Sauerstoffunterversorgung schnell einen dauerhaften Schaden behält, muss eine rasche Gefäßeröffnung erreicht und weitere Gefäßverschlüsse vermieden werden“, erläutert Nasir Orya, behandelnder Arzt der Notaufnahme.

„Wir haben Herrn Shala daher unmittelbar Blutverdünner gegeben und ihn in unser Herzkatheterlabor gebracht“, so Orya weiter. Dort wird Shala im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung direkt mit einem Stent versorgt.

Konkret heißt das: Ein winziger, biegsamer Kunststoffschlauch wird entweder über den Arm oder die Leiste ins Herz vorgeschoben. Die Vorderwandarterie wird dann mit einem Ballon aufgedehnt, um dann an der Engstelle ein Drahtröhrchen einzusetzen, welches als Gefäßstütze dient. Das Blut kann wieder fließen. „Um einen bildhaften Vergleich zu haben: Das Gefäß wird mit einem Druck von 18 bar aufgedehnt – in einem Autoreifen sind gerade mal 3 bar“, erklärt Aydilek. Auch wenn es widersprüchlich erscheint, so ist der Eingriff doch sehr schonend und wird minimal-invasiv vorgenommen. Auch eine Narkose ist nicht notwendig, die Patientinnen und Patienten sind bei dem Eingriff wach und bei Bewusstsein.

Nach zwei Tagen Intensivstation und zwei Tagen Normalstation kommt Shala nach Hause. „Egal wo ich war, ich wurde im Krankenhaus durch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gut betreut. Ich bin froh und glücklich, dass bei mir das Schlimmste verhindert werden konnte. Das verdanke ich der schnellen Reaktion und Behandlung durch das Team der Notaufnahme und des Herzkatheterlabors“, so der Familienvater.

In der nachfolgenden Reha lernt Shala ebenfalls noch einiges über Prävention und stellt sein Leben sukzessive um. „Ich möchte für meine Familie alt werden. Daher habe ich jetzt aufgehört zu rauchen und auch meine Ernährung verändert, bewege mich mehr. 12 kg habe ich dabei bereits abgenommen“, freut sich Shala.

„Herr Shala macht das genau richtig. Alle Risikofaktoren kann man natürlich nicht ausschalten, denn manchmal kommen auch genetische Vorbelastungen dazu, wenn es z. B. schon in der Familie Herzinfarkte gab. Doch vieles kann man selbst beeinflussen, und da stehen eben an erster Stelle das Einstellen des Rauchens, Vermeidung von Übergewicht, ausreichende Bewegung sowie die richtige Gabe von Medikamenten bei Bluthochdruck oder auch Diabetes“, erläutert Aydilek.

Seine Empfehlung: „Bei Symptomen, die auf einen Herzinfarkt hindeuten, sollte umgehend die Notaufnahme aufgesucht werden, denn genau wie bei einem Schlaganfall kommt es hier auf die Zeit an. Und: Dann niemals selbst mit dem Auto fahren, denn das Risiko, dass es während der Autofahrt schlimmer wird und man dadurch sich und andere noch zusätzlich in Gefahr bringt, ist einfach zu hoch. Das Beste ist das Betätigen des Notrufes unter 112 unter Hinzuziehung eines Notarztes.“

Symptome bei einem Herzinfarkt sind u.a. starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die fünf Minuten oder länger anhalten und gegebenenfalls ausstrahlen in beide Arme, in Hals, Kiefer, Schulterblätter, Oberbauch oder Nacken. Auch Engegefühl, heftiger Druck oder Brennen im Brustkorb sowie eine blasse, fahle Gesichtsfarbe und kalter Schweiß auf Stirn und Oberlippe können auf einen Herzinfarkt hindeuten.

„Ich freue mich, dass es Herrn Shala nun wieder so gut geht. Auch von meiner Seite ein großer Dank an das die Kolleginnen und Kollegen, die hier so zügig und richtig reagiert haben und ihn als Team mit den weiteren Abteilungen so gut versorgt haben“, betont auch Klinikgeschäftsführer Christian Thiemann.

Gruppenbild Schockraum Herzinfarktpatient