Leitliniengerechtes, qualitätsgesichertes und interdisziplinär abgestimmtes Vorgehen
Therapien und Operationstechniken
Therapie vor der Operation
Primär systemische (Chemo-)Therapie
Bei einer primär systemischen oder auch neoadjuvanten Chemotherapie (NACT) handelt es sich um eine Chemotherapie, welche vor einer nachfolgenden Operation durchgeführt wird. Diese kann zum Beispiel bei sehr großen Tumoren notwendig sein, bei einem schlechten Tumor-Brust-Verhältnis oder wenn die Tumorzellen bestimmte Charakteristika aufweisen (z.B. Hormonrezeptor-Negativität). Die Vorteile dieser Therapie liegen in einer kontrollierbaren Tumorverkleinerung, sodass im Anschluss auch bei größeren Tumoren eine Operation oder sogar der Brusterhalt mit besseren kosmetischen Ergebnissen möglich wird. Ein weiterer Vorteil kann die Verabreichung neuer Medikamente sein, die nur in dieser Konstellation (Gabe vor der OP) zugelassen sind. Zudem kann vor einer Operation und ggf. anschließenden systemischen Therapie vorab besser getestet werden, ob der Tumor auf eine Chemotherapie anspricht (in vivo-Testung).
Während der primär systemischen Therapie werden Sie regelmäßig in unserer Brustsprechstunde zu Kontrollen einbestellt (nach dem zweiten bis dritten Zyklus bei dreiwöchiger Gabe, sonst nach sechs Wochen im Falle der wöchentlichen Applikation). Hierbei wird per Ultraschall das Ansprechen des Tumors auf die Chemotherapie kontrolliert. Wichtig ist, dass der Tumor vor Beginn der Therapie mit einem Titanclip markiert wird. Circa zwei bis drei Wochen vor Ende der Chemotherapie bitten wir Sie, sich zur Operationsplanung ebenfalls in unserer Brustsprechstunde vorzustellen.
Wir sehen es als unsere Aufgabe, Ihnen die möglichen Therapieoptionen einer Brustkrebsbehandlung darzulegen und Sie in den verschiedenen Phasen der Krankheit und Gesundung zu begleiten. Die vier Module – Operation, systemische (Chemo-)Therapie, Strahlentherapie und Hormontherapie (endokrine Tablettentherapie) – müssen ausgewählt, auf Sie zugeschnitten und in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Bitte vertrauen Sie uns hierbei bitte.
Operationstechniken
Je nach Größe, Ausbreitung und Lokalisation des Tumors stehen verschiedene Operationstechniken zur Verfügung. Diese besprechen wir mit Ihnen ausführlich in einem Vorgespräch und erläutern Ihnen auch die Alternativen und Risiken.
Folgende Techniken kommen in unserem Brustzentrum zur Anwendung:
- Brusterhaltende Therapie (Mammatumorexstirpation/MTE) in Kombination mit allen Arten der ästhetischen Chirurgie (onkoplastische Operationen)
- Wächterlymphknotenentfernung (Sentinelentfernung/SNLE) mit zuvor nuklearmedizinischer Technetium-Markierung oder Farbmarkierung mit Patentblau
- Konventionelle Axilladissektion (Entfernung von mehreren Lymphknoten im Falle von Lymphknotenmetastasen)
- Brustentfernung (Mastektomie/ME), nur in ca. 20 Prozent der Brustkrebsfälle nötig
- Wiederaufbau der Brust nach Brustentfernung: entweder im Rahmen der Tumoroperation (einseitiger Wiederaufbau) oder nach Abschluss von notwendigen Zusatztherapien (zweiseitiger Wiederaufbau). Der Aufbau der Brust ist entweder mit Eigengewebe oder Silikonimplantaten möglich. Für Rekonstruktionen mittels freien Lappenplastiken (z.B. DIEP, TRAM oder GAP) arbeiten wir mit unserer Abteilung für Plastische Chirurgie (Chefarzt Dr. Daniel Lonic) zusammen
- Schnellschnittuntersuchungen: Durch diese intraoperativen, feingeweblichen Beurteilungen durch unsere Pathologen kann bestimmt werden, ob der Tumor weit genug aus dem gesunden Gewebe entfernt wurde. So lässt sich die Anzahl von Nachoperationen deutlich minimieren.
Nach der Operation verbringen Sie noch ca. ein bis zwei Stunden in unserem Aufwachraum. Hier wird durch unsere anästhesiologischen Ärzte und Pfleger das Aufwachen aus der Narkose überwacht sowie eine ausreichende Schmerztherapie sichergestellt. Im Anschluss daran werden Sie auf die Normalstation gebracht.
Therapie nach der Operation
Je nach Vorbehandlungen, Art des Eingriffs und Tumoreigenschaften ist nach der Operation oft eine anschließende Therapie notwendig. In der interdisziplinären Tumorkonferenz arbeiten wir je nach Tumorart und damit verbundenem Rückfallrisiko Ihren individuellen Therapieplan aus:
Strahlentherapie
Falls bei Ihnen eine brusterhaltende Operation durchgeführt wurde, muss die betroffene Brust anschließend nachbestrahlt werden, um das Risiko für ein Wiederauftreten der Erkrankung zu minimieren. Aber auch bei einer Krebsvorstufe in der Brust (ductales Carcinoma in situ/DCIS) spielt die Strahlentherapie eine Rolle.
Hierbei wird in Zusammenarbeit mit den Strahlentherapeuten ein individueller Behandlungsplan erstellt. Dieser kann bei jüngeren Patientinnen einen boost, das heißt eine zusätzliche Einzelbestrahlung des ehemaligen Tumorbettes beinhalten oder bei älteren Patientinnen auf hypofraktionierte Art erfolgen, das bedeutet eine Verkürzung der Gesamtdauer der Bestrahlung durch höhere Einzeldosen.
Bei nachgewiesenen Lymphknotenmetastasen wird meist die Indikation zur Bestrahlung der Lymphabflusswege ausgesprochen. Die Strahlentherapie führen wir direkt bei uns im Klinikum in der strahlentherapeutischen Praxis durch.
Antihormonelle Therapie
Circa 80 Prozent aller bösartigen Brusttumoren sind hormonabhängig gewachsen. Dies gibt uns nach der Operation die Möglichkeit durch eine Hormonblockade ein Wiederauftreten des Tumors zu reduzieren. Die Tablettentherapie, welche Sie nach Abschluss der Strahlentherapie für die nächsten fünf bis zehn Jahre Jahre einnehmen sollten, besteht aus dem Präparat Tamoxifen (20mg/Tag) oder der Wirkstoffgruppe der Aromataseinhibitoren (Hemmer) Die erstmalige Rezeptierung des für Sie gewählten Präparates erfolgt beim Nachbesprechungstermin der Tumorkonferenz, die weiteren Rezepte wird Ihnen Ihr Frauenarzt ausstellen.
Chemotherapie
Eine nachfolgende Chemotherapie kann bei bestimmten Risikokonstellationen, welche mit einem erhöhten Rückfallrisiko verbunden sind, nötig werden. Dies betrifft zum Beispiel Tumoren, welche einen hohen Wachstumsindex besitzen, neu positiv sind oder bereits in die Lymphknoten gestreut haben.
Vor einer solchen Behandlung werden Sie immer über den Ablauf und mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt. Chemotherapien unterscheiden sich in den verabreichten Substanzen und damit auch in den unerwünschten Begleiterscheinungen, der Dauer und der Art der Anwendung. Im Normalfall erhalten Sie Ihre Therapie in mehreren Sitzungen im ambulanten Setting als Infusion über einen zuvor gelegten Port.
Wir arbeiten hierzu mit der onkologischen Praxis Dr. Schmidt in der Bäckerstr. 4 in Pasing eng zusammen. Falls Sie eine andere Praxis aufgrund einer einfacheren Erreichbarkeit oder anderen Umständen bevorzugen, vereinbaren wir natürlich auch dort gerne einen Termin für Sie.
Es macht Sinn, die verschiedenen Infusionen im Laufe einer Chemotherapie über einen Dauerzugang in die Vene zu geben, um mehrfaches Stechen oder ein Danebenlaufen der Chemotherapie (Paravasat) zu vermeiden. Diesen Dauerzugang bezeichnet man als Port, er wird ambulant von den Kollegen der Chirurgie gelegt und nach Abschluss der Chemotherapie oder auf Ihren Wunsch wieder entfernt.
Vorbereitung auf die Operation
Untersuchungen, die am Operationstag stattfinden:
- Eine Vorstellung bei unserer Stationsärztin mit Kontrolle der Nüchternheit
- Anzeichnen der Schnittführung durch den Operateur
- Ggf. eine Urinuntersuchung
- Falls durch die Narkoseärzte gewünscht eine Blutabnahme oder ein EKG
- Zum Auffinden des Wächterlymphknotens während der Operation wird vorab eine Markierung desselben in einem unseren nuklearmedizinischen Kooperationszentren durchgeführt. Den Transport dorthin organisieren wir für Sie mit einem Taxi. Die Markierung findet meist am Vortag der Operation (ambulant), seltener am Morgen vor der OP statt.
- Falls der Tumor nicht tastbar ist, wird eine Drahtmarkierung in unserer radiologischen Abteilung durchgeführt.