Ein zentrales Element des neuen Zimmers ist die Integration modernster Technologien, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz abgestimmt sind. Diese Technologien sollen zu einer besseren selbständigen Orientierung beitragen. Gleichzeitig werden Pflegekräfte entlastet, sodass sie mehr Qualitätszeit mit ihren Patientinnen und Patienten verbringen können.
Besondere Technologien sind beispielsweise im Fußboden, im Bett und in der Lichtanlage verbaut, sodass Patientinnen und Patienten, Angehörige und Pflegekräfte gleichermaßen individuelle Anpassungen für den Klinikaufenthalt über ein Tablet vornehmen können.
Darüber hinaus sorgt ein innovatives Lichtsystem für eine ausgewogene Beleuchtung ohne störende Schatten oder Blendungen. Ebenfalls können Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörige die Lichtfarben selbst einstellen. Besonders nachts, wenn Orientierungsschwierigkeiten und Sturzgefahren zunehmen, bietet die dezente Nachtbeleuchtung den Patientinnnen und Patienten Sicherheit, ohne andere zu stören und gewährleistet eine sichere Orientierung im Raum oder zum Badezimmer. Die Lichtsteuerung erfolgt biodynamisch und berücksichtigt optimale Beleuchtungsgrade für ältere Menschen.
Ein weiteres Highlight ist das sensorbasierte Sturzpräventionssystem: Sensoren in Böden, Fußleisten und Betten erkennen frühzeitig, wenn eine Person zu stürzen droht, und alarmieren das Pflegepersonal sofort. So können sich Patientinnen und Patienten und Angehörige jederzeit sicher sein, dass ein Sturz nicht unerkannt bleibt.
Digitale Assistenzsysteme und persönliche Atmosphäre
Neben den technischen Innovationen sorgen digitale Assistenzsysteme für zusätzlichen Komfort und Sicherheit. Elektronische Tafeln im Zimmer erinnern die Patientinnen und Patienten an regelmäßige Aufgaben wie Mahlzeiten einnehmen, Trinken oder Hygienemaßnahmen. Auch Fotos und Texte zum Thema „Wer bin ich, wo bin ich“? können individuell hinterlegt werden und sind auf Tablets an Bett und Schrank ersichtlich. Diese Erinnerungen können individuell angepasst werden, um den speziellen Bedürfnissen jeder Person gerecht zu werden und individuelle Ziele im Genesungsprozess festzulegen.
Auch veränderte Vitalparameter werden kabellos erfasst und bei erreichtem Risikoscore erfolgt eine automatische Warnung der Pflegekräfte. So können sich Patientinnen und Patienten darauf verlassen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sofort auf etwaige Genesungsverschlechterungen reagieren können.
Parallel zu den digitalen Lösungen wird auch eine analoge Erinnerungsvariante bereitgestellt. Ein mobiles Erinnerungsboard, auf dem handschriftliche Nachrichten oder Fotos von Angehörigen oder Pflegekräften angebracht werden können, schafft eine persönliche Atmosphäre. Dieser persönliche Bezug soll den Patientinnen und Patienten helfen, sich in ihrer Umgebung wohler und sicherer zu fühlen, was wiederum den Heilungsprozess unterstützt. Das Zimmer ist nach festen Territorien eingerichtet, sodass alle Elemente, die zu einer Person gehören, eine klare Farbe haben und sich in einem definierten Bereich des Zimmers befinden.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die Umsetzung des Projekts in der Helios Klinik Wesermarsch erfordert eine enge Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen. Neben dem ärztlichen Personal und Pflegekräften sind auch die IT-Abteilung und die Haustechnik stark involviert. Gemeinsam arbeiten sie daran, die baulichen und technischen Maßnahmen zügig abzuschließen. Zudem wirken 23 Industriepartner mit, die ihre Fachexpertise in Technik und demenzsensibler Gestaltung einbringen. Die technischen Tests laufen auf Hochtouren, um das Zimmer in Kürze für den ersten Patientinnen mit Demenz in Betrieb nehmen zu können.