Unter Harninkontinenz versteht man ungewollten Urinabgang. Ist der Schließmuskel zu schwach, können Niesen, Husten oder Bewegungen zum unfreiwilligen Harnverlust führen. Dabei spricht man von einer Stress- oder Belastungsharninkontinenz. Liegt eine Harnblasen- oder Nervenschädigung vor, äußert sich der Urinverlust aus einem unkontrollierten Drang heraus, das ist die sogenannte Dranginkontinenz. Diese lässt sich mittels Blasendruckmessung (Urodynamik) abklären.
Medikamentöse Harninkontinenztherapie
Je nach Ursache und Ausprägung der Inkontinenz können Medikamente helfen, den Muskeltonus zu beeinflussen. Wir beraten Sie zu den verschiedenen Arzneien und helfen Ihnen, das richtige Medikament zu finden.
Blasenschrittmacher (Sakrale oder Tibiale Neuromodulation)
Dieser kleine Schrittmacher wird bei Dranginkontinenzformen und Blasenentleerungsstörungen eingesetzt und kann diese beeinflussen. Er wird zusammen mit einer Elektrode chirurgisch von uns im Gesäßbereich (sakral) oder im Unterschenkel (tibial) implantiert. Schrittmacher und Elektrode stimulieren die Nerven durch milde elektrische Impulse. Über eine Fernbedienung können Sie den Schrittmacher ein- und ausschalten.
OP der weiblichen Harninkontinenz
Je nach Art der Inkontinenz und Allgemeinzustand der Patientin gibt es verschiedene operative Behandlungsmöglichkeiten. Bei milder Stressinkontinenz hilft das Einsetzen eines speziellen Kunststoffbandes. Operativ wird das TV/TOT-Band (Tension-Free Tape) durch die Scheide eingebracht und unter der Harnröhre durchgeführt. Dabei wird es nicht angenäht, sondern soll mit dem Gewebe verwachsen. Es liegt locker unter der Harnröhre, hält sie aber in der richtigen Position. Auch bei Husten, Niesen oder körperlicher Belastung wird kein Urin mehr verloren.
In sehr seltenen Fällen, wenn auch operative Methoden nicht zu einem langfristigen Erfolg geführt haben, kann auch ein künstlicher Schließmuskel eingesetzt werden. Diese Operation können wir minimalinvasiv laparoskopisch oder in Kooperation auch minimalinvasiv mit dem DaVinci®-OP-Roboter durchführen.
Eine weitere Möglichkeit ist die Unterspritzung des Sphinkters durch die Injektion von Bulking Agents (Bulkamid-Injektion).
OP der männlichen Harninkontinenz
Die männliche Harninkontinenz wird normalerweise durch einen defekten Schließmuskel oder eine schlecht funktionierende Blase verursacht. Der Schließmuskel ist der für die Kontrolle des Harnflusses aus der Blase verantwortliche Ringmuskel. Bei Verletzung dieses Muskels kann die Harnröhre nicht mehrzusammengedrückt und geschlossen werden.
Wir führen die folgenden Operationsmethoden durch:
- Harnröhrenschlinge: Die Schlinge fungiert als eine Art Hängematte, welche die Harnröhre stützt und wieder in ihre Lage bringt und so hilft, die normale Blasenkontrolle wieder zu erlangen. Dazu gehören nicht adjustierbare Schlingensysteme (knochenverankertes bulbourethrales Band (Invance) oder funktionelles retrourethrales Band ohne Knochenverankerung (Advance)) ebenso wie adjustierbare Schlingensysteme (Adjustierbarer Ballon (ProACT), Argus-System, Reemex-System und ATOMS).
- Unterspritzung des Sphinkters: Injektion von Bulking Agents (Bulkamid-Injektion)
- Sphinkterimplantation zur Behandlung einer moderaten bis schweren Stressinkontinenz
Botoxinjektionstherapie
Die Therapie mit Botox wird bei einer überaktiven Blase eingesetzt. Ziel ist, die Aktivität des Blasenmuskels zu verringern, um beispielsweise den ständigen Harndrang und das nächtliche Wasserlassen zu verbessern.
Die Botoxinjektionstherapie erfolgt ambulant unter lokaler Betäubung. Wir führen ein Zystoskop in die Harnröhre ein. Das ist ein dünner, elastischer Schlauch, der mit einer kleinen Kamera verbunden ist. Auf dem Monitor sehen wir die Harnblase und können das Botox in kleinen Dosierungen vom Blaseninnenraum aus in den Blasenmuskel spritzen.