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Wenn Schwitzen zur Krankheit wird

Die Temperaturen steigen, die Urlaubssaison beginnt und damit auch die Zeit des Schwitzens. Ob dezente Flecke unter den Armen oder feuchte Hände bei der Begrüßung – Schweißproduktion bringt so manchen in Verlegenheit. Dabei ist Schwitzen durch sonnige Temperaturen, Sport oder Aufregung eine natürliche Schutzfunktion des Körpers, um Temperaturunterschiede auszugleichen.
10. Mai 2022

„Es ist gut und richtig, dass wir alle ab und an ins Schwitzen kommen“, sagt Prof. Dr. Alexander Kreuter, Chefarzt der Dermatologie, Venerologie und Allergologie an der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen. Für rund sieben Millionen Deutsche ist Schwitzen jedoch krankhaft. Sie leiden an Hyperhidrosis. „Dabei produziert der Körper unabhängig von Wetter oder körperlicher Aktivität übermäßig viel Schweiß – teils mehr als zwei Liter am Tag. Grund dafür ist eine Störung des Nervensystems.“, erklärt der Dermatologe. „Diese Schweißausbrüche machen den Betroffenen das Leben schwer. Viele gehen aus Scham kaum mehr aus dem Haus. Dabei ist Hyperhidrose behandelbar.“

Das kann man gegen Hyperhidrose tun

Bei leichten Fällen können schon tägliches Duschen, das Tragen luftiger Baumwollkleidung ohne Kunstfasern und schweißhemmende Deos Abhilfe schaffen. Wenn das nicht ausreicht, ist die Schwachstromtherapie (Iontophorese) eine schonende Alternative. Dabei werden winzige ionisierte Arzneistoffe über sanfte Stromimpulse in die Haut an Händen und Füßen geleitet, die die Schweißproduktion unterbrechen.

Manchen Patienten kann eine medikamentöse Therapie mit sogenannten Anticholinergika helfen. Die Präparate unterdrücken die Wirkung von Acetylcholin, einem Neurotransmitter, der unter anderem die Schweißproduktion in Gang setzt. Auch eine Botox-Therapie kann an Achseln und Händen Linderung bringen. Dabei wird der aus der Schönheitschirurgie bekannte Stoff unter die Haut gespritzt und blockiert die Schweißdrüsen. „Eine Lösung auf Dauer ist das jedoch nur bedingt“, so Prof. Kreuter, der ebenfalls Chefarzt der Helios St. Johannes Klinik Duisburg ist. „Die Injektionen müssen alle paar Monate wiederholt werden und werden nicht von allen Krankenkassen bezahlt.“

Ein radikaler Behandlungsweg ist das Absaugen der Schweißdrüsen. „Diese Operation an den Achseln empfehlen wir nur in äußersten Extremfällen. Und wichtig ist grundsätzlich vorab andere Erkrankungen wie Diabetes auszuschließen. Denn starkes Schwitzen kann ebenso ein Symptom oder Nebenwirkung eines Schmerzmedikamentes sein.“