Über die steigenden Zahlen von bösartigen Hautkrebserkrankungen wurde umfassend berichtet, auch Tipps zum Thema Sonnenschutz gibt es zahlreiche, zumal viele Menschen vor allem die Sommermonate für den Gang zum Screening beim Dermatologen nutzen. Denn der schwarze, aber auch der weiße Hautkrebs sind schwerwiegende Erkrankungen, die häufig mit langjähriger Sonnenexposition und sichtbaren Hautveränderungen assoziiert werden. Doch dass sich verschiedene andere Formen von Melanomen in Bereichen entwickeln können, die viele Menschen nicht im Blick haben, ist weitgehend unbekannt.
Eine der wohl überraschendsten Stellen ist das Auge. Das sogenannte okuläre Melanom entwickelt sich in den Pigmentzellen des Auges und kann Symptome wie Veränderungen in der Sehschärfe, dunkle Flecken auf der Iris oder diffuse Schmerzen verursachen. „Solche etwas unspezifischen Anzeichen werden häufig übersehen oder anderen Augenproblemen zugeschrieben“, erklärt Prof. Dr. Alexander Kreuter, Chefarzt der Helios Hautkliniken in Oberhausen und Duisburg sowie Leiter der dazugehörigen Hautkrebszentren. Der Tumor ist zwar mit jährlich circa 400 bis 500 Neuerkrankungen in Deutschland eher selten, gleichzeitig ist er aber der häufigste im Bereich der Augen. Über die Ursachen ist man sich noch nicht ganz im Klaren, denn er weist etwas andere Mutationen auf als das kutane („Haut“)Melanom. So könnten vorbestehende Leberflecken (Aderhautnävus) oder eine sogenannte Melanose, bei der sich Pigmentzellen übermäßig vermehren, verantwortlich sein. Am häufigsten tritt der Krebs im Lebensalter zwischen 50 bis 70 Jahren auf, leider nach wie vor mit einer eher schlechten Prognose, wie Alexander Kreuter weiß: „Obwohl wir das Melanom mit modernen Therapiemethoden lokal zunächst gut kontrollieren können, ist die Langzeitüberlebensrate der Betroffenen gering. Oftmals streut der Tumor am Ende doch, vor allem in die Leber.“ Hoffnung mache dem Mediziner aber zumindest eine noch recht neu zugelassene Immuntherapie, die schon erste verbesserte Therapieerfolge zeige.
Auch die Mundhöhle ist eine mögliche, aber wenig beachtete Stelle für Hautkrebs. Dabei metastasieren entsprechende Zellen in die Mundhöhle oder entwickeln sich in der Mundschleimhaut. „Das sind zwar oftmals die sogenannten Plattenepithelkarzinome, also der weiße Hautkrebs. Sie treten an der Zunge oder in den Wangen auf und können weiter entarten. Doch auch die gefährlicheren Melanome kommen im Mund vor“, so der erfahrene Dermatologe. Anzeichen für beide können weiße, rote oder dunklere Flecken, anhaltende Wunden sowie Veränderungen in der Struktur der Schleimhaut sein. Entdeckt werden diese Symptome meist nur bei regelmäßigen Zahnarztkontrollen. Zum Glück sind insbesondere die Melanome im Mundraum höchst selten, können aber durch Rauchen oder übermäßigen Alkoholkonsum begünstigt werden.
Darüber hinaus gehören der Genitalbereich oder die Fingernägel zu den eher untypischen Stellen für Hautkrebs, doch auch hier kann sich die Krankheit manifestieren. „Veränderungen in der Hautfarbe, Juckreiz oder schmerzlose Wunden im Genitalbereich sollten ernst genommen und ärztlich untersucht werden“, ergänzt Alexander Kreuter. Bei den Nägeln weisen dunkle Linien oder Flecken, die nicht durch Verletzungen verursacht wurden, auf mögliche bösartige Veränderungen hin. „Diese Symptome werden oft als harmlose Verfärbungen oder Fußpilz abgetan, sollten aber dringend dermatologisch überprüft werden.“ Vor allem, da die Melanome an diesen Stellen oftmals schneller streuen, denn die Zellen können schneller in das Lymphsystem des Körpers gelangen.
Für alle Formen des Hautkrebses gilt aber zumindest eine einheitliche Regel: Je früher sie entdeckt werden, desto größer sind die Chancen auf ein Überleben. „Deshalb sollte jeder ein offenes Auge für sich selbst haben, sprich seinen Körper ab und an untersuchen“, empfiehlt der Krebsspezialist. „Zusätzlich zu den ohnehin obligatorischen Screenings natürlich.“