Diabetes, Rauchen, Gefäßerkrankungen – die Ursachen schlecht heilender Wunden können neben Erkrankungen auch Immunschwächen und Lebensgewohnheiten sein. Mit zunehmendem Lebensalter nimmt auch die Regeneration der Haut ab, Wunden heilen langsamer. „Es sind diese vielen Faktoren, die wir Behandler bei chronischen Wunden im Blick haben müssen. Nur wenn wir die konkrete Ursache für einen schlechten Heilungsverlauf finden, können wir mit der richtigen Therapie helfen“, erklärt Dr. med. Heike Bien. Sie ist Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Chirurgie in der Helios Bördeklinik und behandelt in ihrer Abteilung seit vielen Jahren Patienten mit chronischen Wunden.
„Heilt eine Wunde, die durch eine Verletzung oder einen operativen Eingriff entstanden ist nicht, kommt es auch zu einem Absterben von Haut- und Unterhautgewebe – wir sprechen also nicht nur von einem Wundproblem, sondern immer auch von einem weitreichenden Gewebedefekt, der auf ganze Körperteile übergreifen kann“, so die Expertin. Vor allem bei Diabetes-Patienten besteht ein hohes Risiko, schon nach kleinsten Verletzungen langfristige Schäden oder gar Amputationen zu riskieren. „Hier gilt es ganz gezielt und früh zu reagieren. Mit dem richtigen Wundmanagement ist das möglich“.
Was sind die Aufgaben einer Wundmanagerin?
Als Wundexpertin ist die gebürtige Oschersleberin Angelika Brieger für die fachgerechte Beurteilung, Versorgung und Behandlung von Wunden jeglicher Art zuständig. Sie dokumentiert auf der chirurgischen und urologischen Station 4 die chronischen oder schlecht heilender Wunden und wendet verschriebenen Wundprodukte bei den Patient:innen an. Die 61-Jährige führt Absprachen mit dem Behandlungsteam durch und gibt ihr Wissen auch weiter. Angelika Brieger ist seit über 40 Jahren in der Klinik tätig.
Gemeinsam mit der Chefärztin betreut Sie die wöchentliche Fußsprechstunde in der Neindorfer Klinik. Denn gerade für die mehr als 7 Millionen Menschen in Deutschland, die von Diabetes betroffen sind, ist eine regelmäßige Kontrolle und Pflege gerade der Füße besonders wichtig. Der erhöhte Blutzucker kann über die Jahre Nerven und Blutgefäße schädigen. Dadurch werden kleine Verletzungen nicht mehr wahrgenommen, zudem können Durchblutungsstörungen auftreten und schlecht heilende Wunden entstehen.
Diabetisches Fußsyndrom
Jedes Jahr werden in Sachsen-Anhalt fast 7.000 Menschen wegen Diabetes Typ 2 im Krankenhaus behandelt. Diabetes Typ 2 stellt in Sachsen-Anhalt eine große gesundheitliche und finanzielle Belastung der Bevölkerung dar, so das Landesamt Verbraucherschutz 2023.[i]
Ein langfristig erhöhter Blutzuckerspiegel sorgt bei vielen Diabetikern für eine komplizierte Folgeerkrankung: den diabetischen Fuß. Eine gestörte und oder geschädigte Nervenfunktion und geringere Schweißproduktion sorgt an deren Füßen für eine trockene Haut, an der leichter Risse entstehen. Durch die eingeschränkte Empfindlichkeit bemerken Betroffene die entzündeten oder gerissenen Stellen oft nicht oder zu spät. Hinzu kommt die bei Diabetikern typische langsame Wundheilung.
Aus schlecht heilenden Wunden können dann ohne Therapie schnell Geschwüre entstehen. Im schlimmsten Fall müssen Zehen oder anderes Gewebe am Fuß amputiert werden.