Ohne seinen Blutverdünner, den er seit seinem Herzinfarkt vor 15 Jahren nehmen muss, wäre der Tumor womöglich erst bei der geplanten Vorsorgeuntersuchung diagnostiziert worden. Letztlich war es ein glücklicher Zufall, dass schon in diesem frühen Stadium Blut in seinem Urin war, sodass Herr Graf direkt einen ärztlichen Rat eingeholt hat. Die Ultraschalluntersuchung bei seinem Urologen zeigte eine Auffälligkeit in der Blase. Die anschließende Blasenspiegelung bestätigte: Viktor Graf hat einen Blasentumor – mit hoher Wahrscheinlichkeit bösartig.
Mit dieser Diagnose hat ihn der niedergelassene Urologe in die Urologie des Helios Klinikum Pforzheim überwiesen. Nach nur zwei Wochen hatte Herr Graf zusammen mit seiner Frau das erste Gespräch mit Shu Fon Muna, dem dortigen Chefarzt für Urologie. Der Spezialist klärte die beiden ausführlich über die Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten auf: Zunächst muss die Harnblase in einem ersten Eingriff ausgeschabt werden, um das Tumorgewebe zu untersuchen und den Krebsverdacht durch einen Pathologen zu verifizieren. Anschließend entscheiden sich die weiteren Behandlungsschritte, nämlich ob eine Operation, eine Chemotherapie oder ein kombinierter Ansatz die individuell richtige Therapieform für Herr Graf ist.
Die Untersuchung bestätigte den Blasenkrebs und zeigte, dass das Tumorgewebe die Muskelschicht der Harnblase befallen hat. Bei so einem Tumor besteht die Gefahr, dass dieser weiterwächst oder streut und so die Lebenserwartung Betroffener sinkt. Deshalb hat Herr Muna seinem Patienten eine roboterassistierte vollständige Entfernung der Harnblase mit anschließender Blasenrekonstruktion empfohlen. Die befallene Blase wird dabei zunächst entfernt, anschließend wird aus einem Stück Darm eine neue Harnblase („Neoblase“) nachgebildet, was jedoch nicht bei jedem Patienten möglich ist. „Ich führe solche onkologische Eingriffe seit vielen Jahren konventionell offen über einen längeren Schnitt im Unterbauch oder minimalinvasiv mit dem Operationsroboter da Vinci Xi erfolgreich durch. Das System ermöglicht mir, noch präziser zu arbeiten, ist für Patienten durch die nur kleinen Hautschnitte gewebeschonender und verspricht somit eine schnellere Genesung. Die Entfernung und Rekonstruktion der Blase erfolgen innerhalb einer OP. Mit seinen 70 Jahren hat Herr Graf gute Aussichten, dass die Blasenrekonstruktion aus ca. 60 cm seines Darms funktionieren wird“, weiß der Chefarzt für Urologie, Shu Fon Muna.
Nach reiflichen Überlegungen und Gesprächen mit seiner Frau hat sich Herr Graf für den Eingriff entschieden: „Mich roboterassistiert operieren zu lassen, macht mir keine Sorgen. Ich wundere mich zwar, wie das über nur fünf kleine Hautschnitte klappt, aber Herr Muna ist ein erfahrener Operateur, dem ich vertraue. Wovor ich viel mehr Angst habe ist, dass die Rekonstruktion meiner neuen Blase nicht gelingt und ich mein Leben lang auf einen Urinbeutel an meinen Körper angewiesen bin“, erzählt der 70-Jährige.
Das war seine erste Amtshandlung nach der mehrstündigen OP am 26. März: Ein Kontrollblick, ob da irgendwo ein Urinbeutel hängt. Doch zu sehen war lediglich der übliche Blasenkatheter. Herr Muna bestätigt: „Die Operation ist gut verlaufen, die Rekonstruktion war erfolgreich. Auch der anschließende histologische Befund ergab, dass der Tumor nicht gestreut hatte und die umliegenden Lymphknoten, die wir entfernt haben, nicht befallen waren.“ Schmunzelnd ergänzt der Experte, dass er auch die Erektionsnerven bei dem Eingriff habe schonen können.
Die neue rekonstruierte Blase hat ein geringeres Fassungsvolumen und muss zunächst heilen und sich ausdehnen. Deshalb fällt es Patienten anfangs häufig schwer, die Harnentleerung zu steuern. Damit Herr Graf das Wasserlassen und -halten wieder trainieren kann, hat ihm der Sozialdienst des Helios Klinikum eine dreiwöchige Reha organisiert, die er nach seinem insgesamt nur zehntägigen Krankenhausaufenthalt besuchen konnte.
Ein halbes Jahr nach OP und Reha blickt Viktor Graf zufrieden zurück und schwärmt: „In der Reha habe ich gelernt meine Harnentleerung zu kontrollieren, indem ich alle zwei bis drei Stunden eine Toilette aufsuche. Das nehme ich mit dem Wissen nun krebsfrei zu sein gerne in Kauf. Zudem habe ich dadurch – obwohl ich früher im Pforzheimer Rathaus tätig war – sogar neue Cafés in der Innenstadt entdeckt. Ich bin sehr dankbar, dass ich bei Herr Muna so schnell einen OP-Termin bekommen habe. Er hatte immer ein offenes Ohr für mich und meine Frau und hat sich Zeit für unsere Ängste und Fragen genommen. Seine Behandlung war rundum perfekt. Ich kann ihn und sein Team jedem nur weiterempfehlen, ganz egal ob Freunden, Bekannten, der nahestehenden Familie oder Verwandten.“