Akute und chronische Krankheiten können die Nahrungs- und Nährstoffaufnahme beeinträchtigen. Eine altersbedingt reduzierte Ernährung, Appetitlosigkeit oder Geruchs- und Geschmacksverlust können unbemerkt zu einer Mangelernährung führen. Eine Mangelernährung liegt vor, wenn der Körper nicht mehr ausreichend mit einem oder mehreren Nährstoffen versorgt ist und es zu einem Ungleichgewicht von Energie, Eiweiß oder Mikronährstoffen kommt. 37% der Menschen über 70 Jahren sind davon betroffen.
„Appetitlosigkeit oder Geruchs- und Geschmacksverlust können beispielsweise als Nebenwirkung einer Chemotherapie auftreten. Verändert sich das Essverhalten Betroffener, sollte hierauf ein starkes Augenmerk gelegt werden“, weiß Prof. Mohamad Jawhar, Chefarzt der Onkologie.
Um eventuelle Anzeichen einer Mangelernährung zu identifizieren, werden Patient:innen im Helios Klinikum Pforzheim daher schon bei der Aufnahme speziell gescreent. Denn Mangelernährung führt nicht nur zu Gewichtsabnahme, sondern schränkt auch die Immunreaktion des Körpers ein, sodass Genesungsprozess und Wundheilung langsamer verlaufen. Eine unzureichende Nahrungsaufnahme in Kombination mit einer Erkrankung und geringer körperlicher Aktivität kann zudem zum Verlust von Skelettmuskulatur und damit zu einem erhöhten Sturzrisiko führen.
„Mangelernährung beeinflusst den Allgemeinzustand sowie den spezifischen Krankheitsverlauf von Patient:innen und erhöht sogar das Risiko, vorzeitig zu versterben. Daher ist es wichtig, einen reduzierten Ernährungszustand rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln. Wir möchten die Malnutrition Awareness Week deshalb nutzen, um auf dieses lebenswichtige Thema aufmerksam zu machen“, betont Sarah Stumpf, Ernährungsberaterin des Helios Klinikum Pforzheim.
Rund 600 Betroffene betreut sie jährlich, gemeinsam mit den behandelnden Fachärzt:innen und Pfleger:innen der Onkologie, Viszeralchirurgie, Gastroenterologie sowie der Altersmedizin.
„Gerade bei älteren Menschen stehen Gesundheit, Mobilität und Selbstständigkeit in direktem Zusammenhang mit einer ausreichenden und nährstoffreichen Ernährung. In der Altersmedizin mit dem Geriatrischen Schwerpunkt Pforzheim hier am Helios Klinikum binden wir unsere Ernährungsberaterin daher eng in die Behandlung aller Patient:innen ein“, erklärt Jens Heese, Sektionsleiter der Geriatrie.
Doch was hilft bei einer solchen Mangelernährung?
Können die Betroffenen selbst essen, erhalten sie im Rahmen ihrer Ernährungstherapie kalorienreiche, nährstoffdichte Lebensmittel und Getränke. Es hilft beispielsweise, die Normalkost entsprechend anzureichern, um den Nährstoff- und Kaloriengehalt zu erhöhen. Wenn dies nicht ausreicht, können sogenannte orale Nahrungssupplementen (ONS), hochkalorische Lebensmittel in flüssiger, cremiger oder pulveriger Konsistenz, eingesetzt werden. Ist eine orale Nahrungsaufnahme nicht möglich, kann eine Magensonde Abhilfe schaffen. Patient:innen, bei denen der Verdauungstrakt nicht in ausreichender Form zur Ernährung des Körpers beiträgt, können individuell zusammengestellte Nahrungslösungen über einen Katheter direkt in die Blutbahn verabreicht werden.