Normalerweise verhindert der Schließmuskel am Übergang der Speiseröhre zum Magen, dass Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt. Versagt diese sog. Refluxbarriere fließt saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurück. Folgen sind Sodbrennen mit brennenden Schmerzen und Druckgefühl hinter dem Brustbein. Tritt dieser Reflux gelegentlich auf, z. B. nach einer fettreichen Mahlzeit, hat dies noch keinen Krankheitswert. Von einer Refluxkrankheit spricht man erst, wenn dieser Rückfluss dazu führt, dass häufiges oder starkes Sodbrennen und Aufstoßen die Lebensqualität beeinträchtigt. Es können auch Beschwerden auftreten, die zunächst nicht mit der Erkrankung in Verbindung gebracht werden. So kann der zurücklaufende Magensaft in die Luftröhre fließen und Husten auslösen oder die Zähne angreifen. Zu solchen untypischen Beschwerden zählen chronischer Husten, Heiserkeit, Brustschmerzen, Asthma, eine Kehlkopfentzündung oder der Verlust von Zahnschmelz. Reflux und Sodbrennen können eine sehr starke Belastung sein. Sie stören den Schlaf und führen dazu, dass man Essen und Trinken nicht mehr richtig genießen kann. Eine Refluxkrankheit kann das allgemeine Wohlbefinden und das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Manche Menschen ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück und fühlen sich hilflos, wenn sie die Beschwerden nicht in den Griff bekommen.
Welche Folgeprobleme können entstehen?
Durch den ständigen Kontakt der empfindlichen Schleimhaut der Speiseröhre mit dem aggressiven, säurehaltigen Magensaft kommt es zunächst zu einzelnen, oberflächlichen und örtlich begrenzten Schleimhautschädigungen. Im Verlauf entwickeln sich großflächige Geschwüre und narbige Verengungen. Im schlimmsten Fall können die Geschwüre sogar zu einem Speiseröhrenkrebs entarten. Um dies zu verhindern, müssen Refluxbeschwerden frühzeitig und konsequent behandelt werden!
Welche Untersuchungen gibt es?
Bei einer Spiegelung der Speiseröhre wird die Diagnose gesichert und gleichzeitig werden Gewebeproben entnommen. Weiterführende Untersuchungen wie die Speiseröhrendruckmessung und die Langzeit-Säuremessung sind bei Weiterbestehen der Beschwerden trotz Medikamenteneinnahme angezeigt. Sie geben Aufschluss über die Aktivität des Magenschließmuskels bzw. über Menge und Häufigkeit des Säurerückflusses in die Speiseröhre.
Und wie wird die Erkrankung behandelt? Kann ich selbst etwas tun?
Sie können selbst aktiv etwas tun: es ist einen Versuch wert, Lebens- und Ernährungsgewohnheiten zu verändern:
- Stellen Sie das Rauchen ein!!!!
- Streben Sie Normalgewicht an, wenn Sie übergewichtig sind
- Nehmen Sie häufige, kleine, eiweißreiche, fettarme Mahlzeiten ein
- Essen Sie im Sitzen und legen Sie sich zwei Stunden nach den Mahlzeiten nicht hin. Dies gilt besonders für die Abendmahlzeit
- Nachts hilft es, mit erhöhtem Oberkörper zu schlafen. Wenn Sie trotzdem flach schlafen möchten, dann drehen Sie sich dabei auf die linke Seite.
- Tragen Sie keine einengende Kleidung (z.B. Gürtel, enger Bund von Hose oder Rock)
- Zum Bücken gehen Sie besser in die Hocke statt den Oberkörper herunter zu beugen
- Vermeiden Sie Alkohol, Kaffee, Pfefferminze, fettreiche Speisen, Fruchtsäfte, Kohlensäure und Tomatensoße, da diese die Magensäureproduktion anregen bzw. den Speiseröhrenschließmuskel entspannen.
- Meiden Sie, wenn möglich, Schmerzmittel
Wenn es nicht gelingt, die Reflux-Beschwerden durch eine Änderung des Lebensstils zu lindern, werden zusätzlich Medikamente zur Behandlung eingesetzt. Es stehen verschiedene Mittel zur Verfügung (Protonenpumpenhemmer, H2-Blocker, Antazida), die die Beschwerden sehr wirksam lindern können – allerdings nur solange, wie die Medikamente eingenommen werden! Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, die Bildung und Ausschüttung der Magensäure zu reduzieren bzw. zu blockieren. Dadurch verringert sich der Reflux und seine schädigende Wirkung vermindert sich.
Nicht jeder schafft es jedoch, über Jahre hinweg täglich Medikamente einzunehmen. Es kann auch sein, dass die Behandlung nicht den gewünschten Erfolg bringt und/oder schwerwiegende Komplikationen drohen. Dann ist eine operative Verengung des Überganges der Speiseröhre zum Magen sinnvoll und sollte erwogen werden.
Ziel einer Anti-Reflux-Operation (Fundoplikatio) ist es zu verhindern, dass Säure vom Magen in die Speiseröhre zurückfließt. Bei dieser Operation wird der obere Teil des Magens -manschettenartig, ganz oder teilweise- um das untere Ende der Speiseröhre gelegt und dort an Zwerchfell, Magen oder Speiseröhre festgenäht. Das stärkt den Verschluss am unteren Ende der Speiseröhre und verhindert den dauerhaften Rückfluss von Magensäure. Der Eingriff erfolgt in der Regel minimal-invasiv über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie). In 90 % der Fälle besteht gleichzeitig ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie): Der durch den Zwerchfelleinriss in den Brustkorb verlagerte Anteil des Magens fördert den Rückfluss des sauren Mageninhalts in die Speiseröhre, sodass zusätzlich eine sog. Hiatoplastik vorgenommen wird. Hierbei wird der „Durchtrittsschlitz“ der Speiseröhre im Zwerchfell operativ zusätzlich verengt (mittels einer Naht oder dem Einbringen eines Netzes).
Die Erfolgsquote ist hoch: Über 80 % der Patienten sind nach der Operation beschwerdefrei und brauchen keine Medikamente mehr, insbesondere keine Protonenpumpenhemmer. Die übrigen Patienten nehmen nach der Operation zumindest weniger Medikamente ein als zuvor und können aber nicht ganz darauf verzichten.
Wir beraten Sie gerne ausführlich über die Erfolgsaussichten ebenso wie die Risiken!