Beim leidenschaftlichen Ringen darum, den Widerstand der gegnerischen Mannschaft zu überwinden und das erste Tor zu machen, setzen viele Spieler:innen auf vollen Körpereinsatz: Geschwindigkeit, schnelle Starts, Stopps, Drehungen, Kollisionen – all diese Bewegungen beanspruchen den Körper in höchstem Maße. Der erfahrene Orthopäde und Unfallchirurg Dr. med. Mathias Pretzsch weiß das aus eigener Erfahrung. Als ehemals passionierter Fußballspieler kennt er sich nicht nur berufsbedingt mit den Tücken des Fußballsportes aus: „Ich habe als Student einige Jahre Fußball gespielt und habe selbst einige Verletzungen erlitten, vor allem Bandverletzungen am Sprunggelenk. Nun begegnen mir diese in meinem Berufsalltag.“
Erste Anzeichen und Erstversorgung
Die wichtigste Regel lautet, vor, während und nach dem Spiel auf den eigenen Körper zu hören, betont Dr. med. Mathias Pretzsch.
Ist die Verletzung einmal passiert, gilt es, schnell zu reagieren: „In der Erstversorgung muss umgehend die Belastung beendet werden, um weitere Verletzungen zu vermeiden. Die anschließende Akutbehandlung sollte nach der PECH-Regel erfolgen: Pause, Eis, Compression, Hochlagern. Je nach Schweregrad der Verletzung sollte eine Untersuchung durch den Hausarzt oder in einer Klinik erfolgen. Hierbei erfolgt eine ausführliche Anamnese der Verletzungsbeschwerden und Schmerzen sowie eine Rekonstruktion des Unfalls, der zu der Verletzung führte“, erklärt der Experte.
Die 5 häufigsten Fußballverletzungen
1. Muskelzerrungen oder Muskelfaserrisse entstehen oft im Wadenbereich oder auf der Oberschenkelrückseite durch plötzlichen Antritt oder Abstoppen. Sie heilen aufgrund der guten Durchblutung des Gewebes aber meist innerhalb von einigen Wochen problemlos ab. In seltenen Fällen ist eine Operation notwendig.
2. Bänderläsion im Sprunggelenk: Das Sprunggelenk ist aufgrund des häufigen Umknickens besonders verletzungsanfällig. Vor allem die Außenbänder und das Syndesmoseband zwischen Schien- und Wadenbein sind betroffen. Wiederkehrende Verletzungen oder eine komplette Ruptur des Syndesmosebandes werden aufgrund der drohenden dauerhaften Instabilität im Sprunggelenk operativ versorgt. Die Heilung nach dem operativen Eingriff erfordert etwa zwei bis drei Monate Pause. Die Therapie von Außenbandverletzungen erfolgt meist konservativ mit einer Stützschiene und Muskeltraining. Starke Schwellungen in der Akutphase können durch Kühlen und Ruhigstellen meist schnell gelindert werden.
3. Vordere Kreuzbandruptur: Kreuzbandverletzungen entstehen insbesondere beim plötzlichen Richtungswechsel oder Stop-and-Go-Bewegungen sowie beim gegnerischen Kontakt. Das vordere Kreuzband ist aufgrund seiner Funktion als Hauptstabilisator besonders gefährdet. Bei starker Krafteinwirkung können auch Seitenband- und Meniskusrisse resultieren, die eine lange Rehabilitation erfordern. Bei sportlich aktiven Patient:innen muss eine operative Rekonstruktion der verletzten Gelenkstrukturen erfolgen. Nur so lässt sich eine gute funktionelle Stabilität erreichen. Die optimale Rehabilitationszeit beträgt sechs bis neun Monate. Geduld und Engagement der Patient:innen sind im Heilungsprozess entscheidend, um die Beweglichkeit, Kraft und Stabilität des Knies wiederherzustellen.
4. Achillessehnenriss: Die Achillessehne ist eine Verlängerung der Wadenmuskulatur, wodurch das Abdrücken des Fußes vom Boden ermöglicht wird. Besonders bei Sprungbewegungen ist sie stark beansprucht. Die Hauptursache für Risse sind vorliegende Verschleißerscheinungen, vor allem bei älteren Spieler:innen. Beim Reißen ist häufig ein lauter Knall zu hören und ein stechender Schmerz zu spüren. Je nach Level der sportlichen Aktivität kann eine konservative Behandlung eingesetzt werden oder ist eine Operation erforderlich.
5. Gehirnerschütterungen und Kopfplatzwunden: Zusammenstöße mit dem Kopf, Körperteilen des Gegners oder der Aufschlag auf den Boden können zu Gehirnerschütterungen oder Platzwunden führen. Klassische Symptome wie kurzzeitige Bewusstlosigkeit, Sehstörungen oder Übelkeit sind Indizien, um Spieler:innen sofort auszuwechseln. Platzwunden am Kopf können direkt am Spielfeldrand versorgt werden.
Vorbeugenden Maßnahmen für den Hobbysport
Grundsätzlich empfehlenswert ist eine ausreichende Erwärmung und Dehnung der Muskeln vor der Belastung, um Muskelverletzungen vorzubeugen. Die allgemeine Fitness, d. h. der Trainingszustand der stabilisierenden Muskulatur, ist außerdem von entscheidender Bedeutung. „Spezifische Übungen zur Stärkung der Beinmuskulatur, Gleichgewichtstraining und Technikschulungen sind wirksame Methoden, um das Verletzungsrisiko zu reduzieren. Auf dem Spielfeld sollte verfügbare Ausrüstung, wie Schienbeinschoner, oder auch Bandagen und Schienen getragen und von Zweikämpfen oder Kopfbällen, wenn möglich, abgesehen werden“, so Dr. med. Pretzsch.
Im Falle einer Verletzung können sich Hilfesuchende in der Notfallambulanz der Helios Klinik Schkeuditz vorstellen. Neben der Behandlung der klassischen orthopädischen Erkrankungen hat sich die Klinik auf die arthroskopische und gelenkerhaltende Chirurgie des Knie-, Schulter- sowie Sprung- und Ellenbogengelenkes spezialisiert.
*Quelle: Statistik des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft