Da bei der angiographischen Darstellung von Engstellen in den Herzkranzgefäßen mittels Kontrastmittel nicht immer sicher festgestellt werden kann, ob die Veränderungen für die Durchblutung relevant sind, müssen oft zusätzliche diagnostische Schritte ergänzt werden. Damit kann dann sicher festgelegt werden, ob eine Stentimplantation erforderlich ist oder nicht. Hierzu gehören die folgenden Methoden, die in unserer Klinik in der täglichen Routine angewendet werden.
FFR: Ein dünner Draht (ca. 0,3 mm) mit einem integrierten elektronischen Blutdruckmessgerät kann in die Herzkranzgefäße eingeführt werden. Gleichzeitig wird der Blutdruck in der Hauptschlagader gemessen. Wenn der Blutdruck hinter einer Engstelle im Gefäß deutlich abfällt, (< 80 % des Blutdrucks in der Hauptschlagader) ist die Einengung bedeutsam und führt unter Belastung zu einer unzureichenden Blutversorgung des Herzmuskels. Hier ist eine Stentimplantation notwendig. Durch dieses Vorgehen werden unnötige Stentimplantationen vermieden.
IVUS (Intravasculärer Ultraschall): Direkte Darstellung eines Ultraschall-Querschnittbildes des Gefäßes. Einengungen und Plaques (Ansammlungen von Kalk und Cholesterinablagerungen) der Herzkranzgefäße können direkt vermessen werden. Ebenso kann der Erfolg einer Stentimplantation beurteilt und dokumentiert werden.
OCT (Optische Kohärenztomographie):
Wenn sich Plaques (Fette, Bindegewebe, Entzündungszellen, Kalk) in der Gefäßwand eines Herzkranzgefäßes bilden, können diese aufgrund von Risikofaktoren wie z.B. Stress sowie hohen Blutdruck aufreißen und sich dann durch eine überschießende Gerinnungsaktivität zu hochgradigen Engstellen oder gar Verschlüssen (=Herzinfarkt) entwickeln. Das körpereigene Gerinnungssystem möchte die eingerissene Innenwand schnellstmöglich mit Blutplättchen abdichten und bildet dabei gefährliche Thromben. Daher ist es von Vorteil, im Falle einer Behandlung eines verstopften Gefäßes auch das „Innenleben“ einer Gefäßwand so gut wie möglich zu kennen.
Seit kurzer Zeit wird hierfür die moderne Möglichkeit der OCT angewandt, bei der mit Licht im Infrarot-Bereich gearbeitet wird: Dabei wird ein Lichtstrahl über einen winzigen flexiblen Katheter punktgenau in das Herzkranzgefäß geleitet. Diese Quelle, die das Licht erzeugt, rotiert mit 100 Umdrehungen pro Sekunde und sendet das Licht in das Gewebe. Ein Teil des Lichts dringt in das Gewebe, ein anderer Teil wird reflektiert und kommt zurück. Aus diesen Daten erzeugt das System eine Gefäß-Darstellung, die sonst nur ein Mikroskop schaffen würde. Neben einer Beurteilung der Durchlässigkeit des Herzkranzgefäßes lassen sich auch die Bestandteile der Gefäßwand identifizieren, etwa die Unterscheidung zwischen Cholesterin und Kalk. Einige besonders cholesterinreiche Stellen sind potentiell gefährlich, da es hier durch einen Einriss zu einem Herzinfarkt kommen kann.
Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet der optischen Kohärenztomographie ist die Beurteilung von Stents, die eingesetzt werden, um die Adern offen zu halten. Jede einzelne Stentstrebe ist mittels OCT sichtbar. Die optimale und damit sichere Position des Stents kann so überprüft und ggf. optimiert werden.