Die längsten Nervenfasern verlaufen vom Rückenmark bis in die Zehen. Aufgrund der Länge sind es gerade diese Fasern, die zuerst Schaden nehmen, erklärt Physiotherapeutin Marion Zydek aus den Helios Kliniken Schwerin. Betroffene Patientinnen und Patienten beschreiben als erste Symptome oft ein unangenehmes Gefühl in den Zehen, dass sich dann in die Füße ausbreitet. Weniger häufig kommen die Beschwerden auch in den Händen vor.
„Ist Diabetes mellitus die Ursache, sollte diese Erkrankung zunächst richtig eingestellt werden“, betont Zydek. So kann das weitere Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden. Polyneuropathie kann aber auch Folge von Alkoholmissbrauch und Medikamenten sein oder in seltenen Fällen durch eine Chemotherapie ausgelöst werden. Mit der physiotherapeutischen Behandlung geht es dann vor allem darum, das Gefühl in den Extremitäten zu erhalten. Außerdem bauen gezielte Übungen die Muskulatur in den Beinen wieder auf. Betroffene können so die Sturzgefahr vermindern. Die Nervenschäden sind dagegen nicht mehr umkehrbar.
Bevor es an die Übungen geht, überprüft die Physiotherapeutin den Gleichgewichtssinn. Nach diesem Test und dem Gespräch mit den Patienten können etwa Greifübungen mit den Zehen folgen oder Barfußlaufen über verschiedene Oberflächen. Zydek: „Eine gute Übung zur Kräftigung ist es auch, sich an einem Barren – oder zuhause an einem Stuhl – festzuhalten und die Fersen langsam hochzuheben und wieder abzusenken.“ Zydek empfiehlt, das Gehen ganz bewusst zu üben, also die Beine langsam und gezielt anzuheben, zu halten und wieder zu senken. Um das Gefühl zu stärken, setzt sie einen Igelball ein, der mit den Noppen über die Beine und Füße gerollt wird. „Auch das kann problemlos zuhause ausgeführt werden.“ Aber, so betont Zydek, vorher sollten alle Übungen mit einem Physiotherapeuten abgeklärt werden.
In den Schweriner Helios Kliniken gibt es dazu noch eine Besonderheit, die nur in wenigen Praxen angeboten werden kann: Eine Elektrotherapie im Wasserbad (4-Zellen-Bad). Die Patienten halten dafür Beine oder Arme ins Wasser. Zydek beginnt mit kleinen Stromreizen, die ein leichtes Kribbeln auslösen sollen. „Am Anfang höre ich oft, dass man überhaupt nichts spüre. Aber wir sind sehr vorsichtig. Nach ein paar Minuten beginnt das Kribbeln dann bei fast allen.“
