Dr. Gisbert Weigl ist Leitender Medizinphysiker in der Klinik für Strahlentherapie in Schwerin. Normalerweise kümmert er sich um Patienten, die mit Krebsleiden zur Bestrahlung kommen. Anfang des Jahres bemerkte er jedoch bei sich selbst körperliche Beschwerden: „Eigentlich war es ganz banal. Der Toilettengang wurde häufiger. Ich bin deshalb zum Arzt, der eine Darmspiegelung anordnete.“ Das Ergebnis verhieß nichts Gutes – Verdacht auf ein Rektumkarzinom, also Krebs des Mastdarms. Mithilfe von CT- und MRT-Untersuchungen wurde der Verdacht bestätigt.
„Wir haben den Fall von Dr. Weigl dann in unserem Tumorboard besprochen“, erklärt Chefarzt Prof. Jörg-Peter Ritz aus der Allgemein- und Viszeralchirurgie. „Das war ungewohnt, da er auch öfter mit dabeisitzt und uns bei anderen Fällen berät.“ Doch die Tumorexperten aus den verschiedenen Fachbereichen des Hauses waren sich schnell einig – der Tumor sollte laparoskopisch operiert werden. „Prof. Ritz sagte mir dann, dass sich die OP für den Einsatz des DaVinci-Roboters eignete“, erzählt Dr. Weigl. „Für mich als Physiker ist so eine Technik natürlich spannend. Ich hatte das Gerät auf dem Neujahrsempfang des Krankenhauses letztes Jahr gesehen und hatte keine Probleme damit, dass der Roboter zum Einsatz kommt.“
Die Operation verlief komplikationslos, die Chirurgen entfernten den Tumor komplett. Durch die kleinen Schnitte und ein spezielles Programm zur rascheren Erholung nach der Operation hatte Dr. Weigl nur sehr geringe Schmerzen und war schon am OP-Tag mobil. Direkt am nächsten Tag konnte er selbstständig zur Physiotherapie im Haus gehen. „Und ich will ehrlich sein, ich habe einen kleinen Abstecher in mein Büro gemacht“, gibt der Physiker zu. Bereits nach fünf Tagen wurde er in gutem Zustand wieder entlassen. Probleme mit dem Stuhlgang hat er kaum. Dafür bekam er einen eigens auf ihn abgestimmten Ernährungsplan und schreibt genau auf, was er zu sich nimmt. So erkennt er schnell, wenn er etwas nicht verträgt.
Bei der Operation stellten seine behandelnden Ärzte keine Metastasenbildung fest. „Aber bei einem Rektumkarzinom gehen wir in den meisten Fällen auf Nummer sicher“, erklärt Prof. Ritz. „Das umliegende Gewebe rund um den Tumor ist vielleicht betroffen, ohne dass wir das erkennen können.“ Im Tumorboard entschied man sich deshalb gemeinsam für eine Chemotherapie. Drei Zyklen hat Dr. Weigl bereits erhalten, bisher verträgt er diese ohne größere Probleme. Er ist wieder im Dienst und kümmert sich selbst um Patienten, die ein ähnliches Schicksal haben wie er. „Ich habe mich im Haus nicht nur sicher gefühlt, weil ich die Kolleginnen und Kollegen natürlich kenne“, zieht er ein Zwischenfazit. „Die 1000. Laparoskopie war mehr als eine Nummer für mich. Sie hat mir auch das Gefühl gegeben, dass hier Chirurgen mit großer Erfahrung am Werk sind. Das zeigen nicht zuletzt die langjährigen Statistiken von behandelten Patienten in Tumorzentren. Mehr durchgeführte Eingriffe bedeuten auch bessere Chancen für die Patienten. Das ist in unserem Bereich ja nicht anders.“
Für den Chefarzt sind die tausend Operationen in minimalinvasiver Technik ein besonderer Meilenstein. „Als ich hier vor knapp 10 Jahren in Schwerin als Chefarzt begonnen habe, wurden nur wenige Eingriffe laparoskopisch durchgeführt. Die Ergebnisse sprechen aber für sich: kleine Schnitte sind dabei nicht das entscheidende Kriterium. Wichtig sind höchste Sicherheit, weniger Schmerzen, raschere Erholung. Heutzutage führen wir nahezu alle Darmoperationen in dieser Technik durch.“ Nicht nur geplante Operationen können mit der schonenderen Methode durchgeführt werden, so Prof. Ritz. Da das gesamte Team gut geschult ist, gehe das auch bei Notfalleingriffen sicher. „Mit dem 1.000 Eingriff haben wir eine wichtige Zahl erreicht, die nur wenige Kliniken in Deutschland schaffen. Das bestätigt die hohe Qualität in unserem Klinikum.“
Durch die Krankheit hat sich der Blick von Dr. Weigl auf das Leben verändert. „Mir war natürlich immer klar, dass wir nicht nur auf der anderen Seite stehen. Es ist fast ein Klischee, aber ich setze meine Pläne jetzt lieber sofort um, statt sie auf die lange Bank zu schieben.“ Diese veränderte Sichtweise geht einher mit dem Appell, den auch Prof. Ritz voll unterstützt: „Nutzen Sie die Termine zur Vorsorge und nehmen Sie Beschwerden ernst. Lieber einmal zu viel abgeklärt als dass es hinterher zu spät ist.“