Lewenberg - Die kleine Matilda kam in der 23. Schwangerschaftswoche zur Welt. Gemeinsam mit ihren Eltern und dem Team der Neonatologie in den Helios Kliniken Schwerin kämpfte sie sich ins Leben.
Mitte August, mehr als vier Monate vor dem errechneten Geburtstermin für ihr zweites Kind, spürt Alien Meyer: Irgendwas stimmt heute nicht. Sie geht zu ihrem Frauenarzt, der den Verdacht auf einen kleinen Sprung in der Fruchtblase hat. „Wir sind dann nach Hagenow ins Krankenhaus gefahren, wo sich der Verdacht bestätigte“, erzählt Meyer. „Dann hieß es, wir sollen sofort in die Helios Kliniken Schwerin fahren.“ Dort war die Hoffnung der Gynäkologen, dass Wehenhemmer und Antibiotika noch helfen würden, die Schwangerschaft weiter fortzusetzen. Doch wenige Tage später platzte die Fruchtblase endgültig. „Jetzt mussten wir eine Entscheidung treffen“, erinnert sich der Vater Pascal Naujox. „Entweder die Schwangerschaft beenden, weil die Gefahr bestand, dass auch Alien darunter leidet. Oder eine natürliche Geburt einleiten, die mit vielen Komplikationen verbunden wäre. Wir haben uns schlussendlich für den Kaiserschnitt entschieden, der die größten Chancen für Mutter und Kind bedeutete.“ Da Matilda noch so klein war, bedeutete jede Sekunde, in der sie mit der Mutter per Nabelschnur verbunden war, wichtige Zeit für ihre Erstversorgung. Deshalb kam zum ersten Mal der Concord-Trolley im Schweriner Kreißsaal zum Einsatz. „Auf diesen wird das Kind am Bett der Mutter gelegt, die Nabelschnur liefert weiter wichtige Nährstoffe und die Neonatologen können gleichzeitig erste Untersuchungen vornehmen“, erklärt der Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin, Prof. Claudius Werner. „Ein weiterer Vorteil ist, dass die Mutter das Kind gleich sehr dicht bei sich hat.“ So kam von Matilda um 11:39 Uhr am 19. August der erste Schrei, der ihren starken Lebenswillen unterstrich.
Die nächsten Tage schien es für das kleine Mädchen bergauf zu gehen. Sie benötigte keine künstliche Beatmung, das Herz schlug regelmäßig. Doch fünf Tage später herrschte auf einmal Hektik am Inkubator. „Man sagte uns, dass Matilda Luft im Bauch hätte und die Ärzte schnell die Ursache finden müssten“, erzählt Naujox. Bange Stunden standen für das Paar an, denn die Operation konnte nicht im Saal stattfinden. Das Frühchen war zu schwach für den Transport und musste deshalb im Inkubator operiert werden. Schlussendlich kam die Entwarnung für die Eltern: Ein kleines Loch im Dickdarm war die Ursache, das verschlossen werden konnte. Allerdings musste dem Frühchen für die nächsten Wochen ein künstlicher Darmausgang gelegt werden. „Damit hatte Matilda Probleme – Essen ging rein, aber kam nicht raus“, erzählt Meyer. „Das hat mir schon ziemlich leidgetan für die Kleine.“ Zehn Tage ging das so, bis eine Bauchmassage Linderung verschaffen konnte. „Bei dem kleinen Wesen muss jede Berührung geplant werden, deshalb war die Bauchmassage das letzte Mittel der Wahl“, erklärt die Stationsleitung Sylvie Ritter. „Der Körper und gerade die Haut sind extrem empfindlich.“ Umso schöner war deshalb der Moment, als für die Eltern zum ersten Mal Kuscheln mit ihrem Baby anstand. Sie entwickelten tägliche Rituale, damit Matilda die Nähe und Liebe ihrer Eltern spüren kann. Alien Meyer und Pascal Naujox sind dankbar für die Unterstützung, die sie von der Geburtshilfe und der Neonatologie erhalten haben. Gleichzeitig möchten sie anderen Eltern Mut machen, dass sich der Kampf für die Frühchen lohnt.
Bis heute entwickelte sich Matilda wie erwartet. Am 27. November wurde der künstliche Darmausgang wieder entfernt, ein wichtiger Meilenstein für die Familie. Bei ihrer Entlassung wiegt sie über 2600 Gramm und trägt Größe 44. „Ein riesiger Sprung, jetzt sieht sie wirklich wie ein Baby aus“, freuen sich die Eltern.