Ein Patient mit dem Verdacht auf Darmkrebs unterzieht sich beispielsweise einer Computertomographie und wird anschließend von der Allgemeinchirurgie operiert. „In der Neuroradiologie ist das anders“, erklärt Prof. Gabriel Broocks, Geschäftsführender Oberarzt in der Neuroradiologie der Helios Kliniken Schwerin. „Wir führen zum Beispiel bei Schlaganfällen die Diagnostik und in vielen Fällen dann auch unmittelbar die interventionelle Behandlung durch, insbesondere die mechanische Rekanalisation von akuten Gefäßverschlüssen“.
Erst seit etwa zehn Jahren konnten Studien endlich belegen, dass die interventionelle Neuroradiologie im Schlaganfall schnelle Hilfe bieten kann. Hierbei wird ein Katheter über einen Zugang in der Leiste bis zum Blutgerinnsel im Gehirn vorgeschoben und dieses entfernt. Gleichzeitig wird der Bereich mittels digitaler Röntgentechnologie dargestellt, sodass die behandelnden Ärzte genau erkennen können, wo sich das Gerinnsel befindet und ob der Eingriff erfolgreich war. „In Schwerin führen wir in enger Kooperation mit der Neurologie jährlich etwa 120 solcher Eingriffe durch, mit steigender Tendenz“, so Prof. Broocks. Die steigende Anzahl sei vor allem auf die alternde Bevölkerung zurückzuführen. Zudem wurden die Indikationen, bei denen dieser Eingriff möglich ist, stetig erweitert. „Mittlerweile ist es das Standardverfahren – das kann man so sagen.“
Prof. Broocks wurde zum 1. März 2024 als einer der jüngsten Professoren des Fachgebietes in Deutschland an die Medical School Hamburg berufen. Zuvor war er als Oberarzt der Klinik für Neuroradiologie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf tätig, unterbrochen durch einen Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School (Boston, USA). Wesentliche Forschungsschwerpunkte von Prof. Broocks sind die Verbesserung der Bildgebung im akuten Schlaganfall sowie die Analyse von Therapieeffekten. In diesem Gebiet publizierte Prof. Broocks zahlreiche Studien in hochkarätigen Journals und wurde mehrmals als Preisträger national und international für seine Forschungsleistung ausgezeichnet, unter anderem mit dem Kurt-Decker Preis der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie, oder dem Cornelius Dyke Award der American Society of Neuroradiology.
„Ich möchte die Medizinstudenten ebenso für dieses Thema begeistern, wie ich es bin. Die Technik entwickelt sich ständig weiter, genauso wie die Behandlungsmethoden. Es ist ein sehr spannendes Feld, in dem man vielen Menschen helfen kann.“ Ein Problem, so der Oberarzt, sei die ungleiche Verteilung von Wissen und Experten. Deshalb strebt er einen internationalen Austausch an, um in wissenschaftlichen Projekten am Fortschritt des Fachgebietes mitzuwirken und so letztlich die Patientenversorgung weiter zu verbessern