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Herzchirurgin implantiert minimalinvasiv erstmals Spezial-Prothese an der Hauptschlagader

Not-OP an 74-jähriger Patientin im Helios Klinikum Siegburg mit hochspezialisiertem Team.

30. Juli 2024
Team der Herzchirurgie Helios Klinikum Siegburg

Als sich die 74-jährige Maria S. vormittags zu einer Herzkatheteruntersuchung ins Krankenhaus begibt, ahnt sie sicher nicht, dass sie nachmittags als Notfall ins Helios Klinikum Siegburg verlegt werden muss. „Bei der invasiven Untersuchung ihres Herzens ist es zu einer seltenen Komplikation gekommen, die sofort chirurgisch behandelt werden musste“, erzählt Dr. Josepha Köhne, Oberärztin in der Herzchirurgie des Klinikums. Bei der Untersuchung hatte der Katheter das Gewebe der Aorta, der Hauptschlagader unseres Körpers, verletzt und dadurch eine Aortendissektion bei Frau S. ausgelöst. Dabei reißt ein Teil der Schichten im Gefäßinneren, so dass Blut unaufhörlich zwischen die anderen Schichten eindringt. „Wir mussten die Patientin sofort operieren, da sonst lebenswichtige Gefäße etwa im Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden“, erklärt Dr. Köhne. Schon vor dem Eintreffen der Patientin mit dem Helikopter wurde deshalb in Siegburg alles für eine sofortige Operation vorbereitet. Das Krankenhaus ist dank seines Aortenzentrums mit integrierter Herz- und Gefäßchirurgie auf Operationen an der Hauptschlagader spezialisiert.

Nach eingehender Untersuchung entschied sich das OP-Team um Prof. Mirko Doss, Chefarzt Herzchirurgie, für einen minimalinvasiven Eingriff, bei dem Frau S. eine spezielle Gefäßprothese – ein sogenannter Aorten-Stent – eingesetzt wurde. „Normalerweise wird bei Aortendissektionen das Brustbein mit einem großen Schnitt eröffnet, um die Blutung zu stillen und die verletzte Aorta mit Hilfe einer Prothese zu reparieren“, erklärt Dr. Köhne, die den knapp vierstündigen Eingriff durchführte. „Da sich die Verletzung aber im oberen Teil der Aorta befand und sehr gut sichtbar war, konnten wir minimalinvasiv über einen deutlich kleineren Schnitt operieren.“ Das hatte Vorteile für die Patientin: Weniger Blutverlust und nach der OP war der Brustkorb stabiler, sodass die Wunde schneller heilen konnte. Dr. Köhne gehört damit weltweit zu einem kleinen Kreis an Chirurgen, die diesen minimalinvasiven Eingriff erfolgreich durchgeführt hat.

Eine zweite Besonderheit, die den Eingriff zu dem Zeitpunkt sogar einzigartig macht: Die Herzchirurgin setzte erstmals ein besonderes, ganz neu auf dem Markt erhältliches Implantat ein. Es besteht aus fein verwobenen Metalldrähten und ist in der Lage, die Aortenwand und ihre Schichten an der verletzten Stelle zusammenzudrücken und so die Dissektion unverzüglich zu stoppen. „Im Unterschied zu anderen Implantaten kann das hier genutzte im oberen Teil der Aorta und mit dem Blutfluss eingesetzt werden. Es besteht nur aus Metalldrähten, ist also nicht wie andere Aorten-Implantate zusätzlich ummantelt. So kann das Blut nach Einsatz des Implantats ungehindert auch in die Abgänge der Aorta fließen. Das alles macht es bislang einzigartig“, so Dr. Köhne.

Die Patientin hat sich von dem schweren Eingriff sehr gut erholt und konnte wenige Tage später entlassen werden. Auch das spricht noch einmal für die hohe fachliche Kompetenz des Teams im Aortenzentrum des Klinikums. Hier finden nicht nur OPs bei Dissektionen statt, sondern auch bei weiteren Erkrankungen der Aorta, wie Erweiterungen (Aneurysma) und Entzündungen.

Helios Klinikum Siegburg

Oberärztin

Im Unterschied zu anderen Implantaten kann das hier genutzte im oberen Teil der Aorta und mit dem Blutfluss eingesetzt werden. Es besteht nur aus Metalldrähten, ist also nicht wie andere Aorten-Implantate zusätzlich ummantelt. So kann das Blut nach Einsatz des Implantats ungehindert auch in die Abgänge der Aorta fließen. Das alles macht es bislang einzigartig.