Laut Statistik erhalten rund 200.000 Menschen in Deutschland jährlich ein künstliches Kniegelenk (Kniegelenk-Totalendoprothese, Knie-TEP). Eine der Hauptursachen für den Einsatz einer solchen Prothese ist der Knorpelverschleiß (Arthrose) im Knie, seltener Entzündungen oder Verletzungen. In der Regel führt der Einsatz einer Knie-TEP zu einer deutlichen Schmerzlinderung, mehr Mobilität und dadurch auch zu mehr Lebensqualität. „In seltenen Fällen haben die Patientinnen und Patienten jedoch weiterhin mit chronischen Schmerzen zu kämpfen, ohne dass wir eine fassbare Ursache finden können. Heute wissen wir, dass unter anderem chronische Entzündungen krankhafter, neu entstandener Gefäße rund um das Knie ein Grund für die Beschwerden sein können“, erklärt Dr. Dennis Vogel, Chefarzt spezielle orthopädische Chirurgie, Endoprothetik und Fußchirurgie am Helios Klinikum Siegburg.
Embolisation statt Schmerzmittel
Schmerzmittel sprechen häufig nur unzureichend auf die chronischen Knieschmerzen an. Die Gelenke sind dauerhaft gereizt und die Gefäße rufen permanent Entzündungsreaktionen und somit Schmerzen hervor. Am Helios Klinikum Siegburg kommt daher ein neuer, interventioneller Therapieansatz zum Tragen: die transarterielle periartikuläre Embolisation, kurz TAPE. „Dabei handelt es sich um eine so genannte Gelenkembolisation. Unter örtlicher Betäubung wird im Rahmen einer Angiographie ein dünner Katheter durch die Leistenarterie bis zum betroffenen Kniegelenk geschoben und ein Antibiotikum über den Katheter in die betroffenen, krankhaft veränderten Gefäße gespritzt“, erklärt Dr. Bastian Vloet, Leitender Oberarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, der die Intervention in Siegburg durchführt.
Durch das Antibiotikum „verkleben“ die Gefäße und die Nervenenden sterben ab. „Das führt dazu, dass die Patientinnen und Patienten in der Regel sehr zeitnah eine deutliche Linderung ihrer Knieschmerzen verspüren“, so Dr. Vloet.
Der Eingriff, der in der Regel zwei Stunden dauert, findet im Katheterlabor des Klinikums unter permanenter Röntgenkontrolle statt. Mit Hilfe eines Kontrastmittels stellt der Radiologie die Gefäße rund um das Knie da und kann so kontrollieren, an welchen Stellen das Antibiotikum zum Einsatz kommt. Da der Eingriff unter örtlicher Betäubung stattfindet, sind die Patienten wach und können mit dem Radiologen kommunizieren. „Das ist auch sehr wichtig“, betont Dr. Bastian Vloet. „Denn so kann der Patient mir genau mitteilen, ob wir die richtigen, schmerzenden Stellen ‚getroffen‘ haben.“
Gelenkembolisationen führen Dr. Vloet und sein Team regelmäßig und sehr erfolgreich durch. Neben schmerzenden Kniegelenken kann das Verfahren beispielsweise auch bei chronischen Schmerzen an der Schulter zum Einsatz kommen. Die Kosten für die Therapie übernimmt die Krankenkasse.