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Medikamentöse Behandlung von Adipositas – Alternativen zu Wegovy

Das Medikament Wegovy ist seit einiger Zeit auf dem deutschen Markt erhältlich. Bente Petersen, Oberärztin und Leiterin des Adipositaszentrums im Helios Klinikum Siegburg, erklärt, wie Adipositas-Medikamente wie Wegovy wirken, welche alternativen Mittel es gibt und was künftig bei der Behandlung noch möglich ist.

01. Februar 2024
Medikamente

Frau Petersen, wie wirken Adipositas-Medikamente?

Es gibt hier unterschiedliche Ansätze. Zum einen sind das Medikamente, die die Aufnahme von Fett in den Körper verhindern, so genannte Lipasehemmer. Eine zweite Gruppe wirkt auf Bereiche des Gehirns und hemmt dort das Essverlangen. Dann gibt es eine dritte Gruppe mit dem Wirkstoff Semaglutid. Er reguliert die Insulinausschüttung und vermittelt so ein Sättigungsgefühl.

Was hat es mit den Lipasehemmern genau auf sich?

Lipasehemmer verhindern die Aufnahme von Fett in den Körper, genauer gesagt werden fettspaltende Enzyme im Darm blockiert. Damit werden etwa 25 Prozent des täglich verzehrten Fetts nicht vom Körper genutzt und direkt über den Stuhl wieder ausgeschieden. Das Medikament wird mehrmals täglich als Tablette eingenommen. Studien zeigen, dass Patienten innerhalb mehrerer Jahre durch die Einnahme 5-10 Prozent an Gewicht verlieren. Allerdings hat es häufig Nebenwirkungen, die vielfach den Magen-Darm-Bereich betreffen.

Was bringen Medikamente, die den Appetit hemmen?

Hier kommt ein Kombinationspräparat zum Einsatz. Wirkstoff eins wird auch bei Alkoholikern zur Entwöhnung eingesetzt. Der zweite Wirkstoff kommt aus dem Bereich der Antidepressiva und hilft zudem bei der Raucherentwöhnung. In Kombination wirken sie auf unser zentrales Nervensystem, genauer gesagt auf das Belohnungssystem. Durch die Aufnahme reduziert sich das Essverlangen und der Belohnungsreiz, der beim Essen auftritt. Eingenommen wird das Medikament ebenfalls als Tablette. Studien zeigen, dass Patienten damit etwa 5 Prozent an Gewicht verlieren können – allerdings in Kombination mit einer Verhaltenstherapie. Mögliche Nebenwirkungen sind Übelkeit, Bluthochdruck und Schwindel.

Und was hat es mit Medikamenten auf Semaglutid-Basis auf sich?

Semaglutide regulieren die Insulinausschüttung. Der Wirkstoff wird daher auch zur Behandlung von Diabetes eingesetzt, allerdings in einer niedrigeren Dosierung. In Deutschland gibt es aktuell drei zugelassene Medikamente aus dieser Gruppe – darunter auch Wegovy. Die anderen Beiden sind bereits seit einigen Jahren auf dem Markt und fester Bestandteil von Adipositas-Therapien. Semaglutid-Medikamente werden als Injektion verabreicht und ahmen die Wirkung eines körpereigenen Hormons nach, verstärken dadurch das Sättigungsgefühl und vermindern Heißhungerattacken. Sie sind in der Regel gut verträglich. Laut Studien verlieren die Patienten zwischen 5 und 15 Prozent an Gewicht – je nach Medikament und Vorerkrankungen.

Es gibt hier allerdings vielversprechende neue Ansätze, um das Semaglutid künftig noch effektiver zu nutzen. Aktuell wird durch den Wirkstoff ein Rezeptor im Darm angesprochen, der dann ein Hormon nachahmt. Künftig könnten damit zwei oder sogar drei Rezeptoren aktiviert werden. Das würde den Abnehmeffekt noch mal deutlich verstärken. Hierzu laufen schon einige Studien – mit aussichtsreichen Ergebnissen. Je nach Dosierung nahmen die Patient:innen bis zu 24,2 Prozent ab.

Reicht denn eine medikamentöse Therapie alleine überhaupt aus, um bei Adipositas zu helfen?

Stand heute muss ich das leider mit nein beantworten. Adipositas ist eine komplexe chronische Erkrankung, die das ganze Leben lang therapiert werden muss. Medikamente können eine sinnvolle Ergänzung bei der Behandlung sein. Das beste langfristige Ergebnis wird aber in der Regel mit einem Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren erzielt. Dazu gehören die Ernährungsumstellung, Bewegung und Verhaltenstherapie und ggf. ein chirurgischer Eingriff. Ergänzend können dann auch Medikamente zum Einsatz kommen, die ja immer effektiver werden. Wie wirkungsvoll solche Medikamente sind, hängt auch vom Grad der Adipositaserkrankung ab. Wir erstellen daher natürlich für jeden Patienten in unserer Klinik ein individuelles Behandlungskonzept mit den unterschiedlichsten Ansätzen.

 

Helios Klinikum Siegburg

Oberärztin und Leiterin des Adipositaszenrums Siegburg

Wie wirkungsvoll solche Medikamente sind, hängt auch vom Grad der Adipositaserkrankung ab. Wir erstellen daher für jeden Patienten in unserer Klinik ein individuelles Behandlungskonzept mit den unterschiedlichsten Ansätzen.