Suchen
Menü
Schließen

Helios Klinikum Siegburg: Seltener Eingriff am Herzen rettet Patient das Leben

Siegburg – ECpella-Verfahren rettet am Helios Klinikum Siegburg einem Patienten das Leben. Es handelt sich um eine Kombination aus der kleinsten Herzpumpe der Welt (Impella) und einer Herz-Lungen-Maschine (ECMO). Das innovative Verfahren wird auch in größeren Herzzentren noch verhältnismäßig selten angewendet.

07. Februar 2025

Es ist der 11.12. – ein ganz normaler Tag im Leben von Rolf Stratmann, eine Wanderung mit Freunden, das Wetter ist gut. Die Freunde, mit denen er heute unterwegs ist, trifft er regelmäßig – einer von Ihnen organisiert gerne kleinere und größere Wanderungen. Doch soll der Tag noch eine dramatische Wendung nehmen, als Herr Stratmann sich von jetzt auf gleich unwohl fühl: ein stechender Schmerz in der Brust und schließlich ein Zusammenbruch, der seine Begleitungen dazu veranlasst, geistesgegenwärtig schnell zu handeln. Sie verständigen Notarzt und Krankenwagen. Ihre schnelle Reaktion rettet Rolf Stratmann vermutlich das Leben, denn obwohl dieser zunächst nicht die Notwendigkeit wahrhaben möchte, eine weitergehende Behandlung zu benötigen, erleidet er nach dem Eintreffen der Rettungskräfte zwei Herzstillstände. Beide Male kann er erfolgreich reanimiert werden. Im Helios Klinikum Siegburg angekommen wird schließlich entschieden, ihn ins künstliche Koma zu legen, um den Hirnstoffwechsel zu senken und seinen Organismus zu entlasten, damit sein Herz sich erholen kann. Ein Team aus Expert:innen des Herzzentrums übernimmt unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Vorpahl, Chefarzt der Kardiologie und Agiologie, die Behandlung.

„Herr Stratmann erlitt einen schweren Herzinfarkt mit einem kardiogenen Schock, in dessen Folge die Pumpleistung seines Herzens so verringert war, dass es nicht mehr in der Lage war, die körpereigenen Organe mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen“, so Prof. Vorpahl. Für die Wiedereröffnung der verschlossenen Vorder- und Hinterwandgefäße wird eine Impella eingebracht: die kleinste Herzpumpe der Welt bzw. ein Herzunterstützungssystem, das in die linke Herzkammer eingeführt wird, um das Herz zu entlasten. Es zeigt sich jedoch schnell, dass dieses Vorgehen nicht ausreichen wird. Daher entscheiden sich Prof. Vorpahl und sein Team zu einem weiteren Schritt, der in dieser Kombination noch verhältnismäßig selten angewendet wird – selbst in den großen Herzzentren: dem so genannten ECpella-Verfahren. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus einer Impella und einer Herz-Lungen-Maschine (ECMO - ExtraCorporale MembranOxygenierung), um die Kreislauffunktion aufrechtzuerhalten und dem Herzen Zeit zur Regeneration zu geben. „Dieses Vorgehen war aufgrund der Instabilität von Herrn Stratmann alternativlos, da der Patient in der akuten Abwärtsspirale eines schweren Schockzustandes nicht zu stabilisieren war und durch die Unterversorgung mit Sauerstoff schwere Hirnschäden und ein Multiorganversagen drohten. Wir mussten sehr schnell handeln! Der theoretische Vorteil dieses innovativen Vorgehens ist in vielen Einzelfällen bereits gezeigt, aber in Studien interessanterweise noch nicht endgültig bewiesen worden. Ein Überleben wäre ohne die ECMO nicht möglich gewesen“, so Prof. Vorpahl.

Das Team entscheidet richtig. Die Impella-Pumpe kann nach einigen Tagen wieder entfernt werden, als Rolf Stratmanns Herz stark genug ist, seinen Organismus aus eigener Kraft ausreichend zu versorgen. Auch die ECMO benötigt er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.

„Es war genau an Weihnachten – am 24.12. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk!“, erinnert sich seine Frau Irene Stratmann an den Moment des Aufwachens. Auch medizinisch betrachtet ein spannender und entscheidender Moment, da sich erst mit dem Wiedererlangen des Bewusstseins bei Patient:innen wie Herrn Stratmann wirklich feststellen lässt, ob bleibende neurologische Schädigungen vorliegen. Diese können glücklicherweise schnell ausgeschlossen werden, das Sprachvermögen ist erhalten, Lang- und Kurzzeitgedächtnis funktionieren. „Lediglich an das Passwort für mein Smartphone kann ich mich partout nicht erinnern. Aber ich bleibe dran!“, lacht Stratmann.

Was jedoch zunächst bleibt, sind körperliche Einschränkungen. So benötigt Herr Stratmann derzeit beispielsweise eine Gehhilfe. Der anschließende Reha-Aufenthalt dient deshalb unter anderem seiner weiteren Mobilisation. Außerdem ist das Tragen einer Defibrillatorweste für ihn in den kommenden Monaten unerlässlich. Im Falle des Auftretens lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen gibt der Defibrillator automatisch einen elektrischen Schock ab, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen. 

Die Rehabilitation wird voraussichtlich eine ganze Weile dauern. „Aber ich lebe und ich bin geistig auf der Höhe. Ich bin eigentlich ein so aktiver Mensch, da möchte ich ansatzweise wieder hin. Ich möchte meine Enkel aufwachsen sehen, viel Zeit mit meiner Frau und Familie verbringen und weiterhin als Vorlesepate in unserer Kita in Hennef-Geistingen aktiv sein“, erklärt Stratmann seine Motivation, alles für eine vollständige Genesung zu tun.

Gerade die Unterstützung seiner Familie und der Menschen in seinem Umfeld gebe ihm dabei Kraft und trage zusätzlich zu den medizinischen Maßnahmen zu seiner Genesung bei – selbst gemalte Bilder der Kita-Kinder, Besuche der Angehörigen und Wander-Freunde, die tägliche Unterstützung seiner Frau und nicht zuletzt ein besonderer Glücksbringer seines Enkel-Sohnes: ein Rosenquarz, der auch Prof. Vorpahl auf der Intensivstation auffiel.

„Wir glauben, es kamen einige glückliche Umstände und Schutzengel zusammen – die Freunde, die schnell reagiert haben, die Rettungssanitäter und der Notarzt, das exzellente Team des Herzzentrums und unser Zusammenhalt. Wir sind Prof. Vorpahl und seinem Team unendlich dankbar““ – da sind sich die Stratmanns einig.