Wie funktioniert die Elektroporation der Bauchspeicheldrüse?
Die IRE ist ein minimalinvasives, nicht-thermisches Verfahren, bei dem Tumorzellen mittels mehr als 1000 Volt starken Stromstößen zerstört werden. Direkt im Tumor, bzw. um den Tumor herum, platziert der Arzt Elektroden, die Stromstöße abgeben und die Membran der Tumorzellen durchlöchern. Die Krebszellen verlieren durch die starken pulsartigen Stromstöße ihre Stabilität und begeben sich in den freiwilligen Zelltod (Apoptose) und werden vom Körper selbstständig entsorgt.
Neu und besonders an dieser Technik ist die Tatsache, dass umliegende, aber auch durch den Tumor verlaufende Nerven und Blutgefäße verschont bleiben. Da die äußere Gefäßwand erhalten bleibt, kann sich die innere Auskleidung neu bilden und die Durchblutung sensibler Nachbarorgane wird nicht zerstört. Das bedeutet weniger Nebenwirkungen für den Patienten. Die Behandlung findet unter Vollnarkose statt.
Die eigentliche Prozedur dauert nur wenige Minuten, allerdings sind die Vorbereitung und die exakte Platzierung der bis zu sechs Nadeln im Tumor, bzw. um den Tumor herum, sehr zeitaufwendig. Jede Behandlung mit Strom wird derzeit mit einer konventionellen Chemotherapie begleitet.
Welcher Patient ist für die Behandlung geeignet?
Bei welchem Patienten die Behandlung mit Stromstößen sinnvoll ist, muss vorab ganz genau mit den vorliegenden Befunden und im persönlichen Gespräch mit dem Chefarzt der Chirurgie, Prof. Dr. med. Prof. h. c. Matthias Birth, geprüft werden. Das Verfahren mit Nanoknife ist geeignet für Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, der aufgrund seiner ungünstigen Lage und Beteiligung der abdominellen Blutgefäße nicht entfernt werden kann.
Der Tumor sollte eine gewisse Größe von etwa vier Zentimetern noch nicht überschritten haben. Die Behandlungskosten gehen nicht zu Lasten des Patienten, sondern werden von den Krankenkassen übernommen.
Vorteile von IRE beim Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist von allen Tumoren mit der schlechtesten Prognose verbunden. Ohne Therapie sterben die meisten Patienten innerhalb von 6 Monaten nach der Diagnose. Mit einer konventionellen Chemotherapie liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa 11-13 Monaten. Die meisten Therapien sind palliativ und nicht kurativ. Das bedeutet sie sind auf eine Verlängerung des Lebens ausgerichtet, nicht auf eine Heilung des Krebses.
Die Studienlage zum Verfahren mit Strom an der Bauchspeicheldrüse ist sehr gering. Aktuellen Ergebnissen aus den USA zufolge (Stand Juli 2015), kann die Elektroporation bei Bauchspeicheldrüsenkrebs in Verbindung mit einer Chemotherapie die Lebenserwartung auf durchschnittlich 23-28 Monate erhöhen.
Die Elektroporation ist ein seit 2006 zugelassenes Verfahren, welches bislang deutschlandweit schon häufig an der Prostata, der Niere und der Lunge angewandt wurde. Der Einsatz bei Bauchspeicheldrüsenkrebs ist noch sehr innovativ. Die Methode kommt gerade bei inoperablen Tumoren (Stadium III) zum Einsatz.