Vor ziemlich genau 30 Jahren hat in Stralsund das erste Herzkatheterlabor seinen Betrieb aufgenommen. Zu jener Zeit ein echter Meilenstein für die Versorgung von Herzerkrankungen in Vorpommern-Rügen. „Auch heute können wir von einem historischen Ereignis sprechen“, sagt Michael Kabiersch, Klinikgeschäftsführer am Helios Hanseklinikum Stralsund. „Unser neues, zusätzliches Herzkatheterlabor ist ein weiterer Schritt hin zu einer medizinischen Versorgung auf höchstem Niveau – für unsere Patientinnen und Patienten, aber auch für unsere Mitarbeitenden, die in einer optimalen Umgebung arbeiten können.“
Wo vor acht Monaten noch Büros und ein Konferenzraum verortet waren, sind helle Räume entstanden, die kaum Wünsche offenlassen. Das neue Herzkatheterlabor steht für modernste Medizintechnik, großzügige und optimal auf die Abläufe abgestimmte Räumlichkeiten und eine damit verbundene effizientere und verbesserte Patientenversorgung.
Bereits im Dezember 2023 hat das Klinikum einen mobilen Herzkatheter-Container an der Notaufnahme aufgestellt, um dem steigenden Behandlungsbedarf gerecht zu werden. Seitdem sind hunderte Eingriffe und Untersuchungen erfolgt. „Die kontinuierlich hohe Nachfrage bestätigt unseren Entschluss, eine langfristige Lösung vorzuhalten. Ich bin allen Gewerken, Planern, unserem technischen Leiter, der Medizintechnik, IT und insbesondere meinem Kardiologie-Team dankbar für das, was hier in gemeinsamer Detailarbeit entstanden ist“, erklärt der Chefarzt der Kardiologie, Priv.-Doz. Dr. Mathias Busch. Insgesamt waren in acht Monaten Bauzeit 16 unterschiedliche Gewerke im Einsatz.
Zehn Kilometer Kabel verlegt
Die bauliche Umsetzung dieses Projekts stellte das Team vor besondere Herausforderungen. Im Zuge der Umbaumaßnahmen mussten zahlreiche Wände weichen und neue errichtet werden. Über 10.000 Meter Strom- und Datenkabel wurden verlegt und 250 Quadratmeter Trockenbauwände aufgestellt. Doch damit nicht genug. Durch die Strahlenbelastung in einem Herzkatheterlabor musste der Untersuchungsraum mit Bleiverkleidungen ummantelt werden. Weder durch Steckdose, Tür oder noch so kleine Öffnungen darf etwas nach außen gelangen. Da war Kleinstarbeit gefragt. Zudem musste eine spezielle Schwerlastdecke eingebaut werden, die mehreren Tonnen Gewicht standhält, um die Großgeräte flexibel zu positionieren. Auch eine neue Entlüftungsanlage mit integrierter Kühlung haben die Firmen installiert, um optimale Hygiene- und Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.
Die Gesamtfläche des neuen Labors beträgt nun 300 Quadratmeter. „Eine der größten Herausforderungen bestand darin, alle Bestandsleitungen umzulegen, insbesondere da sich direkt darüber unsere Operationssäle befinden“, macht der technische Leiter, Alexander Buschdorf deutlich. Im Falle eines Stromausfalls ermögliche das neue System sogar, kurzfristig auf Akkubetrieb umzuschalten, wodurch ein höheres Maß an Sicherheit gewährleistet wird.
Behandlungsmöglichkeiten auf Top-Niveau
Im neuen Labor werden vorrangig rhythmologische Eingriffe vorgenommen, insbesondere zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Die modernen Geräte erlauben es zudem, die Therapie sogenannter struktureller Herzerkrankungen zu erweitern, darunter die Behandlung von undichten Herzklappen, z.B. durch Einsetzen von MitraClips und der Verschluss von „Löchern“ im Herzen. „Wir bieten damit das gesamte kardiologische Spektrum, welches ohne eigene Herzchirurgie im Haus möglich ist“, verdeutlicht der Chefarzt, der vor zwei Jahren von der Unimedizin Greifswald an den Sund wechselte.
Für Patientinnen und Patienten bedeuten die neuen Räumlichkeiten ebenso, dass sich die Wartezeiten auf einen Termin verkürzen. Derzeit liegen sie bei bis zu einem halben Jahr. „Wir haben aufgrund des hohen Bedarfs gemeinsam mit dem Fachbereich beschlossen, den als Zwischenlösung gedachten Container vorerst weiter zu betreiben, sodass wir aktuell sogar drei Herzkatheterlabore nutzen können“, sagt Kabiersch.
Bessere Bedingungen für Mitarbeiter
Die Eröffnung des neuen Herzkatheterlabors bedeutet aber nicht nur Verbesserungen für Patientinnen und Patienten, sondern auch für das medizinische Fachpersonal. „Wir waren mit dem Container eher beengte Verhältnisse gewohnt und mussten hier und da ein paar Abstriche machen. Jetzt ist es viel geräumiger. Es ist nicht nur schöner, sondern besser als wir es uns vorgestellt haben, und es vereinfacht auch die Arbeit, wenn wir Platz haben. Davon abgesehen arbeiten wir nun bei Tageslicht. Das ist ein enormer Mehrwert. Ich bin mir sicher, dass die Kollegen das sehr zu schätzen wissen werden“, sagt Dr. Busch und fügt an: „Wir haben frühzeitig unsere Kollegen eingebunden, damit sie mitgestalten können, wo welche Ausstattung benötigt wird, welcher Schrank und welcher Monitor, damit wir optimal arbeiten können. Ohne das Engagement des Teams wäre all das gar nicht möglich gewesen.“
Für alle Interessierten besteht im Rahmen der Patientenakademie am 10.04.25 ab 18:00 Uhr die Gelegenheit, sich einen Einblick in das neue Herzkatheterlabor zu verschaffen und mit Behandlern in Kontakt zu treten.