Von einer, die immer am Ball bleibt
Melisa Kücük ist Personalsachbearbeiterin und steht in ihrer Freizeit ehrenamtlich als Trainerin am Spielfeldrand
Melisa Kücük hat einen Ball am Fuß, seitdem sie denken kann. Ihre Lieblingsposition ist der Sturm – an den Gegnerinnen vorbeidribbeln, Tore schießen. Dabei hat sie vom Tor über die Abwehr bis zum Mittelfeld schon alles gespielt. Bis zu dem Tag, an dem in ihrem rechten Knie Kreuzband und Meniskus reißen und Melisa Kücük, die nicht nur leidenschaftliche Fußballerin, sondern auch Personalsachbearbeiterin im Helios Klinikum Uelzen ist, nur noch auf Unterarmgehstützen vorwärts kommt.
Die Leidenschaft für das runde Leder wird ihr quasi in die Wiege gelegt. „Mein Papa spielt selbst Fußball und hat meinen Bruder und mich früher immer mit auf den Platz genommen. Wir haben dann neben dem Spielfeld mit den anderen Kindern gekickt“, erinnert sich Melisa Kücük. Mit sieben Jahren tritt sie selbst in den Verein ein – als eine der jüngsten in der D-Jugend. „Mädchenmannschaften für mein Alter gab es damals noch nicht. Deshalb habe ich zu Beginn mit den Elf- und Zwölfjährigen trainiert.“
Melisa Kücük ist in Uelzen zuhause: geboren im ehemaligen Kreiskrankenhaus, aufgewachsen und zur Schule gegangen in der Hansestadt. Fürs Studium – Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Personal- und Dienstleistungsmanagement – zieht sie nach Heide. „Während des Studiums habe ich mit dem Fußball pausiert.“ Sich einem Verein außerhalb von Uelzen anschließen, das kam nicht infrage. Im Sommer 2020 absolviert sie im Rahmen ihres Studiums ein Praxissemester in der Personalabteilung des Helios Klinikums Uelzen. Weil ein Jahr später, passend zum Abschluss ihres Studiums, eine Kollegin in den Ruhestand geht, bewirbt sich Melisa Kücük auf die Stelle als Personalsachbearbeiterin und bekommt die Zusage. Der Familie, der Liebe und nicht zuletzt des Jobs wegen zieht sie 2021 zurück nach Uelzen.
„Ich mache alles vom On- bis zum Off-Boarding: Stellenanzeigen schalten, Verträge aufsetzen, neue Kolleg:innen an ihrem ersten Tag bei uns im Haus begrüßen, Beratung bei arbeitsrechtlichen Fragen und die Verabschiedung von austretenden Mitarbeitern“, sagt die 28-Jährige. Der Fußball hilft ihr nach Feierabend beim Abschalten. Dass das Krankenhaus, für das sie arbeitet, häufiger in der Kritik steht, findet sie sehr schade. „Wir machen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viele Angebote und es gibt regelmäßig Aktionen, um den Arbeitsalltag bunter zu gestalten. Das fängt bei kostenlosen Sportkursen an und hört bei einer Einladung zu Kaffee und Kuchen zum Geburtstag auf. Dass Helios und andere private Träger nur sparen möchten, stimmt einfach nicht.“ Am schlimmsten jedoch seien für sie die Kommentare in den sozialen Netzwerken: „Schade, dass sich dort immer nur diejenigen äußern, die so wenig Ahnung von den einzelnen Berufsbildern und den Abläufen in einem Krankenhaus haben.“ Das sei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich jeden Tag füreinander und für ihre Patienten einsetzen, nicht fair gegenüber.
Doch zurück auf den Platz: Wenige Tage nach ihrem ersten Arbeitstag als Personalsachbearbeiterin passiert Melisa Kücük das, wovor alle Sportler sich fürchten. Der Kreuzband- und Meniskusriss in ihrem rechten Knie bedeutet eine Zwangspause auf der Bank, sie kann nur zugucken, während ihre Mitspielerinnen aufs Tor zustürmen. Die notwendige Operation verläuft gut, theoretisch darf sie ihr rechtes Bein wieder voll belasten. Doch die Angst bleibt. „Der Fußball hat immer eine wichtige Rolle gespielt in meinem Leben“, sagt Melisa Kücük, „aber das Knie soll schließlich noch ein paar Jahre halten.“ Das Risiko, dass sie sich ein weiteres Mal schwer verletzt, sei ihr zu groß. Die Entscheidung, die aktive Karriere nach 15 Jahren zu beenden, war hart.
Ganz an den Nagel hängen konnte sie ihre Fußballschuhe aber doch nicht. „Ein bisschen kicken nebenbei geht trotzdem und ohne Fußball würde mir auch etwas fehlen.“ Im August dieses Jahres wird sie schließlich gefragt, ob sie sich den Job auf der Trainerbank zutraut. Nach anfänglichem Zögern sagt sie zu und trainiert seitdem die Damen der SG Ripdorf/Uhlen-Kickers. „Ich bin als Trainerin Teil der Mannschaft, auch wenn ich nicht aktiv auf dem Feld stehe. Wir funktionieren nur als Teamplayer und müssen jederzeit den Überblick behalten.“ Das sei es auch, was den Fußball und die Personalarbeit miteinander verbinde.
Wer Melisa Kücük kennenlernt, merkt schnell, dass sie nicht aus ihrer Haut kann, wenn es um ihre Leidenschaft geht: „Unsere Mannschaft ist durch Schwangerschaften und Verletzungen aktuell ziemlich ausgedünnt – neue Spielerinnen sind bei uns jederzeit willkommen. Wir spielen in der 7er-Kreislklasse mit Torfrau und sechs Feldspielerinnen und rangieren im guten Mittelfeld. Platz drei in der Staffel am Ende der Saison wäre klasse“, sagt die Trainerin. Die Personalsachbearbeiterin ergänzt: „Auch im Team-Helios sind neue Kolleginnen und Kollegen immer willkommen. Wer seinen Beruf als Berufung versteht und gemeinsam mit seinem Team das Beste für seine Patienten erreichen will, findet unsere offenen Stellen unter www.helios-gesundheit.de/karriere.“