Die operative Intensivstation A12 ist eine Intensivstation der Akutversorgung, sowie der postoperativen Nachsorge nach elektiven neurochirurgischen Eingriffen. Durch Ihre moderne klinische Ausstattung und personellen Bedingungen erfüllt sie die Voraussetzung, um die uns anvertrauten Patienten auf höchstem Niveau intensivmedizinisch zu versorgen.
Die Schwerpunkte liegen in der post-operativen Überwachung nach neurochirurgischen Eingriffen, der Versorgung des schweren Schädel-Hirn-Traumas, der Therapie von Patienten mit Hirn- und Aneurysmablutungen (SAB), sowie den verschiedenen Wirbelsäulen und Rückenmarkverletzungen.
Unsere Intensivstationen liefern die modernsten und besten Voraussetzungen für eine exzellente Intensivmedizin und leisten damit einen wertvollen Beitrag für eine erfolgreiche neurochirurgische Therapie.
Krankheitsbilder
Das Schädelhirntrauma umfasst leichte, oft nur vorübergehende neurologische Störungen bis hin zu schweren, lebenslänglich bestehenden Beeinträchtigungen in Folge einer äußeren Krafteinwirkung. Das schwere Schädelhirntrauma ist ein neurochirurgischer Notfall und geht mit einer Bewusstseinseintrübung von mehreren Stunden bis Tagen einher. Abhängig von Umfallmechanismus kommt es zu verschiedenen Veränderungen unseres Nervensystems mit Schwellung, Einblutung, Zerreißung von Nervensträngen und Brüchen des Schädelknochens.
Als Hirn- oder besser intrakranielle Blutung bezeichnet man arterielle oder venöse Blutung innerhalb des Schädels. Bei Patienten mit Schädelhirntrauma kommt es häufig zu epidurale (zwischen Knochen- und Hirnhaut), subduralen (unter der Hirnhaut) und Kontusionsblutungen (diffuse Gewebsblutung). Epidurale Blutungen sind meist arteriellen Ursprungs und Folge eines Hochrasanztraumas und muss durch Eröffnung des Schädeldaches entlastet werden (Kraniotomie). Das subdurale Hämatom ist die häufigste intrakranielle Blutung des Alters und kann meist über eine minimale Eröffnung des Schädelknochens (Trepanation) ausgespült werden.
Die Art der neurologischen Ausfälle richtet sich nach Ort und Ausdehnung der aufgetretenen Schäden und umfassen kognitive (Konzentration, Merkfähigkeit, Bewusstsein), Sprach- und Sprechstörungen, sensorische Veränderung (Missempfindung, Empfindungsverlust), Seh- und Hörverlust, Änderungen des Sozial- und Emotionalverhaltens, epileptische Ereignisse und körperliche Ausfälle (Lähmung, Atemstörung, Querschnitt).
Das Therapieziel bei der Versorgung von Patienten mit schwerem Schädelhirntrauma ist, nach Abschluss der Notfallbehandlung, die Vermeidung von sekundären Schäden des Gehirn und Rückenmarkes. Hierzu ist eine sorgfältige Messung und Einhaltung eines normalen Hirndrucks unter Bekämpfung eines sich ausbildenden Hirnödems wichtig.
Hierzu stehen verschiedene Therapieverfahren zur Verfügung:
- Narkose und Beatmung
- Lagerungsmaßnahmen
- Hirnwasserableitung (Lumbal- oder Ventrikeldrainage)
- Infusionstherapie (Mannitol/ konzentriertes Kochsalz)
- Zeitweise Entfernung des Schädeldaches (dekompressive Hemikraniektomie)
- Invasives Temperaturmanagement
Schlaganfälle entstehen in Folge einer Minderdurchblutung des Gehirns und gehören zu den häufigsten Todesursachen in der Bundesrepublik Deutschland. Hierbei kommt es durch den Verschluss einer oder mehrerer hirnversorgender Arterien zum Auftreten von Infarkten und anschließendem Gewebeuntergang. In besonders schweren Fällen kommt es durch den Verschluss der mittleren Hirnarterie zu einer schnellen Flüssigkeitsvermehrung im Gewebe, dem Hirnödem. Die Folge ist ein starker Anstieg des Hirndrucks mit zunehmender Schädigung der gesunden Hirnanteile. Trotz Ausschöpfung aller konservativen Therapieoptionen kommt es bei einem solchen malignen Infarkt fast immer zum auftreten schwerer neurologischer Defizite mit einer Sterblichkeitsrate von 70-80 Prozent.
Eine frühzeitige Identifikation einer solchen Verlaufsform mit anschließender operativer Entfernung des Schädeldaches der betroffenen Seite vermag die Sterblichkeit auf unter 30 Prozent zu senken. Eine sorgfältige Abwägung der zu erwartenden Defizite und Risiken sind hier für die Operationsentscheidung unerlässlich und werden in engem Kontakt mit dem Patienten und seinen Angehörigen getroffen.
Intrazerebrale Blutung sind Blutungen innerhalb des Hirngewebes selbst und können traumatischer (Kontusionsblutung) oder spontaner Ursache sein. Zu den Faktoren welche eine solche spontane Einblutung begünstigen zählen altersbedingte Gefäßveränderungen (amyloid Angiopathie), Gerinnungshemmende Medikamente (Antiokoagulantien), Gefäßfehlbildungen, Blutdruckentgleisungen sowie Tumore des Nervengewebes und Metastasen. Die Behandlung intracerebraler Blutungen umfasst konservative Therapiemaßnahmen mit dem Ziele der Hirndrucksenkung und Prävention von Nachblutungen sowie operativ entlastende Eingriffe. Die Entscheidung muss hier in Abhängigkeit der zugrundeliegenden Ursache, Lokalisation sowie der entsprechenden aktuellen internationalen Studienlage sorgfältig gestellt werden. In vielen Fällen kann auf eine Operation, zugunsten einer rein intensivmedizinischen Therapie, verzichtet werden. Operative Entlastungen sind nur in Ausnahmefällen zur notfallmäßigen Drucksenkung notwendig und führen nicht zur Verbesserung der neurologischen Ausfallerscheinungen.
Nach abgelaufenen Blutungen in Folge von Aussackungen der Hirngefäße (Aneurysmata) kommt es häufig zu folgenschweren Verengungen der Blutgefäße (Vasospasmus). Hierdurch kommt es zu einer Minderversorgung des Nervengewebes mit Blut und Sauerstoff. Dies führt in schweren Fällen zum Auftreten von Hirninfarkten mit zum Teil lebensgefährliche Folgen. Die Ursache des Vasospasmus ist bislang nur unvollständig bekannt.
Die Vorbeugung und Behandlung umfasst ein vollständiges Neuromonitoring bei nicht wachen Patienten (Hirndruck (ICP), Gewebesauerstoff (PtiO2), Blutflussgeschwindigkeit (TCD), sowie bildgebende Verlaufsuntersuchung. Therapieziel ist es, der Bildung dem des Vasospasmus und seiner Folgen durch Beeinflussung der Kreislaufsituation des Patienten (Erhöhung des mittleren arteriellen Drucks), Senken des Hirndrucks und optimieren der Blutzusammensetzung entgegenzuwirken.
In besonders schweren Fällen kann die Durchführung einer Gefäßdarstellung mittels eines über die Leiste vorgeschobenen Mikrokatheters notwendig werden. Dieser kann bis in die Hirngefäße geführt und so selektive die einzelnen Versorgungskreisläufe sichtbar machen. An einem Monitor kann hierbei "live" die Gefäßweite beurteilt und Gefäßverengungen erkannt werden. Durch die "Vor-Ort" Gabe Gefäßverengungen lösender Medikamente können diese gezielt behoben werden.
Behandlungstechniken
Zu unserem modernen Neuromonitoring (multimodales Monitoring) gehört die Überwachung des Hirndruckes, die Messung der hirneigenen Sauerstoffreserven, die Messung der Hirndurchblutung, der Narkosetiefe sowie die Ableitung der Hirnströme mit Darstellung der Funktionalität der Nervenbahnen bis in die Peripherie.
Die Zusammenschau aller Mess- und Überwachungsparameter erlaubt uns in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen der Anästhesie und anderer Fachdisziplinen eine individuelle und angepasste Therapie für unsere Patienten sicherzustellen.
Gefäßerkrankungen des Gehirns können in der Regel entweder chirurgisch über eine Schädeleröffnung, oder endovaskulär durch eine Katheteruntersuchung behandelt werden. Hierbei wird ein Katheter über eine Punktion in die Leistenarterie eingebracht, und unter Röntgendurchleuchtung bis zu den Hirngefäßen vorgeschoben. Über diesen Katheter können dann Platinspiralen (Coils) in ein Aneurysma eingebracht werden, ein spezieller Klebstoff zum Verschluss eines Angioms (AVM) appliziert werden, oder Medikamente zur Therapie von Gefäßverkrampfungen (Vasospasmus bei SAB) gegeben werden.