Degenerative Erkrankungen
Bandscheiben sind flexible Verbindungen zwischen zwei Wirbelkörpern, die die Bewegung der Wirbelsäule erst ermöglichen. Eine Bandscheibe besteht aus einem festen, faserigen Ring, der einen gallertartigen, weichen Kern umschließt. Durch Abnutzung und Alter kann der Ring zunehmend porös werden und schließlich reißen, was dazu führen kann, dass der weiche Kern durch Bewegungen der Wirbelsäule gewissermaßen ausgedrückt wird und in Richtung des Nervenkanals der Wirbelsäule vorfällt. Diese Bandscheibenvorfälle ereignen sich am häufigsten an Abschnitten der Wirbelsäule, an denen von Natur aus eine hohe Zugbelastung besteht, das heißt an der unteren Hals- und Lendenwirbelsäule. Wenn der Bandscheibenvorfall auf eine Nervenwurzel drückt, kann dies Schmerzen, Gefühlsstörungen und sogar Lähmungen verursachen.
Im Vordergrund der durch Bandscheibenvorfälle hervorgerufenen Beschwerden stehen in der Regel Armschmerzen bei Vorfällen der Halswirbelsäule und Beinschmerzen (sogenanntes "Ischiassyndrom") bei Vorfällen der Lendenwirbelsäule, da die betroffenen Nervenwurzeln der Ursprung der Arm- und Beinnerven sind. Außerdem können Nacken- und Rückenschmerzen durch die Irritation lokaler Band- oder Gelenkstrukturen verursacht werden.
Eine operative Entfernung des Bandscheibenvorfalls ist unbedingt notwendig, wenn durch den Druck auf Nervenwurzeln oder das Rückenmark schwere neurologische Störungen verursacht werden. Diese können sich vielfältig äußern, von einer leichten Schwäche einzelner Muskelgruppen bis hin zur Querschnittslähmung. In den Fällen, in denen "nur" Schmerzen oder Gefühlsstörungen vorliegen, ist es oft sinnvoll, zunächst eine konservative Therapie zu versuchen, da es innerhalb eines gewissen Zeitrahmens eine gute Chance gibt, dass der Körper den Bandscheibenvorfall von selbst abbaut. Die konservative Therapie - Schmerzmittel, entzündungshemmende Medikamente, Krankengymnastik usw. - soll dabei die Beschwerden möglichst unterdrücken, auf den Abbau des Bandscheibenvorfalls selbst hat sie jedoch keinen Einfluss. Lässt sich nach einem angemessenen Behandlungszeitraum keine deutliche Besserung der Beschwerden herbeiführen, sollte eine operative Behandlung des Bandscheibenvorfalls in Betracht gezogen werden.
Im Gegensatz zu oft verbreiteten Ansichten, führen Bandscheibenoperationen zu exzellenten Ergebnissen. In mehreren großen Studien konnten in 90-95% der Operationen eine gute bis sehr gute Zufriedenheit der Patienten mit dem Ergebnis der Operation festgestellt werden.
Als Spinalkanal wird der knöcherne Kanal in der Wirbelsäule bezeichnet, in welchem das Rückenmark und die Nervenwurzeln verlaufen, bevor sie die Wirbelsäule verlassen. Der Spinalkanal ist von vorne durch die Wirbelkörper und die Bandscheiben, von hinten durch die Wirbelbögen, die Gelenkkomplexe und ein kräftiges Band begrenzt. Im Laufe des Lebens ist die Wirbelsäule unterschiedlichen, zum Teil schweren, Belastungen ausgesetzt, in deren Folge es dazu kommen kann, dass sich die Gelenke und Bänder verdicken oder Bandscheiben vorwölben. Dies kann eine Einengung des Spinalkanals nach sich ziehen, die dem Rückenmark oder den Nerven Platz nimmt und sie einengt.
Passiert dies im Bereich der Halswirbelsäule kann neben Schmerzen in den Armen und im Nacken eine durch Druck verursachte Erkrankung des Rückenmarks auftreten, die sich unter anderem in Gangunsicherheit oder Blasen- und Mastdarmstörungen äußern kann. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kommt es durch eine Einengung des Spinalkanals dagegen in der Regel zum Auftreten der sogenannten Schaufensterkrankheit: beim Gehen treten Beinschmerzen auf, die durch Stehenbleiben und mehr noch durch Hinsetzen oder Vornüberbeugen deutlich besser werden. Ist die Einengung sehr stark ausgeprägt können ebenfalls Lähmungen, Gefühls- oder Blasen- und Mastdarmstörungen auftreten.
Im Gegensatz zu reinen Bandscheibenvorfällen, die vom Körper spontan abgebaut werden können, ist dies bei einer knöchernen oder bandbedingten Einengung des Spinalkanals nicht möglich. Die Therapie kann demnach entweder symptomatisch erfolgen, das heißt mittels Schmerzmitteln, oder durch eine operative Erweiterung des Spinalkanals, bei der die Anbauten, die den Druck verursachen, abgetragen werden.
Die Spinalkanaleinengung ist eine Abnutzungserkrankung, die in den allermeisten Fällen im höheren Lebensalter auftritt und daher oft mit anderen Verschleißerscheinungen an der Wirbelsäule einhergeht, wie zum Beispiel Bandscheibenvorfällen oder Wirbelgelenksarthrosen. Dies ist wichtig zu wissen ist, um den Erfolg einer Operation im Voraus einschätzen zu können: das Ziel der Operation ist in erster Linie die Entlastung der Nerven oder des Rückenmarks.
Unter Wirbelgleiten versteht man die Bewegung eines Wirbels außerhalb der von der Natur vorgegebenen Bahnen, in der Regel im Sinne eines Vor- und Zurückgleitens. Dies kann aufgrund einer angeborenen Störung im knöchernen Gefüge der Wirbelsäule auftreten oder durch Verschleiß erworben werden. Dies führt einerseits zu einer massiven Mehrbelastung der Zwischenwirbelgelenke und des Muskel- und Bandapparates des Rückens oder Nackens mit entsprechenden Schmerzen. Andererseits kann es durch das Wackeln der Wirbelkörper zu einer Reizung von Rückenmark und Nervenwurzeln, ähnlich wie bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Einengung des Spinalkanals kommen.
Im Vordergrund der Beschwerden stehen in der Regel Nacken- oder Rückenschmerzen, oft vor allem morgens oder beim Anlaufen, wenn die Muskulatur noch nicht aufgewärmt ist. Werden Nerven durch das Wirbelgleiten gereizt, können Arm- oder Beinschmerzen auftreten. Das Wirbelgleiten im Bereich der Halswirbelsäule kann im schlimmsten Fall eine Erkrankung des Halsmarks nach sich ziehen, die zum Beispiel zu Gangunsicherheit oder Blasen- und Mastdarmstörungen führen kann.
Ist Letzteres der Fall, sollte eine operative Versteifung erfolgen. Ebenso ist eine Versteifungsoperation bei einer gleichzeitig bestehenden Einengung des Spinalkanals sinnvoll. Wenn dagegen "nur" Nacken- oder Rückenschmerzen vorliegen, kann zunächst eine konservative Therapie begonnen werden, die eine Kräftigung der Nacken- oder Rückenmuskulatur und unter Umständen eine Gewichtsreduktion zum Ziel hat, um Belastung von der Wirbelsäule zu nehmen. Kommt es hierunter zu keiner relevanten Besserung, muss wiederum eine operative Versteifung erwogen werden.
Bei einer Versteifungsoperation wird das instabile Segment mittels eines Stab-Schrauben-Systems oder einer Platte und einem Zwischenwirbeldübel befestigt. In aller Regel beschränkt sich diese Operation auf ein oder zwei Segmente und führt im Alltag zu keiner relevanten Einschränkung der Beweglichkeit, das heißt, Bücken oder Kopfwenden ist weiter möglich. Zu bedenken ist aber, dass es bei diesem Eingriff zu einer Änderung der ursprünglichen Statik und Mechanik der Wirbelsäule kommt, an die der Körper sich erst gewöhnen muss. Es ist daher nach der Operation mit einer längeren Rekonvaleszenzzeit als bei einer einfachen bandscheiben- oder Spinalkanaloperation zu rechnen. Diskutiert wird ferner eine Mehrbelastung der der Versteifung angrenzenden Wirbelsegmente.
Der zweite Halswirbelkörper endet in einer zahnartigen Spitze, über der der ringförmige erste Halswirbelkörper liegt und die Drehbewegung des Kopfes ermöglicht. Im Bereich dieses schmalen Zapfens kann es zu mehreren Erkrankungen oder Verletzungen kommen. Zu nennen sind hier zum Beispiel Frakturen der Wirbelkörperspitze, häufig im Rahmen einer Osteoporose, Instabilitäten, die oft bei Rheuma auftreten oder Absiedlungen von Metastasen bei einer bestehenden Krebserkrankung.
Die Tatsache, dass das obere Rückenmark, dessen Verletzung eine komplette Querschnittslähmung der Arme und Beine verursachen kann, hinter der Spitze des zweiten Halswirbelkörpers vorbeizieht, räumt der Behandlung von Erkrankungen oder Verletzungen des zweiten Halswirbelkörpers einen besonderen Stellenwert ein.
Glücklicherweise werden Verletzungen oder Erkrankungen des zweiten Halswirbelkörpers meist diagnostiziert, bevor dies eingetreten ist. Oft bestehen nur Nackenschmerzen oder sogar keinerlei Symptome, wenn die Diagnose im Rahmen einer Routineuntersuchung gestellt wurde.
Unabhängig von der Erkrankung hat die Behandlung die Stabilisierung des zweiten Halswirbelkörpers zum Ziel. Dies kann mittels starrer Halskrause, mittels eines an den Kopf fest geschraubten Ringes (sogenannter Halo-Fixateur) oder operativ erfolgen. Abhängig von der Art der Schädigung wird eine Operation von vorne oder hinten durchgeführt. Im besten Falle bleiben als Folge der OP keinerlei Einschränkungen der Kopfbewegung zurück, bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen kann es aber auch notwendig sein, die Beweglichkeit des Kopfes gegenüber dem Hals komplett aufzuheben, um eine stabile Versorgung sicherzustellen.
Entzündliche Erkrankungen
Die Spondylodiszytis st eine Entzündung der Bandscheibe und der angrenzenden Wirbelkörper. Verursacht wird die Erkrankung durch bakterielle oder virale Erreger, Pilze und sehr selten Parasiten, die über die Blut-, Lymphbahn oder eine Entzündung in der Nähe der Wirbelsäule, auch durch Wundinfektionen nach Operationen, eingeschwemmt werden.
Die betroffenen Patienten klagen über Rückenschmerzen, vor allem bei Belastung und in Bewegung, oft aber auch nachts. Die Wirbelsäule ist druckschmerzhaft, es treten nicht selten neurologische Ausfälle auf wie z.B. Lähmungen oder Gefühlsstörungen. Begleitend bestehen Fieber und Unwohlsein.
In der laborchemischen Blutuntersuchung fallen erhöhte Entzündungswerte auf.
Eine stationäre Aufnahme in eine Neurochirurgische Klinik ist notwendig.
Nach einem ausführlichen Gespräch und neurologischer Untersuchung erfolgt die Kontrolle der Blutentzündungswerte und Darstellung der Wirbelsäule mit bildgebenden Verfahren (MRT, CT, Röntgen).
Die Behandlung erfolgt entsprechend nach den erhobenen Befunden.
Eine unkomplizierte Spondylodiszitis ohne Eiterherd wird nach Bestimmung des Erregers antibiotisch behandelt. Die Antibiotika müssen über mehrere Wochen eingenommen werden. Dies kann meistens ambulant fortgeführt wird, unter fortlaufender Kontrolle der Entzündungswerte durch den Hausarzt und einer abschließenden MRT- Kontrolle.
Bei Auftreten von neurologischen Ausfällen, Eiterbildung in der Wirbelsäule und angrenzendem Muskelgewebe wird die operative Therapie bevorzugt. Droht bei ausgeprägter entzündlicher Veränderung des Knochens eine Instabilität der Wirbelsäule mit Verlust der Stützfunktion ist das Ziel der Operation die Stabilisierung der betroffenen Wirbelsäulensegmente und Wiederherstellung der natürlichen Achse der Wirbelsäule.
Zur Anwendung kommen Titan- und Kunststoffimplantate, die von ventral, dorsal oder kombiniert als Stab- Schrauben-, Platten- Schrauben- Systeme, Wirbelkörperersatzimplantate und Bandscheibenersatzimplantate, die je nach Ausdehnung der Entzündung und Ausprägung des klinischen Bildes eingesetzt werden. Sie werden als minimalinvasive mikrochirurgische Operationen, sowohl offen als auch perkutan, durchgeführt.
Die Sicherheit des Eingriffs erhöht die Anwendung von Navigationsverfahren und intraoperativer Bildgebung.
Begleitend erfolgt physiotherapeutische Betreuung und patientenangepasste individuelle Schmerztherapie durch erfahrene Schmerztherapeuten.
Die Nachsorge wird über das Medizinische Versorgungszentrum der Klinik für Neurochirurgie gesichert.
Ist eine infektiöse Erkrankung der Wirbelsäule bedingt durch meist bakterielle Erreger. Es handelt sich dabei um eine abgegrenzte Eiteransammlung in einem durch Gewebseinschmelzung entstandenem Hohlraum, der eine Kapsel bilden kann.
In der Wirbelsäule kann dies durch Ausbreitung der Erreger aus einem wirbelsäulenfernen Entzündungsherd über die Blut- oder Lymphbahn, direkte Erregerstreuung aus einem wirbelsäulennahen Entzündungsherd oder durch Wundinfektionen nach Operationen geschehen. Der Eiterherd kann sich innerhalb der Wirbelsäule oder im umliegenden Gewebe befinden.
Die betroffenen Patienten zeigen Anzeichen einer Entzündung mit Fieber, Unwohlsein, Anstieg der Entzündungswerte in der laborchemischen Blutanalyse. Rückenschmerzen und Nervenschmerzen mit Ausstrahlung in das Versorgungsgebiet der Nerven, später kommt es zu neurologischen Ausfällen wie z.B. Lähmungen oder Gefühlsstörungen, evtl. Störung der Funktion der Harnblase und des Darmes.
Eine stationäre Aufnahme in eine Neurochirurgische Klinik ist notwendig.
Nach einem ausführlichen Gespräch und neurologischer Untersuchung erfolgt die Kontrolle der Blutentzündungswerte und Darstellung der Wirbelsäule mit bildgebenden Verfahren (MRT, CT, Röntgen).
Auch beim spinalen Abszess gehört die Erregerbestimmung durch Entleerung des Eiterherdes mit einer anschließenden antibiotischen Behandlung zur üblichen Vorgehensweise.
Je nach Ausdehnung der Entzündung und Ausprägung des klinischen Bildes werden unterschiedliche Verfahren angewandt. Neben einer reinen Abszessentleerung mit antibiotischer Behandlung über mehrere Wochen, die meist ambulant fortgeführt wird, unter fortlaufender Kontrolle der Entzündungswerte und einer abschließenden MRT- Kontrolle, werden bei ausgedehnter Beteiligung der Wirbelsäule auch stabilisierende Verfahren angewandt.
Droht bei ausgeprägter entzündlicher Veränderung des Knochens eine Instabilität der Wirbelsäule mit Verlust der Stützfunktion ist das Ziel der Operation die Stabilisierung der betroffenen Wirbelsäulensegmente und Wiederherstellung der natürlichen Achse der Wirbelsäule.
Zur Anwendung kommen Titan- und Kunststoffimplantate, die von ventral, dorsal oder kombiniert als Stab- Schrauben-, Platten- Schrauben- Systeme, Wirbelkörperersatzimplantate und Bandscheibenersatzimplantate eingesetzt werden. Sie werden als minimalinvasive mikrochirurgische Operationen, sowohl offen als auch perkutan, durchgeführt.
Die Sicherheit des Eingriffs erhöht die Anwendung von Navigationsverfahren und intraoperativer Bildgebung.
Begleitend erfolgt physiotherapeutische Betreuung und patientenangepasste individuelle Schmerztherapie durch erfahrene Schmerztherapeuten.
Die Nachsorge wird über das Medizinische Versorgungszentrum der Klinik für Neurochirurgie gesichert.
Behandlungstechniken
- Minimalinvasive Therapieverfahren
- Stabilisierungsoperationen
- Kyphoplastie
- Spinale Navigation
- Bandscheibenprothesen
- Schmerztherapeutische Eingriffe
- Wirbelkörperersatz