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Funktionelle Rekonstruktionen

Bei Funktionsverlust von Muskeln oder Gelenken durch Unfälle oder Operationen mit Verletzung von Nerv oder Muskel, kommen verschiedene Möglichkeiten zur Rekonstruktion in Frage.

 

Neben Narbenlösungen und Druckentlastung von Nerven unter Neurolyse kommen auch komplexere Nervenrekonstruktionsverfahren zum Einsatz. Abhängig von dem Ausmaß der Verletzung und der Dauer der Muskellähmung kann ein peripherer selektiver Nerventransfer oder auch eine Nerventransplantation durchgeführt werden. Fehlen gute Anschlussstrukturen kommen Techniken der direkten Muskelneurotisation in Frage. In speziellen Fällen werden zur Überbrückung der Erholungszeit auch sogenannte Babysitter-Prozeduren durchgeführt.

 

Um gute funktionelle Behandlungsergebnisse zu erreichen ist nicht nur der Zeitpunkt der Rekonstruktion, sondern auch konsequente und intensive Ergo- und Physiotherapeutische (Logopädische) Nachbehandlung notwendig.

 

Nervenverletzungen an Arm und Hand hinterlassen, trotz Fortschritt der Unfallverhütung als auch in der Mikrochirurgie, oft sehr schwere Funktionsbeeinträchtigungen. Motorische Ersatzoperationen können funktionslose Muskelgruppen durch gesunde Muskel Sehnen Einheiten ersetzen und die Handfunktion dadurch exorbitant verbessern.

 

Muskelverlagerungen können sowohl primär als temporärer Ersatz nach Nervennaht bei hoher Läsion als auch sekundär bei irreparabel zerstörten motorischen Einheiten erfolgen.

 

An der oberen Extremität wurden für alle Stammnerven zahlreiche Ersatzoperationen entwickelt, deren Prognose insbesondere von den nervalen Ausfallmustern, weiteren Folgen eines Unfalls oder einer Tumoroperation (an Weichteilen, Gelenken) sowie den physiologischen Eigenschaften des transponierten Muskels abhängt.

 

Möglichkeiten der Ersatzplastik:

 

  • Ersatzplastik bei aufgehobener Abspreizung der Schulter (Trapezius-Transfer)
  • Ersatzplastiken zur Rekonstruktion der Ellbogenbeugung (Biceps) und -streckung (Triceps)
  • Ersatzplastiken zur Aufhebung der Fallhand
  • Wiederherstellung der Daumenabspreizung (Opponensplastik)
  • Ersatzplastiken zur Aufhebung der Krallenhand
  • Ersatzplastiken der Tetraplegischen Hand (Alphabet Prozedur)

Wenn durch Unfall, Tumoroperation oder Fehlbildung Finger der Hand fehlen kann durch Transplantation eines Anteiles der Groß Zehe oder der ganzen zweiten Zehe ein mikrochirurgischer Ersatz erfolgen. Hierdurch sollen ein Spitz- und Pinzetten Griff wiederhergestellt und die Handfunktion rekonstruiert werden. 

Angeborene Unterentwicklungen oder Fehlen des Daumens (Daumenhypoplasie) können ebenso wie das Fehlen des Fingers nach einem Unfall mittels Umsetzen des erhaltenen und funktionstüchtigen Zeigefingers rekonstruiert werden. 

Die Entwicklungen der modernen medikamentösen Rheumatherapie lassen die hochgradigen und mutilierenden Handfehlbildungen seltener werden. Dennoch kann die Handchirurgie bei therapieresistentem Befall einzelner Gelenke oder bei zunehmenden Achsabweichungen und Instabilität sinnvoll und notwendig werden. Hier ist die intensive Zusammenarbeit mit dem betreuenden Rheumatologen sowie die individuelle Abstimmung der Therapiebausteine essentiell. 

Eine Lähmung am Unterschenkel mit Ausbildung eines Fallfußes kann für die Gangsicherheit insbesondere bei älteren Patienten sehr problematisch sein. Der Patient läuft in Spitzfußstellung und dem sogenannten Stepper Gang in reflektorisch vermehrter Knie- und Hüftbeugung. Durch die notwendige Schienenbehandlung entstehen häufig weitere Probleme wie Druckstellen und Schmerzen. Hier kann eine Sehnenumlagerung der Tibialis Posterior Sehne mit Tenodese auf die Tibialis anterior Sehne und die Peroneus longus Sehne angeboten werden. Dadurch wird der Mittelfuß wie durch einen Steigbügel stabilisiert, und eine gewisse Beweglichkeit kann rekonstruiert werden. Die Steigbügelplastik stellt ein sicheres Verfahren zur Wiederherstellung der Fußhebung dar. Neben dem Erlangen des stabilen Einbein-Standes spricht die Möglichkeit des Verzichtes auf eine lebenslange Schienenversorgung für dieses Operationsverfahren.

Bei Lähmung des Quadriceps Muskels ist die Streckung des Kniegelenks stark beeinträchtigt, dies führt zu Instabilitätsgefühl und Wegknicken. Durch eine Ansatzverlagerung des Bizeps- und Semitendinosus Muskels aus der Rückseite der Oberschenkelmuskulatur zur Knievorderseite unter Einflechtung in die Patellarsehne eine Stabilisierung und Verbesserung der Kraft und Beweglichkeit erreicht werden.

Nach Brustdrüsenentfernung bei Krebserkrankungen oder bei genetisch erhöhtem Risiko, sowie im Rahmen geschlechtsangleichender Brustoperationen kommt es häufig zu Gefühlsstörungen der Brust. Die für die Sensibilität der Brusthaut und dem Mamillen-Areola-Komplexe (Brustwarze-Brustwarzenvorhof) verantwortlichen Nerven kommen aus den sogenannten Interkostal Nerven der Brustwand und werden bei der Drüsenentfernung meist mit reseziert. Neben reduziertem Tastempfinden, Warm/Kalt-Missempfindungen und Reduktion der erogenen Funktion der Brustwarze kommt es auch zu sogenannten Phantombrust-Schmerzen. Moderne Brustrekonstruktionsverfahren nutzen die Möglichkeiten der Nervenverpflanzung und Nerventransfers der Interkostal Nerven zur Neurotisation des Mamillen-Areola-Komplexes oder der rekonstruierten Brust. Dies kann zur besseren Empfindlichkeit und zur Schmerzreduktion beitragen.

 

Ob diese Verfahren in Ihrem Fall angewendet werden können und wie Ihre individuellen Erfolgsaussichten sind, kann nach einer Untersuchung abgeschätzt werden.

Kompression und Irritation sensibler Nerven und Gefäße kann Migräne auslösen. Migränechirurgie ist in diesen Fällen sie einzige Therapie, die nicht nur die Symptome, sondern die Ursache der Migräne behandelt. Ziel der Migränechirurgie ist die Reduktion von Frequenz und Dauer sowie Intensität der Schmerzen. Ob eine Dekompression der Trigger Punkte möglich und zielführend ist muss in einem mehrstufigen Auswahl- und Untersuchungsverfahren abgeklärt werden. 

Die schmerzhafte diabetische Neuropathie beruht vorwiegend auf Veränderungen der schmerzleitenden dünn-myelinisierten Nervenfasern. Bei Therapieintensivierung eines schlecht eingestellten Diabetes kann selten die akute schmerzhafte Neuropathie auftreten. Bei einem zusätzlichen Befall der motorischen Fasern finden sich von distal nach proximal fortschreitende Paresen. Zur Reduktion der Schmerzen und Minderung von Folgeschäden können Dekompressionen von Nerven sowie auch Botulinumtoxin Behandlungen möglich sein.