Innenohrerkrankungen und Erkrankungen des Gleichgewichtsorganes (zum Beispiel Neuropathia vestibularis) werden in unserer HNO-Klinik stets in Verbindung mit einer ausführlichen Diagnostik behandelt - je nach Schweregrad und möglicher Ursache auch unter stationären Bedingungen einschließlich intravenöser Therapie.
Während die Schädigungen des Innenohres durch beruflichen Lärm abnehmen, häufen sich die Lärmschäden des Innenohres durch Freizeitlärm (Diskotheken, Musikgenuss durch Kopfhörer usw.).
Ein Hörsturz ist eine einseitige plötzliche Hörminderung. Dabei kann es zum Auftreten eines Ohrgeräusches und/oder von Drehschwindel kommen. Die Ursache eines Hörsturzes bleibt häufig unklar. Man geht davon aus, dass letztlich eine Durchblutungsstörung oder eine entzündliche, meist virale Läsion des Innenohres dabei eine Rolle spielt. Dadurch kommt es zu einer Schädigung der Sinneszellen im Innenohr, welche daraufhin in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Das auslösende Moment kann hingegen sehr vielschichtig sein.
Die Infusionstherapie verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und führt zu einer Weitstellung der sehr kaliberkleinen Blutgefäße im Innenohr. Im Falle einer Hörminderung besteht die Möglichkeit, eine Verbesserung durch Einspritzen von Cortison/Hyaluronsäure ins Mittelohr zu erzielen (intratympanale Injektionen über eine Mini-Myringotomie). In einigen Fällen (zum Beispiel beim Tauchunfall, Barotrauma) kann mitunter auch mit einer kleinen Operation des Mittelohrs eine Verbesserung (Tympanoskopie) erreicht werden.
Luftleitungsgeräte Sie eignen sich in erster Linie für gering bis hochgradig ausgeprägte Schallempfindungsschwerhörigkeit, Taubheit ausgeschlossen. Das Schallsignal wird hierbei über einen kleinen Lautsprecher, den so genannten Hörer, in den äußeren Gehörgang und weiter an das Trommelfell abgegeben. Luftleitungsgeräte sind technisch aufwendiger als Knochenleitungsgeräte, da sie nicht nur der Verstärkung des Schallsignals dienen sondern sich auch an die restliche Aktivität des Hörvermögens anpassen müssen.
Man unterscheidet zwei Formen der Luftleitungsgeräte: Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte (HdO-Geräte): Hierbei sind Energie- und Elektronikmodul sowie Mikrofon hinter der Ohrmuschel in einem kleinen Gehäuse platziert. Von diesem wird das Schallsignal über einen im Ohrpassstück platzierten Schallschlauch direkt in den äußeren Gehörgang geleitet. Die offene Versorgung und Geräte mit einem ausgelagerten Schallwandler stellen hierbei eine Sonderform der HdO-Geräte dar. Bei ersteren ist der Schallschlauch sehr dünn so dass der Gehörgang nur zum Teil durch den Schallschlauch und seine Halterung verschlossen wird, was sich positiv auf den Tragekomfort auswirkt. Diese Geräte eignen sich jedoch nur für maximal mittelgradige Hörverluste, vor allem im oberen Frequenzbereich. Bei der zweiten Gruppe wird der Wandler mit einem dünnen Kabel kurz vor dem Trommelfell platziert. Auch bei dieser Bauform kann oft der Gehörgang partiell frei bleiben, so dass ebenfalls ein hoher Tragekomfort erzielt wird. Gleichzeitig sind relativ hohe Schalldruckpegel erreichbar, so dass mit dieser Technologie auch höhergradige Schwerhörigkeiten versorgt werden können.
Im-Ohr-Hörgeräte (IO-Geräte): Hier sind alle Teile in einem individuell für den Patienten geformten Gehäuse verstaut. Dieses wird entweder in der Ohrmuschel platziert (Concha-Geräte) oder im ausschließlich im Gehörgang (Complete-in-Canal-Geräte).
Knochenleitungshörgeräte Knochenleitungshörgeräte übertragen das Hörsignal direkt auf den Knochen. Es gibt zum einen Knochenleitungsbügel, die mittels eines Federbügels den Körperschallgeber direkt an das so genannte Mastoid - den hinter dem Ohr liegenden Fortsatz des Schläfenbeins - anpressen, zum anderen knochenverankerte Hörgeräte, bei denen eine Titanschraube in die äußere Schicht des Schädelknochens oberhalb des Mastoid platziert wird. Knochenleitungshörgeräte können in besonderen Fällen bei Schallleitungsschwerhörigkeiten geeignet sein, bei denen durch eine Operation keine zufrieden stellende Besserung des Hörvermögens erreicht werden kann.
Unsere Fachärzte der HNO-Klinik erstellen Ihnen einen individuellen Befund, beraten Sie bei der Auswahl des Hörgeräts, passen es an und kontrollieren, ob die Hörleistung verbessert werden konnte. Erst wenn eine Steigerung des Sprachverstehens dokumentiert werden kann, wird das Gerät gekauft. Unsere Klinik bietet Ihnen die Hörgeräteversorgung zu Luftleitungsgeräten (Hinter-dem-Ohr-Hörgeräte/HdO-Geräte; Im-Ohr-Hörgeräte/IO-Geräte) sowie zu Knochenleitungshörgeräten.
Bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit mit Störung der Schallweiterleitung im äußeren Ohr und Mittelohr kann ein operativer Eingriff notwendig sein, um das Gehör zu rehabilitieren.
Mögliche Ursachen einer solchen Hörstörung
- chronische Schleimhauteiterung (chronische Otitis media mesotympanalis) mit Trommelfelldefekt (Sonderform: Verwachsungen des Mittelohres, sog. Adhäsivprozeß)
- Knocheneiterung (chronische Otitis media epitympanalis: sog. Cholesteatom)
- Nicht befriedigendes Hörergebnis nach vorangegangener Ohroperation
- Unterbrechung der Gehörknöchelchen (sog. Luxation) nach vorangegangenem Trauma (z.B. Schädelbasisbruch) Gelenkversteifung (sog. Ankylose) der Gehörknöchelchenkette bei Verkalkung (sog. Tympanosklerose)
- Verknöcherung der Fußplatte des Steigbügels (Otosklerose = Erkrankung an der Grenze zwischen Mittel- und Innenohr) Verengung oder Verschluss des äußeren Gehörgangs (sog. Gehörgangsatresie)
Operationen am Mittelohr
- Myringoplastik: Trommelfellrekonstruktion
- Tympanoplastik: Rekonstruktion des Mittelohrs und des Trommelfells
- Stapesplastik: Ersatz des Steigbügels durch sogenannte Stapesprothese
- Meatoplastik: Rekonstruktion beziehungsweise Anlage des äußeren Gehörgangs
- Passive Mittelohrimplantate: Totalimplantat oder TORP/Total Ossicular Replacement Prosthesis; Partialimplantat oder PORP/Partial Ossicular Replacement Prosthesis; Stapesprothesen)
- Aktive Mittelohrimplantate Vibrant Soundbridge: Unter den auf dem Markt befindlichen Systemen ist das Vibrant® Soundbridge® System der Firma nMed-El™ das am häufigsten implantierte aktive Mittelohrimplantat.
Myringoplastik
Bei der Myringoplastik erfolgt die Rekonstruktion des Trommelfelles und intakten Mittelohrverhältnissen und gilt als die einfachste Form der Tympanoplastik (sog. Tympanoplastik Typ I). Als Trommelfellersatz wird in der Regel körpereigenes, bindegewebiges Muskelhäutchen und alternativ Knorpelhäutchen oder auch Knorpel verwendet. Die Operation wird in der Regel in Vollnarkose durchgeführt.
Tympanoplastik
Zusätzlich zur Rekonstruktion des Trommelfells ist es häufig notwendig zur Wiederherstellung der Schallübertragung die Gehörknöchelchen zu rekonstruieren. Man spricht dann von einer Tympanoplastik (sog. Typ II-III). Neben der Benutzung der eigenen noch funktionsfähigen Gehörknöchelchen (sog. Ambossinterposition oder Hammerkopfinterposition) werden mit zunehmend sehr gutem Erfolg Titanimplantate verwendet. Diese Implantate zeichnen sich durch ein geringes Gewicht, gute Handhabung, geringe Gewebsreaktionen und einer sehr gute akustische Ankopplung aus. Bei besonderen Voraussetzungen kann auch die Implantation eines aktiven Mittelohrimplantates notwendig und sinnvoll sein (s.u.).
Cholesteatomoperation
Bei der Ohroperation bei Vorliegen eines Cholesteatoms (Knocheneiterung, chronische Otitis media epithympanalis, Perlgeschwulst) werden zwei Ziele verfolgt. Zum einen die sichere und restlose Entfernung des Perlgeschwulstes zum anderen wenn möglich die gleichzeitige Hörrehabilitation durch eine Tympanoplastik. Oftmals wird ein zweiter Eingriff nach 12 Monate zur Kontrolle der Knocheneiterung und ggf. zur Optimierung des Gehörs (hörverbessernde Operation) durchgeführt.
Ohroperation bei Otosklerose (Stapesplastik)
Bei der Otosklerose handelt es sich um die knöcherne Fixation der Fußplatte des Steigbügels im ovalen Fenster, somit an der Grenze zwischen Mittel- und Innenohr. Es kann sich um eine reine Schallleitungsschwerhörigkeit oder um eine kombinierte Schwerhörigkeit handeln. Ziel der operativen Therapie ist die Wiederherstellung der ungehinderten Schallübertragung vom Mittelohr in das Innenohr. Hierfür muss der Steigbügel durch eine Prothese ersetzt werden. Es werden durch diesen chirurgischen Eingriff in der Hörrehabilitation sehr gute Ergebnisse erzielt. Bei Patienten mit gleichzeitig aufgetretenem Tinnitus wird dieser häufig auch günstig beeinflusst.
Mittelohrimplantate
Passive Mittelohrimplantate
Als passive Mittelohrimplantate bezeichnet man Prothesen welche zur Rekonstruktion der Gehörknöchelchenkette eingesetzt werden. Als Material für Mittelohrimplantate hat sich heute Titan weitgehend durchgesetzt, da deren Biokompatibilität und Biostabilität (Gewebeverträglichkeit und Haltbarkeit), aber auch die rein mechanischen Eigenschaften denen anderer Materialien deutlich überlegen sind. Man unterscheidet grundsätzlich drei Typen von Mittelohrimplantaten:
- Totalimplantat oder TORP (Total Ossicular Replacement Prosthesis) kompletter Gehörknöchelchenersatz bei funktionsfähiger Steigbügelfußplatte
- Partialimplantat oder PORP (Partial Ossicular Replacement Prosthesis) teilweiser Gehörknöchelchenersatz bei noch erhaltenem und funktionierendem Steigbügel
- Stapesprothesen- fungieren in der Regel als Ersatz für den Steigbügel. Als Materialien für die Prothesen werden Platin, Platin in Kombination mit PTFE und zunehmend Titan am häufigsten verwendet.
Aktive Mittelohrimplantate
Aktive Mittelohr-Implantate wandeln das empfangene Schallsignal in elektrische Spannungsschwankungen um. Diese Schwankungen gelangen zu einem elektromagnetischen Wandler, der an den Gehörknöchelchen implantiert ist und die Knöchelchen mechanisch in Schwingungen versetzt. Unter den auf dem Markt befindlichen Systemen ist das Vibrant® Soundbridge® System der Firma Vibrant® Med-El™(link) das am häufigsten implantierte aktive Mittelohrimplantat. Es ist ein sog. teilimplantierbares Hörgerät und eignet sich besonders für Patienten, die aus medizinischen Gründen kein Hörgerät tragen können oder eine Alternative zur ihrem konventionellen Hörgerät suchen.
Das teilimplantierbare Mittelohr-Hörsystem Vibrant Soundbridge kann in speziellen Fällen eine Alternative zu konventionellen Hörgeräten sein. Da bei der Vibrant Soundbridge der äußere Gehörgang vollständig offen bleibt, ist sie für Personen geeignet, die aus medizinischen Gründen (zum Beispiel wegen chronischer Gehörgangentzündung oder wegen eines Gehörgangekzems) keine Fremdkörper im Gehörgang tolerieren können. Dennoch ist die Vibrant Soundbridge nicht notwendigerweise eine Behandlungsmethode für alle Menschen mit einem Innenohr-Hörverlust, einer Schallleitungsschwerhörigkeit oder mit einer Kombination aus beidem.
Intratympanale Injektionen
Es erfolgt die Applikation von Innenohrtherapeutika über Injektionen durch das Trommelfell (sog. Mini-Myringotomie/intratympanale Injektion). Die Substanzen gelangen dann aus dem Mittelohrraum durch das Phänomen der Osmose über die Trennmembranen zwischen Mittel- und Innenohr in die Innenohrflüssigkeit und können so ihren eigentlichen Wirkort, die Innenohrhaarzellen, erreichen. So kann zum einen bei persistierendem hoch- oder mittelgradigem Innenohrhörverlust (z.B. bei Hörsturz) Cortison in hoher Konzentration lokal appliziert werden. Ebenso kann so in besonderen Fällen bei Vorliegen von M. Menière das lokal toxische Medikament Gentamycin eingebracht werden.
Chirurgie bei M. Menière
- Intratympanle Gentamycinapplikation (s.o.)
- Saccotomie: chirurgisches Verfahren mit dem Ziel der Eliminierung des peripheren Gleichgewichtsorganes bei Versagen aller konservativen Therapien.
Cochlea Implantation
Was ist ein Cochlea Implantat? Ein Cochlea-Implantatsystem (CI) ist ein elektromedizinisches System zur Behandlung von Personen mit hochgradigem Hörverlust, deren Hörnerv noch funktioniert. Es kann sowohl bei prälingual ertaubten Kindern (Ertaubung vor dem Spracherwerb), als auch bei postlingualer (Ertaubung nach dem Spracherwerb) Gehörlosigkeit bei Erwachsenen und Kindern angewandt werden. Die Stimulation von Sinneszellen in der Cochlea ermöglicht es CI-Trägern, Sprache und Geräusche wahrzunehmen und zu verstehen. Bei der Implantation werden operativ Elektroden in das Innenohr (Cochlea) eingesetzt. Damit werden die Voraussetzungen für ein Wieder-hören-können oder ein Hören-lernen ermöglicht.