Anlässlich des Welthypertonietages mit Wiesbadens Herz-Kreislauf- und Bluthochdruck-Spezialisten Prof. Dr. Markus Ferrari, Prof. Dr. Frank Wollenweber, Prof. Dr. Oliver Vonend und Dr. Stefan Haack von den Helios HSK haben wir das Thema Bluthochdruck aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.
Der WHO Report und die deutschen Leitlinien (Quelle Nationale Versorgungsleitline NVL) zu Bluthochdruck sind jüngst erschienen. Sie betonen, dass die Heimblutdruckmessung ein entscheidender Bestandteil der Diagnose und auch der Therapie sein sollen, um die Dunkelziffer zu reduzieren. Darin sind sich auch die Herz-Kreislauf- und Bluthochdruck-Spezialisten der Helios HSK Wiesbaden einig.
„Bei der Messung in einer Arztpraxis wird die Diagnose Bluthochdruck bei 140/90 mmHg gestellt. Bei der Blutdruckmessung zu Hause muss man vom unteren diastolischen und oberen systolischen Wert 5 mmHg abziehen. In häusliche Werte übersetzt, entspricht dies somit einem Wert von 135/85 mmHg. Ist dies nicht der Fall sollten weitere Diagnostik und Therapie erfolgen“, erläutert Prof. Dr. Oliver Vonend, Direktor der Klinik für Nephrologie und Hypertensiologie an den Helios HSK. Generell macht man mit einem Zielblutdruck für die häuslichen Messungen von unter 135/85mmHg sicher nichts falsch. Für verschiedene Altersgruppen können die Ziele sogar noch etwas verfeinert werden, um das Herz-Kreislauf-Risiko weiter zu reduzieren. Jüngere Patienten (<65 Jahre) sollten einen häuslichen Blutdruckzielwert von 130/80 mmHg anstreben. Patienten bis 80 Jahre sollten einen Zielblutdruck von unter 135/85 mmHg erreichen, wobei auch 130/80 mmHg möglich ist, wenn er gut toleriert wird. „Bei älteren Patienten über 80 Jahre sind Blutdruckziele von 135-145/80 mmHg akzeptabel“, spezifiziert sein Kollege Dr. Stefan Haack ebenfalls Direktor der Klinik für Nephrologie und Hypertensiologie an den Helios HSK.
“Ist der Blutdruck in Ruhe höher als 140/80 mmHg, spricht man von Bluthochdruck (Hypertonie)“, erklärt Prof. Dr. Markus Ferrari, Direktor der Klinik für Kardiologie und konservative Intensivmedizin an den Helios HSK. Der Blutdruck muss allerdings in Ruhe gemessen werden – unter Beanspruchung und Sport steigt der Wert an, das ist normal. „Symptome eines kurzfristig zu hohen Blutdrucks können beispielsweise Kopfschmerzen, Schwindel, Atemnot, Herzschmerzen, Leistungsminderung und ein unangenehmes pulssynchrones Gefühl sein. Diese unspezifischen Merkmale werden nicht immer als Hinweis auf Bluthochdruck erkannt. Ein dauerhaft erhöhter Blutdruck kann zu unterschiedlichen Schädigungen führen – sei es an den Blutgefäßen (Arteriosklerose), den inneren Organen (z.B. Nierenkrankheit) oder dem Herzen selber (Herzschwäche)“. Weiter betont Prof. Ferrari, dass in den Industrieländern die Folgeschäden von Bluthochdruck wie Schlaganfall oder koronare Herzkrankheit die Haupttodesursachen darstellen.
Blutdruck kontrollieren und gut einstellen
„Durch einen gut eingestellten Blutdruck kann jeder sein individuelles Risiko einer Herzerkrankung oder eines Schlaganfalls nachhaltig senken“, so Prof. Dr. Markus Ferrari. „Dabei ist es wichtig, seinen Ruheblutdruck zu kennen und regelmäßig zu messen. Bei erhöhten Werten werden vor einer medikamentösen Therapie allgemeine Maßnahmen mit kochsalzarmer Ernährung, Gewichtsnormalisierung und moderatem Ausdauersport empfohlen.“ Insbesondere die tägliche Kochsalzzufuhr übersteigt unseren Bedarf um das drei- bis vierfache. Ein moderater Umgang mit Salz ist also an vielen Stellen empfehlenswert. Die Deutsche Hochdruckliga hat auf ihrer Internetseite weiterführende Informationen sowie ein Blutdrucktagebuch für regelmäßige Selbstmessungen allgemein zugänglich publiziert. „Wenn die Maßnahmen der Lebensstilumstellung nicht den gewünschten Erfolg haben, gibt es zahlreiche Medikamente, welche meist in individueller Kombination einen optimalen Blutdruck herbeiführen können“, so Prof. Ferrari weiter.
Schlaganfall: Risikofaktor Bluthochdruck
„Alle gut durchbluteten Organe werden Opfer von unerkanntem oder nicht gut eingestelltem Bluthochdruck. Hoher Blutdruck ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Ein dauerhaft hoher Blutdruck verursacht Schäden an den Gefäßwänden und fördert die Entstehung der Arterienverkalkung. Je höher der Blutdruck ist und je länger er unerkannt und unbehandelt bleibt, desto größer ist das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden“ so Prof. Dr. Frank Wollenweber, Direktor der Klinik für Neurologie an den Helios HSK. Experten gehen davon aus, dass das Schlaganfall-Risiko mit zunehmendem Blutdruck kontinuierlich bis auf das Fünffache ansteigen kann.
Nierenschäden durch hohen Blutdruck
Etwa 300 Mal am Tag wird das gesamte Blut des Körpers in den Nieren gefiltert und von Schadstoffen befreit. Das geschieht in jeder Niere durch etwa eine Million mikroskopisch kleiner Nierenkörperchen, die jeweils an ein Kanälchen angeschlossen sind, in denen der Urin entsteht. Zusammen werden diese Einheiten als Nephrone bezeichnet. Ein zu hoher Blutdruck kann die Nierenkörperchen zerstören. „Bereits beim gesunden Menschen kommt es im Verlauf des Lebens zu einem stetigen Verlust von Nephronen“, erklärt Prof. Dr. Oliver Vonend. „Bei Menschen mit Bluthochdruck geht das schneller, so dass am Ende nicht mehr genügend Nephrone vorhanden sind, um das Blut ausreichend zu filtern. Bluthochdruck ist somit auch die Hauptursache um an die Dialyse zu kommen“, ergänzt Nierenspezialist Dr. Stefan Haack von der Klinik für Nephrologie und Hypertensiologie an den Helios HSK.
"Unter Behandlung sollte der Blutdruck jedoch nicht unter <120/70mmHg eingestellt werden. Zeigen sich vermehrt solch niedrige Werte, wird eine Drosselung der Bluthochdruck-Medikation empfohlen, um unerwünschte Effekte und Nebenwirkungen zu vermeiden.", erklärt Dr. Haack weiter.
Tipps zur Prävention von Bluthochdruck:
Sport: Mindestens drei Stunden moderates körperliches Training pro Woche steigern die Fitness. In der Folge sinken der periphere Gefäßwiderstand und damit der Blutdruck. Aber auch Krafttraining ist laut neuesten Erkenntnissen erlaubt und hilfreich, den Blutdruck dauerhaft zu senken.
Abnehmen: Bei Übergewicht dringend das Körpergewicht reduzieren. Hierdurch und durch eine obst- und gemüsereiche Kost kann auch das Risiko, einen Bluthochdruck zu entwickeln, gesenkt werden. Durch eine Gewichtsreduktion um ca. 10 Kilogramm kann meist eine blutdrucksenkende Tablette mittelfristig eingespart werden.
Salz sparen: Kochsalzarme Ernährung führt insbesondere bei familiärer Hypertonie und salzsensitiven Hypertonikern zur Blutdrucksenkung.
Alkoholbeschränkung: Maximal 30 g Alkohol sollten Männer und 20 g Frauen an einem Abend zu sich nehmen. Das entspricht einem großen Glas Wein oder einem halben Liter Bier.
Nikotinverzicht: Zigaretten rauchen kann akut den Blutdruck steigern und ist ein weiterer Risikofaktor für Herzkreislauferkrankungen.
Stress verarbeiten: Chronischer, als unangenehm wahrgenommener Stress kann nachweislich über das sympathische Nervensystem die Entwicklung von Bluthochdruck fördern. Sport und Entspannungstechniken sind Gegenmaßnahmen.
Medikamente: Medikamente sollten nur nach Absprache mit dem Hausarzt eingenommen werden. Einige Wirkstoffe können den Bluthochdruck erhöhen, z.B. Cortison, Schmerzmittel oder Hormonpräparate.
Bildunterzeile: Regelmäßige Blutdruckmessung ist ein wichtiger Bestandteil der Prävention von zu hohem Blutdruck Foto: Robert Kneschke - stock.adobe.co