Woran haben Sie geforscht?
Als Assistenzärztin im Fachbereich Hämatologie und Zelltherapie, welcher von Prof. Dr. Bertram Glaß geleitet wird, liegt mein Schwerpunkt auf gut- und bösartigen Erkrankungen des blutbildenden und lymphatischen Systems. Auf der Station behandeln wir unter anderem Krebspatientinnen und -patienten, die eine Chemotherapie, eine Stammzelltransplantation oder eine Immuntherapie – insbesondere eine sogenannte CAR-T-Zelltherapie – benötigen. Die CAR-T-Zelltherapie ist ein hochinnovatives und sehr wirksames Verfahren, bei dem wir den Erkrankten zunächst T-Immunzellen aus dem Blut entnehmen. Diese werden anschließend genetisch so verändert, dass sie in der Lage sind, Tumorzellen zu erkennen. Die modifizierten T-Zellen werden dem Patienten oder der Patientin dann wieder per Infusion ins Blut zurückgeführt und können dort die bösartigen Zellen direkt beseitigen. Dieses Therapieverfahren hat die Behandlung einiger Krebserkrankungen bereits revolutioniert.
In unserem Forschungsprojekt untersuchen wir die Möglichkeit der besagten CAR-T-Zelltherapie für Patientinnen und Patienten, bei denen das zentrale Nervensystem, kurz ZNS, durch ein malignes Lymphom – also einen Tumor, der das lymphatische System betrifft – befallen ist. Diese spezielle Patientengruppe hat häufig eine sehr schlechte Prognose und einen hohen Bedarf an neuen Therapieformen. Bisher wurden diese Patienten jedoch aus den meisten klinischen CAR-T-Zell-Studien ausgeschlossen, sodass wir keine Daten vorliegen haben, ob diese Art der Immuntherapie bei den Erkrankten wirksam sein könnte. Es wäre eine hoffnungsvolle Nachricht für Patientinnen und Patienten mit ZNS-Lymphomen, wenn man CAR-T-Zellen auch bei ihnen erfolgreich anwenden könnte. Um der Frage nachzugehen, haben wir in der Lymphom-Arbeitsgruppe der European Society for Blood and Marrow Transplantation, kurz EBMT, und in Zusammenarbeit mit der GoCART Coalition Daten aus dem großen Register der EBMT zu ebensolchen Patientinnen und Patienten ausgewertet, die mit CAR-T-Zellen behandelt wurden.
Was ist das Ergebnis Ihrer Forschung?
Unsere Datenanalyse hat ergeben, dass die Behandlungsergebnisse nach einer CAR-T-Zelltherapie bei Patientinnen und Patienten mit ZNS-Lymphom vergleichbar sind mit den Ergebnissen von Patientinnen und Patienten mit aggressiven B-Zell-Lymphomen ohne ZNS-Beteiligung; und dass sich auch die Nebenwirkungen in einem ähnlichen Rahmen bewegen. Aufgrund dessen plädieren wir dafür, dass Erkrankte mit wiederkehrendem ZNS-Lymphom zukünftig standardmäßig mit der CAR-T-Zelltherapie behandelt werden und so deren Heilungschancen und die Lebensqualität verbessert werden. An unserem Hämato-onkologischen Zentrum in Berlin-Buch führen wir das auch schon so durch. Da wir unsere Studie bereits auf mehreren Kongressen in Europa und auch in den USA auf dem Jahrestreffen der „American Society of Hematology“ vorstellen durften, erhoffen wir uns, dass wir auch über nationale Grenzen hinaus darauf aufmerksam machen können.
Was war die größte Herausforderung bei Ihrem Forschungsprojekt?
Die größte Herausforderung war und ist der Balanceakt zwischen Familienleben und beruflichem Engagement. Ich habe zwei Kinder im Kita-Alter und einen Mann, der beruflich auch sehr ambitioniert ist. Einerseits ist mir die Zeit mit meiner Familie unglaublich wichtig, andererseits will ich beruflich mit meiner eignen Leistung zufrieden sein – was auch viel Zeit und Energie erfordert. Ich denke, diese Zerrissenheit kennen viele Menschen, die sich in diesem Lebensabschnitt befinden. Zum Glück darf ich in einem Arbeitsumfeld tätig sein, wo ich viel Verständnis und Rückhalt von meinen Kolleginnen und Kollegen sowie meinem Chef erhalte. Und wir haben auch privat ein tolles Support-Netzwerk – ohne Oma und Opa wäre dies nicht möglich.